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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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gottverlassene elende
    Eiland ganz fürchterlich.«
    Littell rückte die Krawatte zurecht. »Mir sehr recht. Weil
    mir alles stinkt, außer daß Bobby Kennedy stets einen Schritt
    hinter Ihnen und Carlos herhinkt.«
    Hoffa lächelte. »Für Bobby Kennedy haben Sie mal was
    übrig gehabt. Sie sollen ihn mal richtiggehend bewundert
    haben.«
    »Grundsätze kommen und gehen, Jimmy. Das haben Sie
    selber gesagt.«
    Hoffa ließ den Briefbeschwerer fal en. »Richtig. Es ist auch
    scheißrichtig, daß ich Bobby was voraushaben muß. Und
    daß Sie seinerzeit die Abhöraktion gegen Kennedy, die Pete
    Bondurant für mich ’58 organisiert hat, haben platzen lassen.«
    Littell zwang seinem verzerrten Gesicht ein Lächeln ab.
    »Ich wußte nicht, daß Sie das wußten.«
    »Offensichtlich weiß ich’s. Und habe Ihnen ebenso scheiß-
    offensichtlich vergeben.«
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    »Und wollen es ebenso offensichtlich noch mal versuchen.«
    »Richtig.«
    »Rufen Sie Pete an, Jimmy. Ich persönlich kann wenig mit
    ihm anfangen, aber er ist der beste Erpresser weit und breit.«
    Hoffa lehnte sich über den Schreibtisch. Die Hosenbeine
    rutschten ihm hoch, und billige weiße Socken kamen zum
    Vorschein.
    »Ich will dich mit dabeihaben.«
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    (Los Angeles, 4. 2. 62)
    Pete rieb sich den Nacken. Völlig verkrampft und steif – in
    dem Flugzeug hatten sie Zwergensitze gehabt.
    »Ich springe, wenn du mit den Fingern schnippst, Jimmy,
    aber mich nur für Kaffee und Kuchen ans andere Ende des
    Kontinents zu bestellen, ist ein bißchen viel verlangt.«
    »Ich meine, wir sol ten die Geschichte in L. A. aufziehen.«
    »Welche Geschichte?«
    Hoffa tupfte sich die Eclairfül ung von der Krawatte. »Das
    wirst du früh genug erfahren.«
    Pete hörte Geräusche in der Küche. »Wer treibt sich da
    rum?«
    »Ward Littell. Setz dich, Pete. Du machst mich nervös.«
    Pete ließ die Kleidertasche fallen. Das Haus stank durch-
    dringend nach Zigarren – Hoffa stellte es Teamstern auf
    Durchreise für heiße Nächte zur Verfügung.
    »Littell, so ein Scheiß. Den hab’ ich gefressen.«
    »Na, komm schon. Laß die alten Geschichten ruhen.«
    Neue Geschichten: Dein Rechtsanwalt hat dir deine Pen-
    sionskassenbücher geklaut – Littell kam herein. Hoffa, ganz
    Friedensstifter, hob die Hände. »Jungs, seid nett zueinander.
    Ich weiß schon, warum ich euch beide zusammenbringe.«
    Pete rieb sich die Augen. »Ich habe viel zu tun und habe
    für diesen Frühstücksklatsch die ganze Nacht im Flugzeug
    gesessen. Nenn mir einen guten Grund, wieso ich mich mit
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    zusätzlichen Aufgaben belasten soll, oder ich mache auf der
    Stelle kehrt und fahre zum Flughafen zurück.«
    »Sag’s ihm, Ward«, sagte Hoffa.
    Littel wärmte sich die Hände an einer Kaffeekanne. »Bob-
    by Kennedy macht Jimmy schwer zu schaffen. Wir wollen
    rufschädigende Tonbandaufnahmen von Jack und ihn damit
    dazu bringen, Bobby auszuschalten. Hätte ich mich seiner-
    zeit nicht eingemischt, hätte die Shoftel-Operation vielleicht
    geklappt. Ich glaube, wir sollten es noch einmal versuchen
    und eine Dame rekrutieren, die Jack so sehr interessiert, daß
    er eine längerfristige Affäre mit ihr anfängt.«
    Pete verdrehte die Augen. »Du willst den Präsidenten der
    Vereinigten Staaten mit einer Erpressung über den Tisch
    ziehen?«
    »Genau.«
    »Du, ich und Jimmy?«
    »Du, ich, Fred Turentine und die von uns engagierte Frau.«
    »Und da gehst du mir nichts, dir nichts davon aus, daß
    wir einander trauen können?«
    Littell lächelte. »Wir beide hassen Jack Kennedy. Und ich
    glaube, uns ist gegenseitig derart viel Nachteiliges übereinander
    bekannt, daß es für einen Nichtangriffspakt reichen dürfte.«
    Pete verspürte ein unangenehmes Prickeln. »Kemper darf
    nichts davon erfahren. Er würde uns auf der Stel e verpfeifen.«
    »Einverstanden. Kemper soll draußen bleiben.«
    Hoffa rülpste. »Wenn ich so zusehe, wie ihr zwei Typen
    euch anstarrt, kriege ich allmählich das Gefühl, als ob ich
    mit der Scheiße gar nichts zu tun hätte, obwohl ich die
    Scheiße finanziere.«
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    »Lenny Sands«, sagte Littell.
    Hoffa spuckte Eclairkrümel. »Was zum Teufel hat Jewboy
    Lenny bei irgendwas zu suchen?«
    Pete schaute Littell an. Littell schaute Pete an. Ihre Ge-
    hirnströme trafen sich irgendwo über dem Kuchentablett.
    Hoffa guckte völ ig belämmert drein. Seine Blicke verloren
    sich, irgend wohin in die Nähe des Mars. Pete führte Littell
    in die Küche und zog die Tür hinter ihnen

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