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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Stuhl
    herumkrabbelte.
    »Was ist mit diesen Schützen?«
    »Die sind da. Die schlafen bei mir, weil die Motels keinen
    Unterschied zwischen Kubanern und Niggern machen. Na
    ja, das versuchst du ja jetzt alles zu ändern.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Ich hab’ unten an der Straße einen Schießstand. Die
    amüsieren sich mit ein paar Klan-Brüdern. Wil st du ein Bier?«
    »Lieber einen trockenen Martini.«
    »Gibt’s hier unten nicht. Wer so was bestellt, ist gleich
    als Nordstaatenspitzel abgeschrieben.«
    Kemper lächelte. »Den Barkeeper der Skyline Lodge hab’
    ich bereits bekehrt.«
    »Muß ein Jude oder ein Homo sein.«
    Kemper verstärkte den Südstaatensingsang: »Junge, mir
    vergeht allmählich die Geduld.«
    Lockhart zuckte zusammen. »Naja … Scheiße, also, es
    heißt, daß Pete seine vier Burschen beisammen hat. Laut Guy
    Banister fehlen dir noch zwei, was mich gar nicht überrascht,
    angesichts der Integrationsspielchen, die du treibst.«
    »Erzähl mir was über die Schützen. Komm endlich zur
    Sache und behalt deine Kommentare für dich.«
    Lockhart rutschte mit dem Stuhl von ihm weg. Kemper
    rutschte mit seinem Stuhl näher an ihn heran.
    »Naja, also, die hat mir Banister geschickt. Sie haben in
    Kuba ein Schnellboot gekapert und es vor der Küste von
    Alabama auf Grund gesetzt. Sie haben ein paar Tankstellen
    und Schnapsläden überfallen und ihre alte Bekanntschaft
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    mit dem Franzmann Laurent Guéry aufgefrischt, der ihnen
    vorgeschlagen hat, sich mit Guy wegen eines Anti-Fidel-Jobs
    in Verbindung zu setzen.«
    »Und?«
    »Und Guy hat sie für gottverdammt zu übergeschnappt
    für seinen Geschmack gehalten, und das heißt, so ziemlich
    zu übergeschnappt für jeden. Guy hat sie mir auf den Hals
    gehetzt, aber was soll ich mit ihnen anfangen?«
    Kemper rückte näher. Lockhart rückte seinen Stuhl direkt
    an die Wand.
    »Mann, laß mir ein bißchen Luft.«
    »Erzähl von den Kubanern.«
    »Jesus, ich dachte, wir seien Freunde.«
    »Sind wir. Jetzt erzähl von den Kubanern.«
    Lockhart wich zur Seite aus. »Flash Elorde und Juan Canestel
    heißen sie. Elorde heißt nicht wirklich Flash. Er nennt sich nur
    so, weil das der Kampfname von einem berühmten Boxer ist.«
    »Und?«
    »Und beide sind Spitzenschützen und große Fidelhasser.
    Flash hat in Havanna einen Nuttensklavinnenring geleitet,
    und Juan war so ein Vergewaltiger, den Castros Geheimpo-
    lizei kastriert hat, weil er zwischen 1959 und 1961 so etwa
    dreihundert Mädchen überfallen hat.«
    »Sind sie bereit, für ein freies Kuba zu sterben?«
    »Scheiße, ja. Flash behauptet, bei dem Leben, das er bisher
    geführt hat, kommt jeder Tag, an dem er lebend erwacht,
    einem Wunder gleich.«
    Kemper lächelte. »Da solltest du dir was von abgucken,
    Dougie.«
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    »Was heißt das?«
    »Das heißt, daß sich vor Meridian eine nette Negerkirche
    befindet. Nämlich die First Pentecostal Baptist Church, die
    einen wunderschönen moosbewachsenen Friedhof hat.«
    Lockhart hielt ein Nasenloch zu und rotzte auf den Fuß-
    boden. »Na und? Bist du so ein Niggerkirchenkenner?«
    Kemper ging vol in den Südstaatendialekt über. »Du gibst
    deinen Jungs Bescheid, daß sie die Kirche in Frieden lassen.«
    »Scheiße, Mann, du glaubst doch nicht, daß ein anstän-
    diger Weißer sich auf so was einläßt.«
    »Sag: ›Ja, Sir, Mr. Boyd.‹«
    Lockhart geriet ins Stammeln. Kemper summte »We shall
    overcome«.
    »Ja, Sir, Mr. Boyd«, sagte Lockhart.
    Flash hatte einen Irokesenschnitt. Juan eine riesige Aus-
    beulung in der Hose – Stoff- oder Papiertaschentücher,
    wo er mal Hoden gehabt hatte. Der Schießstand war ein
    unbebauter Platz neben einem Trailer-Park. Klan-Männer
    in voller Montur schossen auf Büchsen und tranken Bier
    und Jack Daniel’s.
    Sie trafen eine von vier Büchsen auf 25 Meter Entfernung.
    Flash und Juan trafen jede Büchse aus der zweifachen Distanz.
    Sie hatten im Spätnachmittags-Licht mit ausgedienten
    M-1-Gewehren geschossen. Bessere Waffen und Zielfernrohre
    – und sie waren unbesiegbar.
    Dougie Frank mischte sich unter die Leute. Kemper sah
    den Schießübungen der Kubaner zu.
    Flash und Juan zogen sich bis zum Gürtel aus und
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    benutzten ihre Hemden als Fliegenklatsche. Beide Männer
    hatten Folternarben am ganzen Oberkörper.
    Kemper pfiff und signalisierte Lockhart: Schick sie auf
    der Stelle rüber. Dougie Frank führte sie zu ihm. Kemper
    lehnte sich gegen einen alten Ford-Kleinlaster. Die Ladefläche
    war mit

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