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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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den Rücken gefesselt. Über ihre Rücken rannte
    ein Kommunistenschwein mit einer Kettensäge.
    Pete sah, wie sich die Sägezähne hineinfraßen. Pete sah,
    wie das Blut hochspritzte. Pete sah, wie ihre Köpfe ins Was-
    ser rollten.
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    Flammen schlugen zum Flugzeug empor – nur um Zen-
    timeter daran vorbei.
    Chuck setzte die Kopfhörer ab. »Kennedy lehnt einen
    zweiten Luftschlag ab und will keine US-Truppen schicken,
    um unseren Jungs zu helfen!«
    Pete zielte mit der Magnum aus dem Fenster. Ein Flam-
    menstoß schlug sie ihm aus der Hand.
    Direkt unter ihnen peitschten Haie durchs Wasser. Das
    fette Kommunistenschwein winkte mit einem abgeschnit-
    tenen Kopf.
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    (Ländliches Guatemala, 18. 4. 61)
    Ihr Zimmer grenzte an die Funkbaracke. Durch die Wände
    drangen ungebeten die neuesten Nachrichten von der Invasion.
    Marcel o versuchte zu schlafen. Littel versuchte, Abschiebe-
    Bestimmungen zu studieren.
    Kennedy verweigerte die Genehmigung zu einem zweiten
    Luftschlag.
    Die Rebellen wurden am Strand gefangengehalten und
    abgeschlachtet. Die Reservetruppen wiederholten ihren
    Schlachtruf: »SCHWEINE! SCHWEINE! SCHWEINE!
    SCHWEINE! SCHWEINE!« Das dumme Wort schallte
    durchs ganze Kasernenviertel.
    Rechtsextremer Wahn: eher verstörend. Eher wohltuend:
    die steigende Verachtung für John F. Kennedy.
    Littell beobachtete, wie Marcello sich im Schlaf hin- und
    herwarf. Er teilte den Schlafraum mit einem Mafiaboss –
    eher erstaunlich.
    Das Täuschungsmanöver hatte geklappt. Carlos ging die
    Bücher durch und erkannte seine eigenen Pensionskassen-
    transaktionen. Seine Dankbarkeit wuchs ins Außerordentliche.
    Carlos’ Anwaltsschulden wurden immer größer. Seine
    Sicherheit hatte Carlos einem ehemaligen FBI-Gangsterjäger
    zu verdanken.
    Heute früh hatte Guy Banister angerufen. Mit brandhei-
    ßen Neuigkeiten: Bobby Kennedy weiß, daß Carlos sich in
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    Guatemala versteckt hält. Bobby übte diplomatischen Druck
    aus. Der Premierminister von Guatemala beugte sich. Carlos
    sollte abgeschoben werden, »nur nicht sofort«.
    Banister hatte ihn stets einen Schwächling genannt. Jetzt,
    am Telefon, verhielt er sich geradezu unterwürfig.
    Marcello fing an zu schnarchen. War drauf und dran, im
    monogrammverzierten Seidenpyjama vom Feldbett zu purzeln.
    Littel hörte Schreie und Schlaggeräusche hinter der Wand.
    Er sah das Bild vor sich: Männer, die auf Tische hauen und
    Gegenstände durch den Raum kicken.
    »Ein Reinfall.« – »Der Angsthase weiß nicht, was er will.«
    – »Er weigert sich, Flugzeuge oder Schiffe auszusenden, um
    den Männern am Strand Feuerschutz zu geben.«
    Littell ging nach draußen.
    Die Soldaten hatten sich in einen neuen Sprechgesang
    hineingesteigert.
    »KEN-NEDY, SAG NICHT NEIN! KEN-NEDY,
    SCHICK UNS REIN!«
    Sie rannten um den Exerzierplatz. Schütteten Gin und
    Wodka in sich hinein, warfen Pillen ein und spielten mit
    Medikamentenflaschen Fußball.
    Die Offiziersmesse war geplündert. Die Tür zur Felda-
    potheke zu Brei getreten.
    »KEN-NEDY, SCHICK UNS REIN! KEN-NEDY IST
    EIN SCHWEIN!«
    Littell ging hinein und griff zum Telefon an der Wand.
    Zwölf Geheimzahlen, und er war direkt mit Tiger Kab
    verbunden.
    » Sí «,sagte der Mann. »Tiger Kab?«
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    »Ich möchte Kemper Boyd sprechen. Sagen Sie ihm, Ward
    Littell ist am Apparat.«
    » Sí. Einen Augenblick.«
    Littell knöpfte sich das Hemd auf – die Luftfeuchtigkeit
    war entsetzlich. Carlos murmelte in seinem Alptraum etwas
    vor sich hin.
    Kemper nahm ab. »Was ist los, Ward?«
    »Was ist bei dir los? Du klingst gestreßt.«
    »Unruhen überall im Kubanerviertel, und die Invasion
    läuft schief. Ward, was ist los?«
    »Carlos soll angeblich von der Regierung von Guatemala
    gesucht werden. Bobby Kennedy weiß, daß er hier ist, und
    ich glaube, wir sollten ihn irgendwo anders hinbringen.«
    »Mach das. Miet eine Wohnung in der Nähe von Gu-
    atemala City, ruf mich an, und gib mir die Telefonnum-
    mer durch. Ich lass’ dich von Chuck Rogers abholen und
    irgendwohin fliegen. Ward, ich kann jetzt nicht sprechen.
    Ruf mich an, wenn –«
    Sie wurden unterbrochen. Überlastete Leitungen – eher
    ärgerlich. Eher amüsant – ein eher überstrapazierter Kemper
    C. Boyd.
    Littell ging nach draußen. Eher unzweideutig – der
    Sprechgesang:
    »KEN-NEDY IST EIN SCHWEIN! KEN-NEDY
    KRIECHT FIDEL REIN!«
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    (Miami, 18. 4. 61)
    Kemper mischte Stoff. Néstor mischte Gift. Sie arbeiteten
    Seite an Seite an zwei

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