Ein amerikanischer Thriller
Unkraut vergeht nicht.
Sie reisen mit der Revue, von der Peter mir erzählt
hat, herum?
BJ: Andauernd. Ja, am 27. starte ich zu einer
Ostküstentournee.
JFK: Hinterlassen Sie doch Ihren Tourneeplan bei
der Telefonzentrale des Weißen Hauses. Vielleicht
könnten wir, wenn unsere Terminpläne es erlauben,
zusammen essen gehen.
BJ: Gern. Und ich rufe an.
JFK: Bitte. Und nehmen Sie den Nerz mit. Ihnen steht
er weit besser als meiner Schwester.
BJ: Das kann ich doch nicht.
JFK: Ich bestehe darauf. Bestimmt, sie wird ihn nicht
vermissen.
BJ: Na gut.
JFK: Ich plündere gewöhnlich nicht anderer Leute Klei-
derschrank, aber ich möchte, daß der Ihnen gehört.
BJ: Danke, Jack.
JFK: Bitte. Und jetzt muß ich, zu meinem Bedauern,
ein paar Anrufe erledigen.
BJ: Dann bis zum nächsten Mal.
JFK: Ja. Lassen Sie uns sehen.
UM1: Mr. President?
JFK: Augenblick, ich komme gleich.
23.41 – 00.03: Schweigen. (Geräusche von Wellen zei-
gen an, daß BJ auf dem Bootsdeck blieb.)
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00.03 – 00.09: Stimmendurcheinander u. Lautsprecher-
geräusche. (Offensichtlich Abschiedsprozedur.)
00.10: BJ u. LS verlassen die Party. Tonbandaufnahme
beendet am 20. Februar 1962 um 00.11 Uhr.
DOKUMENTENEINSCHUB: 4. 3. 62. Transkript Schlaf-
zimmermikro im Carlyle. Aufgenommen von: Fred Tu-
rentine. Band/Textkopien an: P. Bondurant, W. Littell.
BJ rief den Horchposten an und teilte mit, daß sie die
Zielperson zum »Dinner« treffe. Sie wurde instruiert,
die Schlafzimmertür zur Mikrophonaktivierung zwei-
mal hintereinander zu öffnen und zu schließen. Auf-
nahmebeginn 20.09 Uhr. Initialen: BJ – Barb Jahelka.
JFK – John F. Kennedy.
20.09 – 20.20: Sexuelle Aktivität. (Vergleiche Aufnahme.
Gute Tonqualität. Stimmen erkennbar.)
20.21 – 20.33: Konversation.
JFK: Oh, Gott.
BJ: Hmmm.
JFK: Rutsch ein bißchen. Ich möchte meinen Rücken
entlasten.
BJ: Besser so?
JFK: Besser.
BJ: Soll ich dir den Rücken massieren?
JFK: Nein. Du kannst nichts für mich tun, was du
nicht schon getan hättest.
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BJ: Danke. Schön, daß du mich angerufen hast.
JFK: Wo hab’ ich dich rausgeholt?
BJ: Aus zwei Shows im Rumpus Room in Passaic, New
Jersey.
JFK: Oh, Gott.
BJ: Frag mich was.
JFK: Gut. Wo hast du den Nerz, den ich dir geschenkt
habe?
BJ: Den hat mein Ex-Mann verkauft.
JFK: Und das hast du zugelassen?
BJ: Das gehört dazu.
JFK: Was heißt das?
BJ: Er weiß, daß ich ihn demnächst verlassen werde.
Ich bin ihm was schuldig, und das nutzt er eben
aus, so gut er kann.
JFK: Du mußt ihm ziemlich viel schuldig sein?
BJ: Gewaltig.
JFK: Du machst mich neugierig. Erzähl mir mehr.
BJ: Alte Geschichte in Tunnel City, Wisconsin,
1948.
JFK: Ich mag Wisconsin.
BJ: Ich weiß. Die haben für dich gestimmt.
JFK (lachend): Du bist lustig. Frag mich was.
BJ: Wer ist der größte Idiot in der amerikanischen
Politik?
JFK (lachend): Die heimliche Schwuchtel J. Edgar
Hoover, die am 1. Januar 1965 in Pension geht.
BJ: Davon hab’ ich noch gar nichts gehört.
JFK: Wirst du noch.
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BJ: Ich verstehe. Du mußt vorher wiedergewählt
werden.
JFK: Du hast begriffen. Jetzt möchte ich mehr über
Tunnel City, Wisconsin, 1948, hören.
BJ: Nicht jetzt.
JFK: Wieso nicht?
BJ: Ich halte dich hin, damit wir länger zusammenbleiben.
JFK (lachend): Du kennst die Männer.
BJ: Ja, allerdings.
JFK: Woher? Wo hast du deine ersten Erfahrungen
gemacht?
BJ: Mit der gesamten männlichen Jugend von Tun-
nel City, Wisconsin. Guck nicht so schockiert. Das
waren elf Jungs insgesamt.
JFK: Erzähl weiter.
BJ: Nein.
JFK: Wieso nicht?
BJ: Du hast bereits zwei Sekunden, nachdem wir mit-
einander geschlafen haben, auf die Uhr geschaut.
Ich glaube, ich kann dich am ehesten an mein Bett
fesseln, wenn ich meine Lebensgeschichte möglichst
lang ausspinne.
JFK (lachend): Du kannst mal zu meinen Memoiren
beitragen. Du kannst erzählen, daß John F. Kennedy
Frauen mit Club Sandwiches auf dem Zimmer und
Quickies umwarb.
BJ: Das Club Sandwich war toll.
JFK (lachend): Du bist lustig und grausam.
BJ: Frag mich was.
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JFK: Nein. Frag du mich was.
BJ: Erzähl mir was über Bobby.
JFK: Wieso?
BJ: Weil er mich auf Peters Party zu verdächtigen
schien.
JFK: Er ist von Natur aus mißtrauisch und muß sich
obendrein ständig in üblen juristischen Streitigkei-
ten mit Jimmy Hoffa und der Mafia herumschlagen.
Es ist so eine Art Berufskrankheit bei ihm, er muß
den Polizisten spielen. Mal ist es Jimmy Hoffa
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