Ein amerikanischer Thriller
krieg’ ich
jedesmal ’nen Steifen.«
Banister legte erneut los. Pete schnitt ihm das Wort ab.
»Es ist 8 Uhr früh, verdammt noch mal. Ich habe mehrere
Taxibestellungen auf Halde, und drei Fahrer sind krankge-
schrieben. Komm endlich zur Sache.«
»Ich will, daß sich Dick Nixon durchsetzt, daß noch mal
gezählt wird.«
»Guy –«
»Dann eben nicht. Boyd hätte dir ausrichten sollen, daß
du dir Wilfredo Delsol vorknöpfen sollst.«
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»Hat er auch.«
» Hast du dir ihn vorgeknöpft?«
»Nein. Ich hatte zu tun.«
»Tippit hat mitgekriegt, daß Delsol mit ein paar Castro-
Leuten gesehen worden ist. Er ist uns jedenfalls eine Erklä-
rung schuldig.«
»Ich schau’ mal bei ihm vorbei.«
»Tu das. Und wo du schon dabei bist, besorg dir gefälligst
ein bißchen politischen Grips.«
Pete lachte. »Jack ist ein ganzer Kerl. Ich krieg’ schon
einen Steifen, wenn ich nur an sein Haar denke.«
Pete fuhr zu Wilfredos Wohnung und klopfte an die Tür.
Delsol öffnete im Unterhemd.
Er hatte Ringe unter den Augen. Er war abgemagert.
Er wirkte derart übernächtigt, als könne er sich kaum
aufrechthalten.
Er erschauerte und griff sich an die Eier. Er bemühte
sich, einen klaren Kopf zu kriegen, und war auf einmal
hellwach.
»Jemand hat dir was Schlimmes über mich erzählt.«
»Weiter.«
»Du kommst nur, um Leute einzuschüchtern.«
»Richtig. Oder um sie dazu zu bringen, etwas zu erklären.«
»Frag.«
»Du wurdest mit ein paar Castro-Anhängern gesehen.«
»Das stimmt.«
»Und?«
»Und sie haben gehört, wie mein Cousin Tomás gestorben
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ist. Die Castro-Leute haben gemeint, sie könnten mich dazu
bringen, den Kader zu verraten.«
»Und?«
»Und ich habe ihnen gesagt, ich fände das, was Tomás
passiert ist, abscheulich, aber Fidel Castro fände ich noch
abscheulicher.«
Pete lehnte sich an die Tür. »Für Schnellbootfahrten hast
du nicht viel übrig.«
»Ein paar Milizsoldaten zu töten, bringt doch nichts.«
»Und wenn du einer Invasionseinheit zugeteilt wirst?«
»Bin ich dabei.«
»Und wenn ich dir befehle, einen der Burschen umzulegen,
mit denen du gesehen wurdest?«
»Sag’ ich dir, daß Caspar Blanco zwei Häuser weiter wohnt.«
»Töte ihn«, sagte Pete.
Pete fuhr durch Niggertown – ausschließlich zu seinem eige-
nen Scheißvergnügen. Im Radio liefen nur Wahlnachrichten.
Nixon gestand seine Niederlage ein. Madame Nixon ver-
kündete irgendwelchen Schwachsinn. Bad-Back-Jack dankte
seinen Mitarbeitern und gab bekannt, daß Mrs. Bad-Back
schwanger war.
Jack sprach von den neuen Herausforderungen. Fulo wurde
beim Schuhputzmann eine Riesenladung Stoff los.
Eine elektronische Anzeigetafel brachte neueste Nachrichten.
Schüsse vor Coral Gables Bodega! Toter von der Polizei
als Caspar Ramon Blanco identifiziert!
Pete lächelte. Der 8. November 1960 war ein wahrhaft
toller Tag.
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Er schaute nach dem Mittagessen bei Tiger Kab vorbei. Teo
Paez verscherbelte auf dem Parkplatz Fernseher: heiße Ware
für zwanzig Eier das Stück.
Die Geräte waren an einen Stapel Batterien angeschlossen.
Jack K. strahlte auf zwei Dutzend Bildschirmen.
Pete mischte sich unter die Interessenten. Jimmy Hoffa
drängte sich durch die Menge, an dem schönen, kühlen Tag
war er schweißgebadet.
»Tag, Jimmy.«
»Grins nicht so blöd. Ich weiß genau, daß du und Boyd
für die mösenleckende Schwuchtel wart.«
»Mach dir keine Sorgen. Der legt den Kleinen Bruder an
die ganz kurze Leine.«
»Als ob das meine einzige Sorge wäre.«
»Was willst du damit sagen?«
»Daß Jules Schiffrin tot ist. In seine Villa in Lake Gene-
va wurde wegen irgendwelcher scheißunbezahlbarer Bilder
eingebrochen, dabei sind irgendwelche scheißunbezahlbaren
Dokumente draufgegangen. Jules hat einen Herzschlag ge-
kriegt, und unser Zeugs ist wahrscheinlich im Scheißkeller
irgendeines Scheißdiebs abgefackelt worden.«
LITTELL. Ganz klar hundertprozentig übergeschnappt.
Pete fing an zu lachen.
»Was ist daran so scheißkomisch?« sagte Hoffa.
Pete brüllte vor Lachen.
»Hör auf zu lachen, Scheißfranzmann«, sagte Hoffa.
Pete konnte nicht aufhören. Hoffa zog die Waffe und
schoß Haarschopf-Jack auf sechs Fernsehern über den Haufen.
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(Washington, D. C., 13. 11. 60)
Der Postbote brachte einen eingeschriebenen Eilbrief. Er trug
den Poststempel Chicago und wies keinen Absender auf.
Kemper öffnete den Umschlag. Die eine Seite war sauber
getippt.
Ich habe die
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