Ein amerikanischer Thriller
Ihren
Informationen über Kemper Boyds verdeckte Ermittlungen
an die Öffentlichkeit gehen, so garantiere ich Ihnen, daß
weder Ihre Tochter Susan noch Helen Agee jemals Recht
praktizieren werden und daß die zufäl ige Übereinstimmung
Ihrer dreiwöchigen Absenz mit dem Zeitpunkt des schweren
Einbruchs in Jules Schiffrins Villa bei Lake Geneva Schlüs-
selfiguren des organisierten Verbrechens mitgeteilt wird, die
besagter Zufall nachdenklich stimmen dürfte. Wie es Ihren
linken Sympathien und Ihrer Betroffenheit angesichts der
finanziel Ruinierten und moralisch Geschädigten entspricht,
werden Sie nun an einem Ort ausgesetzt, wo Sie mit Ihrem
Hang zur Selbstverleugnung und Selbstkasteiung und Ih-
rem Sinneswandel vol kommenes Verständnis finden werden.
Fahrer, halten Sie an.«
Die Limousine verlangsamte die Fahrt. Die Handschel en
und Fußketten wurden gelöst.
Er wurde zur Tür hinausgezerrt. In einen Straßengraben
in der South Side geworfen.
Säufer kamen herbei und guckten ihn sich an. Was nun,
weißer Mann?
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DOKUMENTENEINSCHUB: 18. 12. 60. Persönliches
Schreiben. Kemper Boyd an den designierten Justiz-
minister Robert F. Kennedy.
Lieber Bob,
zunächst einmal möchte ich Ihnen gratulieren. Sie
werden bestimmt ein großartiger Justizminister, und
ich sehe schon, wie Jimmy Hoffa und gewisse andere
Leute endlich ihr verdientes Schicksal ereilt.
Apropos Hoffa: Ich schreibe Ihnen, um den ehema-
ligen FBI-Agenten Ward J. Littell für eine Stelle im
Justizministerium zu empfehlen. Littell (das Phantom
von Chicago, das seit Anfang 1959 unter der Hand
für uns gearbeitet hat) hat eine bundesstaatliche Zu-
lassung als Anwalt. Er wird neues Beweismaterial
gegen das organisierte Verbrechen und die Teamster
in sein Amt mitbringen.
Ich weiß, daß Littell seit einiger Zeit nicht mehr mit
Ihnen Verbindung aufgenommen hat, hoffe aber, daß
dies Ihre Begeisterung für ihn nicht mindern wird.
Er ist ein hervorragender Jurist und ein erbitterter
Kämpfer gegen das organisierte Verbrechen.
Mit freundlichen Grüßen
Kemper
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DOKUMENTENEINSCHUB: 21. 12. 60 Persönliches
Schreiben: Robert F. Kennedy an Kemper Boyd.
Lieber Kemper,
was Ward Littell betrifft, ist meine Antwort ein
entschiedenes »Nein«. Ich habe einen Bericht von
Mr. Hoover erhalten, der, einseitig wie er ist, Littell
überzeugend als Alkoholiker mit ultralinken Tendenzen
charakterisiert. Mr. Hoover legte außerdem Beweis-
materialien bei, die den Schluß zulassen, daß Littell
Bestechungsgelder von Mitgliedern der Chicagoer
Unterwelt entgegennahm. Damit ist sein vermeintli-
ches Beweismaterial gegen Gangster und Teamster
in meinen Augen hinfällig geworden.
Mir ist klar, daß Littell Ihr Freund ist und daß er
zeitweilig sehr eifrig für uns gearbeitet hat. Doch, um
das klarzustellen, wir können es uns nicht leisten, neue
Mitarbeiter einzustellen, die auch nur im geringsten
belastet sind.
Betrachten wir die Angelegenheit Littell als been-
det. Ihnen bleibt die Möglichkeit eines Postens in der
Kennedy-Administration unbenommen, und ich denke,
Sie werden mit der Tätigkeit zufrieden sein, die der
gewählte Präsident und ich für Sie vorgesehen haben.
Gruß
Bob
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DOKUMENTENEINSCHUB: 17. 1. 61. Persönliches
Schreiben: J. Edgar Hoover an Kemper Boyd.
Lieber Kemper,
einen dreifachen Glückwunsch.
Erstens waren Ihre jüngsten Ausweichmanöver
hervorragend.
Zweitens hat mich Ihr Marilyn-Monroe-Streich eine
ganze Weile auf Trab gehalten. Sie haben damit ei-
nen regelrechten Mythos geschaffen! Mit etwas Glück
wird er, mit Hush-Hush zu reden, ins »Pantheon des
Schlüssellochs« eingehen!
Drittens, meinen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung als
Justitiar mit wechselnden Funktionen im Justizministerium.
Meine Informanten teilen mir mit, Sie würden sich nun auf
Wahlrechtsmißbrauch in den Südstaaten konzentrieren. Wie
passend! Jetzt können Sie sich mit der gleichen Energie,
mit der Sie sich der rechtslastigen Kubaner angenommen
haben, für linkslastige Neger verwenden.
Mir scheint, Sie haben Ihr Metier gefunden. Ich
kann mir kaum eine Tätigkeit denken, die für einen
Mann mit derart unterentwickeltem Loyalitätsemp-
finden passender wäre.
Ich hoffe, wir werden bei Gelegenheit wieder zu-
sammenarbeiten können.
Ihr Ihnen stets verbundener
JEH
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(New York City, 20. 1. 61)
Sie hatte geweint. Tränenspuren hatten ihr Make-up ruiniert.
Er hielt ihr einen kleinen
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