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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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auf den Stuhl. »Da mögen Sie
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    recht haben. Aber vielleicht schicke ich Sie trotzdem nach
    Florida, um sicherzugehen.«
    »Ich hab’ Hunger«, sagte Kirpaski.
    Jack rollte mit den Augen. Kemper zwinkerte ihm zu.
    Kirpaski seufzte. »Ich sagte, ich hab’ Hunger.«
    Kemper blickte auf die Uhr. »Fassen Sie die Sachlage für
    den Senator nochmals zusammen, Roland. Erzählen Sie uns,
    wie Gretzler sich betrank und zu schwatzen anfing.«
    »Hab’ schon kapiert. Vogel sing oder stirb.«
    »Verdammt noch mal –« sagte Bobby.
    »Ist ja gut, ist ja gut. Es war nach dem Haifisch-Schießen.
    Gretzler war sauer; Jimmy hatte ihn ausgelacht, weil er sich
    mit der MP so zierte. Gretzler erzählte Geschichten, die er
    über die Pensionskasse gehört hatte. Er sagte, er habe gehört,
    daß die Kasse verflucht viel reicher ist, als die Leute glauben,
    und daß niemand die Bücher beschlagnahmen kann, weil
    die Bücher gar nicht die richtigen Bücher sind. Schauen Sie,
    Gretzler sagte, daß in den ›richtigen‹ Büchern der Teamster-
    pensionskasse, die wahrscheinlich codiert sind, zig Mil ionen
    Dol ar verbucht sind. Das Geld wird zu Scheißwucherzinsen
    verliehen. Da sol es einen älteren Gangster aus Chicago geben,
    der nicht mehr direkt mitmischt – so einen schlauen Typ –,
    der die ›richtigen‹ Bücher und das ›richtige‹ Geld verwaltet,
    und die Bestätigung können Sie vergessen, weil Gretzler nur
    mit mir geredet hat.«
    Bobby Kennedy strich sich die Haare aus der Stirn. Seine
    Stimme kippte wie bei einem aufgeregten Kind.
    »Genau da können wir ansetzen, Jack. Zuerst beschlag-
    nahmen wir nochmals ihre offiziellen Bücher, dann stellen
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    wir ihre Kapitalkraft fest. Wir gehen den von den Teamstern
    eingestandenen Darlehen nach und versuchen, versteckte
    Gelder nachzuweisen und rauszukriegen, wie hoch die Wahr-
    scheinlichkeit ist, daß außerdem ›richtige‹ Bücher existieren.«
    Littel preßte sich gegen den Spiegel. Er war wie elektrisiert:
    der zausköpfige, der leidenschaftliche Bobby –
    Jack Kennedy hüstelte. »Das ist ein Knüller. Wenn du ve-
    rifizierbare Zeugenaussagen über die Bücher besorgen kannst,
    bevor das Mandat des Untersuchungsausschusses ausläuft.«
    Kirpaski klatschte Beifall. »He, er kann doch reden. He,
    Senator, schön, daß Sie bei uns mitmachen.«
    Jack Kennedy zuckte zusammen, scheinbar pikiert. »Meine
    Untersuchungsbeauftragten übergeben unser Beweismaterial
    anderen Behörden«, sagte Bobby. »Was immer wir rauskriegen,
    wird Folgen haben.«
    »Auf lange Sicht«, sagte Jack. Littell übersetzte: »Zu spät,
    um meiner Karriere zu nützen.«
    Die Brüder schauten einander an. Kemper lehnte sich
    zwischen ihnen über den Tisch: »Hoffa hat in Sun Valley
    einen Häuserblock errichten lassen. Er fährt selber zu PR-
    Touren hin. Roland reist runter und sieht sich um. Er leitet
    eine Abteilung der Gewerkschaft in Chicago und wirkt daher
    unverdächtig. Er wird uns berichten, was er sieht.«
    Kirpaski sagte: »Genau, und ich werde auch die Barkel ne-
    rin ›sehen‹, die ich getroffen habe, wie ich bei dem Kongreß
    unten war. Aber wissen Sie was? Daß die im Programm
    inbegriffen ist, braucht meine Frau nicht zu erfahren.«
    Jack winkte Kemper näher zu sich heran. Trotz der Stör-
    geräusche konnte Littell ein paar leise Wortfetzen verstehen:
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    »Sobald es zu schneien aufhört, fliege ich nach L. A.« – »Ru-
    fen Sie Darleen Shoftel an – ich bin sicher, daß sie darauf
    brennt, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Ich hab’ Hunger«, sagte Kirpaski.
    Robert Kennedy packte seine Aktentasche zusammen.
    »Kommen Sie mit, Roland. Sie können mit meiner Familie
    zu Abend essen. Nur seien Sie so gut, vor den Kindern nicht
    ›ficken‹ zu sagen. Die lernen noch früh genug, was das heißt.«
    Die Männer gingen durch eine kleine Hintertür hinaus.
    Littel drückte sich an das Spiegelglas, um einen letzten Blick
    auf Bobby zu erhaschen.
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    (Los Angeles, 9. 12. 58)
    Darleen Shoftel täuschte einen hundsgemeinen Höhepunkt
    vor. Darleen Shoftel fachsimpelte zu Hause mit Kolleginnen.
    Darleen war eine große Name-Dropperin.
    Sie erzählte, daß Franchot Tone auf Fesseln stand. Daß
    Dick Contino ein leidenschaftlicher Mösenlecker war. Daß
    sie B-Movie-Star Steve Cochran für »Mr. King Size« hielt.
    Das Telefon stand nicht stil . Darleen sprach mit Kunden,
    Nuttenfreundinnen und Mom in Vincennes, Indiana.
    Darleen war eine Plaudertasche. Darleen sagte

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