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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Wort. Pete hatte sich neben Boyd gesetzt und stocherte
    lustlos in einem Teller Linguine herum.
    Chuck verteilte Bierflaschen. Boyd schob Pete einen Zettel
    zu.
    Ich mag Chasco. Einer von den Kleinen, die ums Verre-
    cken nicht unterschätzt werden wollen, genau wie W. J.
    Littell. Können wir ihn beauftragen, Fidel umzulegen?
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    Pete antwortete ihm auf seiner Serviette.
    Fidel und WJL gleich mit. Jimmy hat die Hosen gestri-
    chen voll, weil die Pensionskassenbücher geklaut wurden,
    und nur wir wissen, wer’s war. Läßt sich da nichts machen?
    Boyd kritzelte ein großes NEIN auf die Speisekarte. Pete
    lachte laut auf.
    Bissell war pikiert. »Habe ich etwas Komisches gesagt,
    Mr. Bondurant?«
    »Nein, Sir. Durchaus nicht.«
    »Das will ich meinen. Ich habe gerade gesagt, daß sich
    Präsident Kennedy mehrmals Bericht erstatten ließ, aber über
    das Invasionsdatum nach wie vor zu keinerlei Entscheidung
    gelangt ist, was ich entschieden nicht zum Lachen finde.«
    Pete schenkte sich ein Bier ein. »Mr. Dul es beschreibt den
    Präsidenten als ›enthusiastisch, aber vorsichtig‹«, sagte Stanton.
    Bissell lächelte. »Dann werden wir eben unsere Geheim-
    waffe einsetzen, nämlich Mr. Boyd. Er ist unser Mann bei
    Kennedy, und wenn es wirklich hart auf hart geht, kann er
    immer noch seine Geheimverbindung zur CIA offenbaren und
    direkt und unverblümt für unseren Invasionsplan eintreten.«
    Pete versuchte, sich den Anblick einzuprägen: Boyd, der
    auf einmal alle seine Felle davonschwimmen sah.
    Stanton griff ein. »Mr. Bissell macht nur Spaß, Kemper.«
    »Das weiß ich doch. Und ich weiß, daß er begreift, wie
    komplex unser Beziehungsgeflecht unterdessen geworden ist.«
    Bissell spielte mit seiner Serviette. »Ich bin mir dessen
    durchaus bewußt, Mr. Boyd und auch der Generosität, die
    Mr. Hoffa, Mr. Marcello und ein paar andere italienische
    Gentleman der Sache gegenüber bewiesen haben, und ich bin
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    mir auch des Einflusses bewußt, über den Sie im Kennedy-
    Lager verfügen. Und als Hauptverbindungsmann des Präsi-
    denten in Sachen Kuba weiß ich auch, daß Fidel Castro und
    der Kommunismus wesentlich schlimmer sind als die Mafia,
    obwohl ich selbstverständlich nicht einmal im Traum daran
    denken würde, Sie zu ersuchen, sich für unsere Freunde zu
    verwenden, weil Sie dies eventuell ein Stückchen Glaub-
    würdigkeit bei Ihren angebeteten Kennedys kosten könnte.«
    Stanton ließ den Suppenlöffel fallen. Pete atmete vooo-
    oorsichtig aus.
    Boyd grinste übers ganze Gesicht. »Bin ich froh, daß
    Sie das so sehen, Mr. Bissell. Denn wenn Sie mich darum
    hätten ersuchen wol en, hätte ich mich zu meinem Bedauern
    gezwungen gesehen, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Sie
    mich am Arsch lecken können.«
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    (Washington, D. C., 6. 3. 61)
    Er genehmigte sich drei Gläser pro Nacht – nicht mehr, nicht
    weniger. Er war von Whiskey auf Gin umgestiegen. Der
    Mangel an Quantität wurde durch das intensivere Brennen
    wettgemacht. Drei Glas, und sein Haß erstarkte. Vier und
    mehr, und der Haß war erlahmt.
    Er trank stets vor dem Dielenspiegel. Der war angelaufen
    und gesprungen – seine neue Wohnung war billig möbliert.
    Littell trank die Gläser in einem Zug aus – eins, zwei,
    drei. Er glühte – und ging mit sich selber ins Gericht.
    In zwei Tagen wirst du achtundvierzig. Helen hat dich
    verlassen.
    J. Edgar Hoover hat dich beschissen – du hast ihn be-
    schissen, und er hat es dir mit Zinseszinsen heimgezahlt.
    Du hast dein Leben umsonst aufs Spiel gesetzt. Robert
    F. Kennedy hat dich abblitzen lassen. Du bist zu Fuß in die
    Höl e und wieder zurück, nur um einen Standard-Absagebrief
    zu bekommen.
    Du hast versucht, mit Bobby direkt in Verbindung zu
    treten. Wurdest von Assistenten weggescheucht. Du hast
    Bobby vier Briefe geschrieben. Keine Antwort.
    Kemper hat versucht, dir Arbeit im Justizministerium zu
    besorgen. Bobby hat abgelehnt – der angebliche Hoover-Hasser
    kriecht Hoover in den Arsch. Hoover hat ganze Arbeit ge-
    leistet: Keine Kanzlei oder Universität wird dich beschäftigen.
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    Kemper weiß, daß du die Pensionskassenbücher hast. Eure
    Beziehung wird nun von seiner Angst bestimmt.
    Du hast dich in ein Jesuiten-Refugium in Milwaukee
    zurückgezogen. Die Zeitungen haben deinen wagemutigen
    Einbruch gelobt:
    VILLA IN LAKE GENEVA VON GEHEIMNISVOL-
    LEM KUNSTDIEB AUSEINANDERGENOMMEN!
    Du hast den Schnaps ausgeschwitzt. Dir ein paar Muskeln
    zugelegt. Du hast Geheimschriften

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