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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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in
    Peters Schlafzimmer zurückgezogen. Vor ein paar
    Minuten habe ich Bobby gesehen. Er hat sich aus
    dem Kühlschrank bedient, als ob er am Verhungern
    sei. Die Geheimdienstleute blättern einen Stapel
    »Playboy«-Magazine durch. Man kann geradezu
    körperlich spüren, wie froh sie sind, daß nicht der
    alte Spießer Dick Nixon gewählt wurde. Irgendwer
    raucht Hasch am Strand, und ich glaube, ich komme
    am weitesten, wenn ich mich rar mache. Ich glaube,
    er muß mich finden. Ich habe gehört, wie Bobby
    einem Geheimdienstmann gesagt hat, der Große
    Mann wolle nicht vor 1 Uhr gehen. Das gibt mir
    ein bißchen Zeit. Laut Lenny hat ihm Peter mei-
    nen berüchtigten »Nugget«-Folder vom November
    1956 gezeigt. Er ist etwas über 1,80 Meter groß,
    damit wird er mich, wenn ich flache Absätze an-
    habe, um ein paar Zentimeter überragen. Wenn
    man von dem ganzen Hollywoodquatsch absieht,
    ist dies, ehrlich gesagt, einer der Augenblicke, den
    738
    junge Mädchen in ihren Tagebüchern festhalten.
    Übrigens habe ich drei Aufforderungen zum Twist
    abgelehnt, weil ich befürchtete, dabei könne mein
    Mikrophon sich lösen. Habt Ihr das gehört? Dicht
    hinter mir ging die Schlafzimmertür zu, nachdem
    sich zwei kichernde Blondinen rausgeschlichen
    haben. Ich bin jetzt still.
    23.20 – 23.27: Schweigen. (Wellengeräusche zeigen an,
    daß BJ auf dem Bootssteg geblieben ist.)
    23.28 – 23.40: BJ u. JFK.
    JFK: Guten Abend.
    BJ: Mein Gott.
    JFK: Wohl kaum, aber trotzdem danke.
    BJ: Wie wär’s mit, hallo, Mr. President?
    JFK: Wie wär’s mit, hallo, Jack?
    BJ: Hallo, Jack.
    JFK: Wie ist Ihr Name?
    BJ: Barb Jahelka.
    JFK: Sie sehen aber nicht wie jemand aus, der Jahel-
    ka heißt.
    BJ: Eigentlich heiße ich Lindscott. Ich arbeite mit mei-
    nem Ex-Mann zusammen und habe daher meinen
    Ehenamen behalten.
    JFK: Ist Lindscott ein irischer Name?
    BJ: Eine anglo-germanische Bastardform.
    JFK: Die Iren sind alle Bastarde. Bastarde, Spinner
    und Trinker.
    BJ: Darf ich Sie zitieren?
    JFK: Nach meiner Wiederwahl. Dann können Sie’s ins
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    Kennedy-Lesebuch setzen, gleich neben »Frag nicht,
    was dein Land für dich tun kann«.
    BJ: Darf ich Ihnen eine Frage stellen?
    JFK: Klar.
    BJ: Gibt es tatsächlich keinen schärferen Job auf Er-
    den, als Präsident der Vereinigten Staaten zu sein?
    JFK (anhaltendes Gelächter): Wohl kaum. Schon die
    Mitspieler sind das Eintrittsgeld wert.
    BJ: Zum Beispiel?
    JFK: Lyndon Johnson, die Unschuld vom Lande. Charles
    de Gaulle, der schon 1910 einen Stock verschluckt
    hat. J. Edgar Hoover, die heimliche Schwuchtel. Die
    verrückten Exilkubaner, mit denen mein Bruder zu
    tun hat, zu 80 Prozent allerunterster Abschaum.
    Harold McMillan, der das Wort –
    UM2: Entschuldigen Sie die Störung, Mr. President.
    JFK: Ja?
    UM1: Ein Anruf für Sie.
    JFK: Sagen Sie, ich sei beschäftigt.
    UM2: Gouverneur Brown ist am Apparat.
    JFK: Sagen Sie, ich rufe zurück.
    UM1: Ja, Sir.
    JFK: Nun, Barb, haben Sie für mich gestimmt?
    BJ: Ich war auf Achse und bin daher nicht zum Wäh-
    len gekommen.
    JFK: Sie hätten per Briefwahl Ihre Stimme abgeben
    können.
    BJ: Das hatte ich vergessen.
    JFK: Was ist wichtiger, der Twist oder meine Karriere?
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    BJ: Der Twist.
    JFK (längeres Gelächter): Bitte entschuldigen Sie die
    Naivität. Wer eine dumme Frage stellt –
    BJ: Wohl eher, wer eine ehrliche Frage stellt, der kriegt
    eine ehrliche Antwort.
    JFK: Richtig. Mein Bruder findet, daß Sie den Rahmen
    der Party sprengen.
    BJ: Er tut so, als ob er hier in schlechte Gesellschaft
    geraten sei.
    JFK: Eine Frage des Standpunkts.
    BJ: Ihr Bruder hat nie im Leben einen Cent beim Po-
    kerspielen gewonnen.
    JFK: Was zu seinen Stärken gehört. Nun, was
    wird, wenn sich Ihre verrückte Tanzmode er-
    ledigt hat?
    BJ: Dann habe ich genügend Geld beisammen, um
    meiner Schwester eine »Bob’s-Big-Boy«-Filiale in
    Tunnel City, Wisconsin, zu kaufen.
    JFK: In Wisconsin habe ich gewonnen.
    BJ: Ich weiß. Meine Schwester hat für Sie gestimmt.
    JFK: Und Ihre Eltern?
    BJ: Mein Vater ist tot. Meine Mutter haßt Katholiken
    und hat daher für Nixon gestimmt.
    JFK: Ein ausgeglichenes Stimmergebnis ist gar nicht
    schlecht. Übrigens tragen Sie einen ausgesprochen
    schönen Nerz.
    BJ: Den hab’ ich von Peter geborgt.
    JFK: Dann muß das einer der sechstausend Pelze sein,
    die mein Vater meinen Schwestern gekauft hat.
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    BJ: Ich habe von dem Schlaganfall Ihres Vaters gele-
    sen. Ich war sehr betrübt.
    JFK: Das sollten Sie nicht sein.

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