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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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stellte den Ton leiser und schüttelte die Kissen
    auf. »Nominiert ist er. Aber das heißt noch lange nicht, daß
    er gewählt wird.«
    »Ja, Sir«, sagte Pete.
    »Du drückst dich bewußt unklar aus. ›Ja, Sir‹ ist nicht
    die richtige Antwort, und auch die Art und Weise, wie
    du mir auf dem Stuhl gegenüber sitzt, ist absolut res-
    pektlos.«
    Eine Werbesendung flimmerte über die Mattscheibe:
    »Yeakel Oldsmobile – des Wählers Wahl.«
    »Wie Sie wünschen. ›Ja, Sir, Jack hat zwar einen prächtigen
    Haarschopf, aber gegen Ihren Mann Nixon keine Chance.‹«
    »Schon besser«, sagte Hughes. »Aber ich meine dennoch
    eine gewisse Impertinenz herauszuhören.«
    Pete ließ die Daumenknöchel knacken. »Ich bin herge-
    flogen, weil Sie mich sehen wollten. Ich habe Ihnen einen
    Dreimonatsvorrat Stoff mitgebracht. Sie wol ten mit mir eine
    neue Ausweichstrategie wegen der Vorladung besprechen, aber
    bis jetzt haben Sie nur über die Kennedys geschimpft.«
    »Eine Riesen impertinenz«, sagte Hughes.
    Pete seufzte. »Lassen Sie mich von Ihren Mormonen
    rausschmeißen. Soll doch Duane Spurgeon den Stoff für
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    Sie beschaffen und die Scheißsechsbillionen staatlichen und
    bundesstaatlichen Gesetze übertreten.«
    Hughes zuckte zusammen. Die Schläuche, die in seinen
    Körper führten, spannten sich; die Blutflasche wackelte. How-
    ard der Vampir: der sich Transfusionen reinzog, um sich ein
    langes keimfreies Leben zu sichern.
    »Du bist ein sehr grausamer Mann, Pete.«
    »Nein. Wie ich Ihnen schon mal gesagt habe, bin ich Ihr
    sehr grausamer Mann.«
    »Deine Augen sind noch kleiner und grausamer geworden.
    Du siehst mich andauernd so eigentümlich an.«
    »Ich warte andauernd darauf, daß Sie mich in den Hals
    beißen. Ich hab’ in meinem Leben schon einiges mitgemacht,
    aber Ihre neue Dracula-Masche muß man wirklich gesehen
    haben.«
    Hughes verzog das Gesicht zu einem Scheiß- Lächeln.
    »Nicht weniger erstaunlich ist, daß du Fidel Castro bekämpfst.«
    Pete lächelte. »Sie wollten was Wichtiges mit mir
    besprechen?«
    Der Parteikonvent war auf den Bildschirm zurückgekehrt.
    Die Anhänger von Bad-Back-Jack johlten und vergingen fast
    vor Freude.
    »Du sollst die Ausweichstrategien für die Vorladung über-
    prüfen, die sich die mormonischen Kol egen ausgedacht haben.
    Sie sind mit ein paar äußerst raffinierten –«
    »Das hätten wir telefonisch erledigen können. Seit 57 sor-
    gen Sie dafür, daß man in Sachen TWA nicht vorankommt,
    und ich glaube, daß der Fall dem Justizministerium inzwi-
    schen scheißegal ist.«
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    »Dem mag sein, wie es will, ich habe jetzt einen speziel-
    len Grund, die Abstoßung von TWA so lange wie möglich
    hinauszuzögern.«
    Pete seufzte. Pete sagte: »Ich höre.«
    Hughes klopfte an die Tropfapparatur. Eine rote Blutfla-
    sche erblaßte allmählich zu rosa.
    »Wenn ich die Akten schließlich abstoße, will ich das
    Geld benutzen, um in Las Vegas Hotel-Casinos zu erwerben.
    Ich will große, nicht nachweisbare Barprofite anhäufen und
    die gesunde, bazillenfreie Wüstenluft atmen. Ich werde die
    Hotels von den mormonischen Kollegen verwalten lassen,
    um sicherzustel en, daß umweltgefährdenden Negern höflich,
    aber entschieden der Eintritt verwehrt wird, und ich werde
    eine Cash-Flow-Basis schaffen, von der aus ich in verschiede-
    ne Verteidigungsindustrien diversifizieren kann, ohne meine
    Ursprungsinvestitionen versteuern zu müssen. Ich –«
    Pete schaltete ab. Hughes gab laufend Zahlen von sich:
    Mil ionen, Mil iarden, Bil ionen. Auf dem Fernseher erschien
    Jack K. – was er von sich gab, war auch ohne Ton zu ver-
    stehen: »Wählt mich!«
    Pete überschlug ein paar Dinge im Kopf.
    Da ist Littell in Lake Geneva – und steigt der Pensions-
    kasse nach. Da ist Jules Schiffrin – ein wohlgeachteter älterer
    Gangster aus Chicago. Nicht ganz auszuschließen, daß Jules
    die Pensionskassenbücher in seiner Bleibe aufbewahrt.
    »Du hörst mir nicht zu, Pete«, sagte Hughes. »Hör auf,
    andauernd diesen puerilen Politiker anzustarren, und nimm
    dich zusammen.«
    Pete stel te den Fernseher ab. Haarschopf-Jack verschwand.
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    Hughes hustete. »Schon besser. Du hast das Bürschchen
    mit einer gewissen Bewunderung angesehen.«
    »Wegen seiner Frisur, Boss. Ich hab’ mich gefragt, wie er
    es schafft, daß ihm die Haare so hochstehen.«
    »Du hast ein kurzes Gedächtnis. Und ich eine schwache
    Sicherung, wenn es um ironische Antworten geht.«
    »Echt?«
    »Jawohl. Denk

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