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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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geben Sie mir New York City. MU6-0197.«
    »Bitte legen Sie auf, Sir. Zur Zeit sind alle Leitungen
    besetzt, aber sobald eine frei wird, stelle ich Ihren Anruf
    durch.«
    Es paßte alles zusammen – es waren nur Indizien, aber
    er war sich sicher.
    Das Telefon klingelte. Er griff ruckartig zum Hörer.
    »Ja?«
    »Was heißt ›ja‹? Sie haben mich angerufen.«
    Kemper wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Aller-
    dings. Spreche ich mit Fred Turentine?«
    »Richtig.«
    »Hier ist Kemper Boyd. Ich arbeite mit Pete Bondurant
    zusammen.«
    Das Schweigen dauerte mehrere Herzschläge zu lang.
    »Sie suchen Pete?«
    »Richtig.«
    »Also … Pete ist in New Orleans.«
    »Ach, ja. Das hab’ ich ganz vergessen.«
    »Also … wie sind Sie darauf gekommen, daß er hier sein
    könnte?«
    »Nur so ein Gefühl von mir.«
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    »Scheißdreck. Pete hat mir gesagt, daß er die Nummer
    nicht weitergibt.«
    »Die hab’ ich von Ihrem Bruder.«
    »Also … Scheißdreck … er hätte das nicht –«
    »Vielen Dank, Fred. Ich rufe Pete in New Orleans an.«
    Die Verbindung brach ab. Turentine hatte aufgelegt – total
    verwirrt und total verängstigt.
    Kemper beobachtete den Sekundenzeiger auf seiner Uhr.
    Er hatte die Ärmel seines Hemds durchgeschwitzt.
    Pete war dazu imstande. War er nicht. Pete war seit eh
    und je sein Partner, und das hieß –
    Nichts.
    Geschäft ist Geschäft. Jack war zwischen sie geraten. Ein
    flotter Dreiertwist: Jack, Pete und Barb, wie heißt sie noch?
    Kemper wählte die Zentrale. Das Mädchen stellte ihn
    erneut zum Los Angeles Police Department durch.
    Payne nahm ab. »Archiv und Information.«
    »Kemper Boyd, Sergeant.«
    Payne lachte. »Und auf die Sekunde pünktlich.«
    »Haben Sie noch was rausgekriegt?«
    »Ja. Die Polizei von Beverly Hills hat sie im August 1960
    wegen Nötigung festgenommen.«
    Jesus, Himmelherrgott – »Einzelheiten?«
    »Das Mädchen und ihr Ex-Ehemann haben versucht, Rock
    Hudson mit ein paar Sexfotos zu erpressen.«
    »Von Hudson und dem Mädchen?«
    »Genau. Sie verlangten Geld, aber Hudson ging zur Poli-
    zei. Das Mädchen und ihr Ex-Mann wurden festgenommen,
    aber Hudson hat die Klage zurückgezogen.«
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    »Das stinkt«, sagte Kemper.
    »Das stinkt zum Himmel«, sagte Payne. »Ein Freund bei
    der Polizei von Beverly Hills meint, daß das alles nur ein
    Trick war, um Hudson als Weiberheld zu präsentieren, wo er
    in Wirklichkeit ein Schwuler ist. Angeblich soll Hush-Hush
    dahintergesteckt haben.«
    Kemper legte den Hörer auf. Er konnte kaum atmen vor
    Herzklopfen. LENNY –
    Er erwischte den 15 Uhr 45-Zubringer nach La Guardia.
    Während des Flugs warf er noch vier Dexedrin ein und
    spülte sie mit zwei Martinis runter.
    Der Flug dauerte dreieinhalb Stunden. Kemper riß Cock-
    tailservietten in kleine Fetzen und schaute al e paar Minuten
    auf die Uhr.
    Sie landeten pünktlich. Kemper nahm vor dem Flughafen-
    gebäude ein Taxi. Er sagte dem Fahrer, er solle am Carlyle
    vorbeifahren und ihn 64. Straße, Ecke Fifth Avenue absetzen.
    Sie krochen durch den Feierabendverkehr. Die Fahrt zum
    Carlyle dauerte eine Stunde.
    94 East 76th Street war knapp fünfzig Meter vom Hotel
    entfernt. Für einen Abhörposten ideal.
    Der Taxifahrer bog in die Fifth Avenue und setzte ihn bei
    Lauras Wohnung ab. Der Doorman war gerade mit einem
    Mieter beschäftigt.
    Kemper rannte in die Lobby. Eine alte Dame hielt den
    Aufzug für ihn an. Er drückte auf »zwölf«. Die alte Dame
    wich zurück. Er bemerkte die Waffe in seiner Hand und
    versuchte, sich zu erinnern, wann er sie gezogen hatte.
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    Er steckte sie in den Hosenbund. Die alte Dame versteckte
    sich hinter einer großen Handtasche. Der Aufzug brauchte
    eine Ewigkeit.
    Die Tür öffnete sich. Laura hatte die Eingangshalle um-
    dekoriert – im französischen Landhausstil.
    Kemper ging durch die Halle. Von der Terrasse hörte er
    Gelächter.
    Er rannte hin. Stolperte über Teppichläufer. Warf zwei
    Lampen und ein Tischchen um.
    Sie standen auf der Terrasse. Hielten Drinks und Zigaretten
    in den Händen. Sahen aus, als hätten sie das Atmen vergessen.
    Laura, Lenny und Claire.
    Sie schauten eigenartig drein. Als ob sie ihn gar nicht
    richtig kennen würden.
    Er sah, wie seine Waffe zum Vorschein kam. Sah, wie
    sie entsichert wurde.
    Er sagte was von einer Erpressung Jack Kennedys.
    »Dad?« sagte Claire, als ob sie sich nicht ganz sicher wäre.
    Er zielte auf Lenny.
    »Bitte, Dad«, sagte Claire.
    Laura ließ ihre Zigarette fallen.

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