Ein amerikanischer Thriller
fünf
oder sechs Monate Jugendstrafe wegen Marihuana-Besitzes
abgesessen. Sie hatte mal was mit Peter Lawford –«
Dem Schwager von Jack – »– und geht mit ihrem Ex-
Mann Joey, einem Scheißkerl, genauso um, wie man mit ihm
umgehen sollte. Für mein Gefühl mag sie’s spannend, und
ich bin ziemlich sicher, daß sie jemand ist, den die Gefahr
reizt, bin mir aber nicht so sicher, ob sie’s je hat drauf an-
kommen lassen. Du findest sie vielleicht im ›Reef Club‹ in
Ventura. Sie soll dort gemeinsam mit Joey Jahelka in einer
schmuddeligen Twistshow auftreten.«
»Du hast was für sie übrig, Freddy«, sagte Pete. »Das sieht
ein Blinder mit dem Krückstock.«
»Na – was du im Sinn hast, brauche ich auch nicht lange
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zu fragen. Wo wir schon bei offenen Worten sind, kann ich
sie dir für jeglichen Erpressungsversuch wärmstens empfehlen.«
Der »Reef Club« bestand aus Treibholzresten und Plastik-
muscheln.
Der Großteil der Gäste setzte sich aus College Kids und
Möchtegern-Schickeria zusammen.
Pete schnappte sich einen Tisch dicht neben der Tanzfläche.
In zehn Minuten war »Joey’s Swingin’ Twist Revue« dran.
Aus Wandlautsprechern erklang Musik. Twist-Clowns
fuchtelten herum und stießen mit den Hintern aneinander.
Petes Tisch zitterte derart, daß ihm die schöne Schaumkrone
vom Bier wegschwamm.
Er hatte, bevor er L. A. verließ, noch Karen Hiltscher
angerufen. Das Archiv der Bezirkspolizei hatte eine Akte
über eine gewisse Barbara Jane (Lindscott) Jahelka.
Geboren am 18. 11. 31 in Tunnel City, Wisconsin. Hatte
einen gültigen kalifornischen Führerschein. Wurde im Juli
’57 wegen Marihuana-Besitzes festgenommen.
War sechs Monate im Knast. Wurde verdächtigt, im Ge-
fängnis eine Cheflesbe mit einer Stichwaffe verletzt zu haben.
War – vom 3. 8. 54 bis zum 24. 1. 58 – verheiratet mit:
Joseph Dominic Jahelka, geboren am 16. 1. 23 in New
York City. Im Staat New York verurteilt wegen: Vergewalti-
gung, Trickbetrug, Fälschung von Dilaudid-Rezepten.
Bei Joey Jahelka handelte es sich offensichtlich um einen
hoffnungslosen Junkie. Bestimmt scharf auf das Dilaudid,
das er gerade in L. A. besorgt hatte.
Pete nippte an seinem Bier. Die Ohren dröhnten ihm von
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der Dschungelmusik. Sie wurde von einer schallenden Laut-
sprecherstimme unterbrochen: »Meine Damen und Herren,
der Reef Club freut sich, Ihnen zu Ihrem Twistvergnügen
ankündigen zu können – Joey Jahelka und seine Swingin’
Twist Revue! !«
Kein Mensch jubelte. Kein Mensch applaudierte. Kein
Mensch hörte auf zu twisten.
Ein Trio sprang auf die Bühne. Sie trugen Calypsohem-
den und unpassende Smokingjacken. Die Pfandleihetiketten
baumelten noch an den Instrumenten.
Sie bauten ihre Instrumente auf. Wobei ihnen Twist-Tänzer
und Gäste an den Tischen keinerlei Beachtung schenkten.
Ein High-School-Kid spielte Tenorsaxophon. Der Tromm-
ler war ein winziger Südamerikaner. Der Mann an der Gitarre
paßte zu Joeys Steckbrief aus der Polizeiakte.
Der schmierige Kerl war halb weggedöst. Die Socken
hingen ihm über die Knöchel herunter.
Sie spielten laute, beschissene Musik. Pete spürte, wie
ihm das Schmalz aus den Ohren bröckelte.
Barb Jahelka glitt ans Mikrophon. Barb strahlte gesunde
Anmut aus. Barb war keine drogensüchtige Showbusiness-Nutte.
Die große Barb. Die feingliedrige Barb. Das leuchtende
Rot des toupierten Haars stammte nicht vom Friseur.
Ihre Figur im engen, tiefausgeschnittenen Kleid mußte
man gesehen haben. Die Absätze auch, auf denen sie über
1,80 Meter groß war.
Barb sang. Barb hatte eine schwache Stimme. Wenn sie
einen hohen Ton halten wollte, wurde sie regelmäßig von
der Combo übertönt.
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Pete schaute zu. Barb sang. Barb TANZTE. Im Hush-Hush
würde es heißen: HEISS, HEISSER, AM HEISSESTEN.
Ein paar Twister hörten zu twisten auf, um sich am Anblick
des großen, schlanken Rotschopfs zu weiden. Ein Mädchen
stieß ihren Partner an – daß du mir augenblicklich aufhörst,
sie mit den Augen zu verschlingen!
Barb sang mit schwacher Stimme und monoton. Die
Hüften schwang sie unermüdlich und im Takt.
Sie zog die Schuhe aus. Reckte die Hüften und fing sich
eine Laufmasche ein.
Pete schaute ihr in die Augen. Pete tippte auf den Um-
schlag in seiner Tasche.
Sie würde die Nachricht lesen. Auf das Geld anspringen.
Joey das Rauschgift überreichen und ihm sagen, er solle
sich verpissen.
Pete zündete eine Zigarette an der anderen
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