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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nimmt an, daß Sam Giancana stiller Teilhaber der
    Tiger Kab Kompany ist, einer Taxi-Firma in Teamsterbe-
    sitz, die von Exilkubanern betrieben wird, die alle lange
    Vorstrafenregister aufzuweisen haben sollen.
    Daniel »Donkey Dan« Versace, »Fat Bob« Paolucci – Das
    Telefon klingelte. Littell mußte danach tasten – er hatte
    seine Augen derart überanstrengt, daß er alles doppelt sah.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s.«
    »Tag, Kemper.«
    »Was hast du denn getrieben? Als ich ging, hattest du
    ganz schön einen sitzen.«
    Littell lachte. »Ich habe die THP-Akte gelesen. Und
    bin vorläufig nicht allzu beeindruckt von Mr. Hoovers
    Anti-Mob-Programm.«
    »Paß auf, was du sagst. Vielleicht hat er dein Zimmer
    verwanzt.«
    »Scheußlicher Gedanke.«
    »Ja, und wohl zu weit hergeholt. Ward, schau, es schneit
    immer noch, heute geht niemals ein Flug. Warum besuchst
    du mich nicht im Ausschuß? Bobby und ich verhören einen
    Zeugen. Er kommt aus Chicago, vielleicht kannst du was
    davon profitieren.«
    »Frische Luft könnte ich allerdings gebrauchen. Seid ihr
    im alten Senats-Bürotrakt?«
    »Genau, Suite 101. Ich werde im Verhörraum sein. Und
    der hat eine Beobachtergalerie, so daß du zusehen kannst.
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    Aber denk an meine Deckung. Ich gehöre nicht mehr zum
    FBI.«
    »Du bist ein gewiefter Blender, Kemper. Eigentlich traurig.«
    »Sieh zu, daß du dich im Schnee nicht verläufst.«
    Die Einrichtung war ideal: ein geschlossener Gang mit Ein-
    wegspiegeln und Wandlautsprechern. In Kabine A hatten
    sich zurückgezogen: die Kennedy-Brüder, Kemper und ein
    blonder Mann.
    Die Kabinen B, C und D waren leer. Er saß al ein auf der
    Beobachtergalerie – wahrscheinlich hatte der Schneesturm
    weitere Zuschauer zu Hause festgehalten.
    Littel schaltete den Lautsprecher an. Die Stimmen waren
    klar und deutlich zu hören, fast ohne Nebengeräusche.
    Die Männer saßen um einen Schreibtisch. Robert
    Kennedy spielte den Gastgeber und bediente das Ton-
    bandgerät.
    »Nehmen Sie sich Zeit, Mr. Kirpaski. Sie haben sich frei-
    wil ig als Zeuge gemeldet, und Sie können über uns verfügen.«
    Der Blonde antwortete: »Sagen Sie Roland zu mir. Kein
    Mensch sagt Mr. Kirpaski zu mir.«
    Kemper grinste: »Wer Jimmy Hoffa einen linken Haken
    verpaßt, hat sich ein Mindestmaß an Höflichkeit verdient.«
    Strahlemann Kemper – der seinen Südstaaten-Singsang
    wieder hervorholte.
    »Da wol ten Sie mir wohl was Nettes sagen«, sagte Kirpaski.
    »Aber wissen Sie, Jimmy Hoffa ist Jimmy Hoffa. Ich meine,
    der ist wie ein Elefant. Der vergißt nie etwas.«
    Robert Kennedy verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
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    »Hoffa wird im Gefängnis lange genug Zeit haben, darüber
    nachzudenken, was ihn dorthin gebracht hat.«
    Kirpaski hüstelte. »Ich möchte was sagen. Und ich möchte
    … nun ja … das ablesen, wenn ich vor dem Ausschuß aussage.«
    »Nur zu«, sagte Kemper.
    Kirpaski lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich bin Gewerk-
    schaftler. Ich bin ein Teamster . Schau’n Sie, ich hab’ Ihnen
    all die Geschichten über Jimmy erzählt, wie er das tut und
    jenes tut, wie er seinen Kerlen sagt, sie sol en anderen Kerlen
    Druck machen, weil sie wo nicht mitmachen wollen und so
    weiter. Das mag ja al es il egal sein, aber wissen Sie was? Das
    ist mir egal. Wenn ich, wie Sie sagen, Jimmy einen Haken
    verpasse, dann nur, weil ich zwei und zwei zusammenzählen
    kann, und weil ich in der verdammten Abteilung 2109 in
    Chicago genug gehört habe, um zu schnal en, daß der Arsch
    Jimmy Hoffa geheime Absprachen mit den Bossen trifft, und
    das heißt, daß er ein Scheißstreikbrecher ist, entschuldigen
    Sie das offene Wort, und ich will, daß Sie das ins Protokoll
    aufnehmen, daß ich ihn deswegen verpfeife.«
    John Kennedy lachte. Littell mußte an den Shoftel-Job
    denken und zuckte zusammen.
    »Das geht klar, Roland«, sagte Robert Kennedy. »Sie kön-
    nen vorlesen, was Sie wollen, bevor Sie Ihre Zeugenaussage
    machen. Und denken Sie daran, wir heben uns Ihre Aussage
    für eine Sitzung mit Fernsehübertragung auf. Millionen von
    Menschen werden Sie sehen.«
    »Je mehr Öffentlichkeit Sie bekommen«, sagte Kemper,
    »desto unwahrscheinlicher ist es, daß Hoffa sich an Ihnen
    zu rächen versucht.«
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    »Jimmy vergißt nie etwas«, sagte Kirpaski. »Da ist der
    wie ein Elefant. Sie haben mir doch diese Fotos von Gangs-
    tern gezeigt? Die Typen, mit denen ich Jimmy zusammen
    gesehen habe?«
    Robert Kennedy hielt ein paar Fotos hoch: »Santo

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