Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Geheim-
    dienstmänner herum – sie hatten das ganze Motel gepachtet.
    Das weiße Telefon Nr. 2 klingelte. Bobby, mit Beschwerden.
    Ein Journalist war per Stabhochsprung in das Anwesen
    gelangt. Eine aufgemotzte Rostlaube mit Nixon-Flaggen fuhr
    den Rasen vor dem Eingang zuschanden.
    Kemper beorderte zwei Bullen zur Villa. Er befahl ih-
    nen, alle Eindringlinge zu verprügeln und ihre Fahrzeuge
    zu beschlagnahmen.
    537
    Das rote Telefon klingelte. Santo Junior, mit dem Neu-
    esten aus der Unterwelt.
    »Illinois steht auf der Kippe«, sagte er. »Sam G. hat sich
    für Jack ins Zeug gelegt.«
    Lenny Sands war auf Wahlurnen-Nachfülltour. Hundert
    Stadträte gingen ihm beim Urnenstopfen zur Hand. Damit
    hatte Jack Cook County im Sturm genommen und konnte
    den Staat gerade eben so um Schamhaaresbreite auf seine
    Seite ziehen.
    Kemper legte auf. Das rote Telefon klingelte erneut. Dies-
    mal war Pete dran, mit weiteren Gerüchten.
    Er behauptete, Mr. Hoover hätte bei Mr. Hughes ange-
    rufen. Mr. Hughes hatte Pete erzählt, daß Marilyn Monroe
    ein recht ungezogenes Mädchen sei.
    Das FBI hörte sie ab. In den letzten beiden Wochen hatte
    sie es mit dem Disc Jockey Allen Freed getrieben, mit Billy
    Eckstine, mit Freddy Otash, mit Rin Tintins Trainer, mit
    Jon »Ramar of the Jungle« Hall, ihrem Swimmingpoolrei-
    niger, zwei Pizzalieferanten, dem Talkmaster Tom Duggan
    und mit dem Ehemann ihrer Hausangestellten – aber nicht
    mit Senator John F. Kennedy.
    Kemper lachte und legte auf. CBS bezeichnete das Rennen
    als »zu knapp, um eine Prognose zu wagen«.
    Weißes Telefon Nr. 1.
    Kemper nahm ab: »Bob?«
    »Ja. Ich rufe nur an, um zu sagen, daß wir im Wahlmän-
    nergremium über einen Riesenvorsprung verfügen, und wenn
    es in Il inois und Michigan klappt, haben wir es wahrschein-
    lich geschafft. Die Affäre um das Hughes-Darlehen hat uns
    538
    geholfen. Ihre ›unbekannte Quelle‹ sollte wissen, daß der
    Hinweis mit ins Gewicht fiel.«
    »Besonders begeistert klingen Sie nicht.«
    »Ich mag es erst glauben, wenn es offiziell ist. Und Vater
    hat gerade einen Freund verloren. Er war jünger als er, daher
    geht ihm der Verlust recht nahe.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Jules Schiffrin. Ich glaube, Sie sind ihm vor ein paar
    Jahren einmal begegnet. Er starb in Wisconsin an einem
    Herzschlag. Er kam nach Hause, sah, daß bei ihm einge-
    brochen war, und fiel einfach um. Ein Freund von Vater in
    Lake Geneva, namens –«
    »Lake Geneva?«
    »Richtig. Nördlich von Chicago. Kemper …«
    Wo Littell zusammengeschlagen worden war. Schiffrin: ein
    Ganove aus Chicago.
    »Kemper …«
    »Tut mir leid, ich war zerstreut.«
    »Ich wollte Ihnen was sagen …«
    »Wegen Laura?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie zögern niemals mit einer Äußerung, es sei denn, es
    betrifft Laura.«
    Bobby räusperte sich. »Rufen Sie bei ihr an. Sagen Sie
    ihr, wir wären ihr sehr verbunden, wenn sie sich ein Weil-
    chen von der Familie fernhält. Ich bin überzeugt, sie wird
    das verstehen.«
    Court Meade hatte behauptet, Littel sei verschwunden. Das
    konnte ein Zufall sein, aber –
    539
    »Kemper, hören Sie mir zu?«
    »Ja.«
    »Rufen Sie Laura an. Seien Sie freundlich, aber entschieden.«
    »Wird erledigt.«
    Bobby legte auf. Kemper griff zum roten Telefon und
    verlangte eine Nummer: Chicago, BL8-4908.
    Er wurde durchgestel t. Er hörte es zweimal Klingeln und
    dann ganz schwach das doppelte Klicken der Abhörvorrichtung.
    »Hallo?« sagte Littell.
    Kemper hielt die Hand über die Muschel.
    »Bist du’s, Boyd?« sagte Littell. »Meldest du dich bei mir,
    weil du die Hosen voll hast oder weil du meinst, ich hätte
    was, was du haben möchtest?«
    Kemper hing ab.
    Ward J. Littell – Jesus Christus, scheiß drauf.
    540
    55

    (Miami, 9. 11. 60)
    Guy Banister brüllte ins Telefon. Pete spürte, wie ihm die
    Ohren klangen.
    »Wir stehen kurz vor einer neuen Ära papistischer Hege-
    monie. Er mag Nigger und Juden und ist schon als Kongreß-
    abgeordneter ein verkappter Kommunistenfreund gewesen.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß so einer gewonnen hat.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß das amerikanische Volk
    auf so einen Scheiß –«
    »Zur Sache, Guy. Also J. D. Tippit soll was rausgekriegt
    haben.«
    Banister drosselte seine Erregung. »Ich hab’ völ ig vergessen,
    daß ich dir was sagen wollte. Und ich hab’ völlig vergessen,
    daß du ein verkappter Kennedy-Freund bist.«
    »Ich steh’ auf seine Frisur«, sagte Pete. »Da

Weitere Kostenlose Bücher