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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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uns
    ausschließlich auf die Invasionslogistik konzentrieren
    müssen. Dafür sollten Sie sich ohne weiteres frei neh-
    men können. Miami ist von Anniston gut erreichbar,
    und Sie können Kleinem Bruder erzählen, daß Sie von
    Mr. H. hinbeordert wurden, um Pro-Castro-Aktivitäten
    zu überwachen.
    Ich muß mit einer etwas peinlichen Anfrage
    schließen.
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    Carlos M. hat Guy Banister 300.000 Dollar zusätz-
    lich für Waffen zur Verfügung gestellt. Der Mann ist
    ein großer Freund der Sache und macht sich (meiner
    Ansicht nach berechtigte) Sorgen in bezug auf Kleinen
    Bruder. Können Sie rauskriegen, was Bobby in Sachen
    Carlos vorhat?
    Besten Dank im voraus. Bis morgen in Blessington.
    John
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    (Blessington, 10. 2. 61)
    Die Augen links, die Augen rechts! Präsentiert das Gewehr!
    Der Exerzierplatz funkelte. Die Rekruten bewegten sich
    wie eine lateinamerikanische Revuetruppe – jede Bewegung
    im Takt.
    Lockhart bellte die Kommandos. Néstor spielte den
    Fahnenträger. Das Sternenbanner und das Pitbull-Monster
    flatterten im Wind.
    Ein weißbehandschuhter Pete nahm die Parade ab. Ihm
    folgten Richard Bissell und John Stanton – zivile Spießer
    in Tweedanzügen.
    Die Rekruten trugen frisch gestärkte Drillichanzüge und
    Chromhelme. Fulo, Paez, Delsol und Gutiérrez bildeten die
    Führungsflanke.
    Boyd schaute vom Bootssteg aus zu. Er wollte nicht, daß
    ihn die gewöhnlichen Rekruten kennenlernten.
    Pete inspizierte die Waffen und reichte sie zurück. Bissell
    klopfte auf Schultern und lächelte. Stanton unterdrückte
    ständig ein Gähnen – er wußte, daß das alles nur PR-
    Masche war.
    »Gewehrrrrr über! Standarrrrrtenträger vor!«
    Vierundvierzig Läufe hoben sich. Chasco marschierte zehn
    Schritt vor und machte auf dem Absatz kehrt.
    Chasco salutierte. Chasco streckte den Arm mit der Flagge.
    »Rührt euch!« brüllte Lockhart. Die Männer ließen die
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    Gewehre nacheinander fallen und brachten eine beeindru-
    ckende Wellenbewegung zustande.
    Bissell staunte. Stanton klatschte.
    Boyd schaute sich Chasco an. Stanton hatte den kleinen
    Scheißer zum gnadenlosen Rächergott aufgebaut.
    Chasco fraß Tarantelfleisch und trank Pantherpisse. Chasco
    killte Rote von Rangoon bis Rio.
    Chasco hustete und spuckte auf den Boden. »Es ist mir eine
    Freude, heute bei euch in Amerika sein zu dürfen. Es ist mir
    eine Ehre, den Tyrannen Fidel Castro bekämpfen zu können,
    und eine Ehre, euch Señor Richard Bissell vorzustellen.«
    Jubelgeschrei aus fünfzig Kehlen. Es klang wie eine
    Lokomotive.
    CHOO – CHOO – CHOO – Bissel bedeutete Schweigen:
    »Señor Chasco hat recht. Fidel Castro ist ein mörderischer
    Tyrann, der ein bißchen gedeckelt gehört. Ich bin hier, um
    euch zu sagen, daß wir das tun werden und zwar in nicht
    allzuferner Zukunft.«
    CHOO – CHOO – CHOO – CHOO – CHOO – Bissell
    wedelte mit der Hand durch die Luft à la Kennedy. »Eure
    Moral ist gut, und das ist verdammt gut so. Und Leute mit
    verdammt hoher Moral sind auch in Kuba zu finden, und
    was mich angeht, würde ich sie gegenwärtig der Kampfkraft
    von drei oder vier Brigaden gleichsetzen. Ich meine die Ku-
    baner auf der Insel, die nur darauf warten, daß Ihr einen
    Brückenkopf bildet und ihnen den Weg zu Fidel Castros
    Unterschlupf zeigt.«
    CHOO – CHOO – CHOO – CHOO – CHOO – »Ja-
    wohl Männer, Ihr werdet gemeinsam mit vielen anderen als
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    Invasionsstreitmacht in eurer Heimat landen und sie befreien.
    Ihr werdet euch mit Castro-Gegnern auf der Insel vereinigen
    und Fidel Castro stürzen. Wir haben beinahe sechzehnhun-
    dert Mann in Guatemala, Nicaragua und an der Golfküste
    stationiert, allesamt in Hochform und marschbereit. Ihr
    gehört zu diesen Truppen. Ihr seid eine Eliteeinheit, die in
    vorderster Front kämpfen wird. Ausgemusterte B-26 werden
    euch unterstützen, und eine Nachschubeinheit der US-Navy
    wird eure Boote in eure Heimat geleiten. Ihr werdet siegen.
    Weihnachten werdet Ihr mit euren Lieben im befreiten Kuba
    feiern.«
    Pete gab das Zeichen. Ein Salut aus vierundvierzig Ge-
    wehren verschlug Bissell die Sprache.
    Stanton lud im Breakers Motel zum Lunch. Nur für Weiße
    – Pete, Bissell, Boyd, Chuck Rogers.
    Der Schuppen gehörte Santo Junior. Die Blessington-Leute
    hatten unbegrenzten Kredit. Im Coffee Shop wurde klebriger
    Italofraß serviert – das letzte.
    Sie hatten den Tisch mit der besten Aussicht besetzt.
    Bissell übernahm das Gespräch – außer ihm kam niemand
    zu

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