Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Traf-
    ficante Jr. und Carlos Marcello.«
    Kirpaski nickte. »Richtig. Ich will, daß Sie das auch ins
    Protokoll aufnehmen, daß ich Gutes über die Typen gehört
    habe. Man sagt, daß die nur Gewerkschaftler einstellen. Kein
    Mafioso hat je zu mir gesagt: ›Roland, du bist ein dummer
    Polacke von der South Side.‹ Die haben, wie ich gesagt habe,
    Jimmy in seiner Suite im Drake besucht und übers Wetter,
    über Baseball und die kubanische Politik geredet. Ich will,
    daß im Protokol steht, daß ich nichts gegen die Mafia habe.«
    Kemper zwinkerte zum Einwegspiegel hoch. »Ebenso wenig
    wie J. Edgar Hoover.«
    Littell lachte. »Was?« sagte Kirpaski.
    Robert Kennedy trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Mr. Boyd produziert sich für einen unsichtbaren Kollegen.
    Und jetzt, Roland, zurück nach Miami und Sun Valley.«
    Kirpaski sagte: »Ich wollte, ich wäre dort. Jesus, der
    Schnee.«
    Kemper stand auf und vertrat sich die Beine: »Fangen
    Sie noch mal von vorne an.«
    Kirpaski seufzte: »Ich war als Delegierter für Chicago beim
    Gewerkschaftskongreß letztes Jahr. Wir haben im Deauville
    in Miami gewohnt. Ich bin da noch gut Freund mit Jimmy
    gewesen, weil ich noch nicht geschnallt hatte, daß er ein
    Scheißstreikbrecher ist, der für Geld –«
    96
    Robert Kennedy unterbrach: »Bitte bleiben Sie bei der
    Sache.«
    »Sache ist, daß ich paar Besorgungen für Jimmy erledigt
    habe. Ich bin zum Tiger Kab-Stand gegangen, der sich mit
    einem gottverdammten ›K‹ schreibt, und habe Bargeld abgeholt,
    damit Jimmy ein paar Burschen von der Miami-Abteilung zu
    einem Bootsausflug einladen kann, um mit MPs auf Haie zu
    schießen, was Jimmys Lieblingsbeschäftigung in Florida ist.
    Ich muß mindestens drei Riesen gekriegt haben. So was wie
    den Taxistand gibt’s nur auf dem Mars. Lauter kubanische
    Spinner in Tigerhemden. Der Chefkubaner hieß Fulo. Er hat
    draußen auf dem Parkplatz Fernseher verzockt, heiße Ware.
    Bei Tiger Kab läuft alles per Cash. Wenn Sie mich fragen,
    ist die Klitsche eine Geldwaschmaschine im Schleudergang.«
    Im Lautsprecher hörte man Störgeräusche – Littell dreh-
    te an einem Knopf, und der Ton wurde wieder klar. John
    Kennedy wirkte gelangweilt und unruhig.
    Robert Kennedy kritzelte auf seinem Notizblock herum.
    »Berichten Sie uns nochmals von Anton Gretzler.«
    Kirpaski sagte: »Wir sind alle zum Haifisch-Schießen
    gegangen. Gretzler mit. Er hat sich mit Jimmy allein am
    anderen Ende des Bootes, abseits von den Haifischjägern,
    unterhalten. Ich war unten auf dem Klo, weil ich seekrank
    war. Die meinten, sie wären unter sich, weil sie über so ge-
    setzwidriges Zeugs redeten, und da will ich wieder, daß im
    Protokoll steht, daß mich das nichts angeht, weil das nichts
    mit Kungeleien mit den Bossen zu tun hat.«
    John Kennedy pochte auf seine Uhr. Kemper gab Kirpaski
    das Stichwort: »Worüber genau haben sie sich unterhalten?«
    97
    »Sun Valley. Gretzler sagte, daß er das Gelände hat ver-
    messen lassen und daß sein Vermessungsingenieur gesagt
    hat, das Gelände rutscht in den nächsten fünf Jahren oder
    so nicht in den Sumpf, womit sie aus dem Schneider wären,
    rechtlich gesehen. Jimmy sagte, er könnte der Pensionskasse
    drei Millionen Dollar entnehmen, um das Land zu kaufen,
    und vielleicht könnten sie dabei gleich was in die eigene
    Tasche abzweigen.«
    Robert Kennedy sprang auf. Sein Stuhl kippte um – der
    Einwegspiegel zitterte. »Das ist eine Zeugenaussage von
    größter Bedeutung! Das ist das indirekte Eingeständnis
    einer Absprache zum Zweck betrügerischer Grundstücks-
    geschäfte und zur Unterschlagung von Geldern aus der
    Pensionskasse!«
    Kemper hob den Stuhl auf. »Die Aussage ist vor Gericht
    nur tauglich, wenn sie von Gretzler bestätigt wird. Ohne
    Gretzler steht Rolands Wort gegen das von Hoffa. Damit
    reduziert sich alles auf eine Frage der Glaubwürdigkeit, wo-
    bei Roland zwei Vorstrafen wegen Trunkenheit am Steuer
    aufzuweisen hat, während Hoffa, zumindest was sein Vor-
    strafenregister angeht, als unbescholtener Bürger dasteht.«
    Bobby schäumte. »Bob«, sagte Kemper, »Gretzler ist be-
    stimmt tot. Sein Wagen ist in den Sumpf gefahren worden,
    und der Mann ist unauffindbar. Ich habe lange nach ihm
    gesucht und keine einzige brauchbare Spur gefunden.«
    »Vielleicht hat er seinen Tod nur vorgetäuscht, um nicht
    vor dem Untersuchungsausschuß erscheinen zu müssen.«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Bobby setzte sich rittlings

Weitere Kostenlose Bücher