Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
nichts, was
    irgendwie verstehbar machte, wieso zwei FBI-Männer ihre
    Absteige verwanzt hatten.
    Sie hatten die FBI-Anlage vor vier Tagen installiert. 1541
    North Alta Vista war vom Boden bis unters Dach mit Mi-
    krophonen gespickt.
    Fred Turentine hatte die Boyd/Littell-Schaltung ange-
    zapft. Er hörte alles, was das FBI hörte. Das FBI mietete
    im gleichen Block ein Haus als Lauschposten; Freddy über-
    wachte seine Installationen von einem vor dem Nachbar-
    haus geparkten Lieferwagen aus und stellte Pete laufend
    Tonbandkopien zu.
    Und Pete witterte Geld und rief Jimmy Hoffa an – viel-
    leicht ein bißchen zu früh.
    »Du hast eine gute Nase«, sagte Jimmy. »Komm am
    Donnerstag nach Miami, und laß mich wissen, was du
    102
    aufgeschnappt hast. Wenn du nichts hast, können wir immer
    noch mit meinem Boot rausfahren und Haifische schießen.«
    Donnerstag – das war morgen. Haifisch-Schießen war was
    für Clowns. Freddy bekam zweihundert pro Tag – eine schöne
    Stange Geld für einen Schnellkurs in außerehelichem Sex.
    Pete verbrachte die Zeit im Wachhaus. Pete genoß seine
    kleinen Sticheleien gegen Mr. Hughes – ich weiß, daß Sie
    Dick Nixons Bruder jede Menge Zaster geliehen haben. Pete
    ließ aus purer Langeweile immer wieder die Bänder laufen.
    Er drückte die »Play«-Taste. Darleen wimmerte und stöhnte.
    Bettfedern ächzten; Darleen mit einem Fettsack im Sattel.
    Das Telefon klingelte – Pete hatte es griffbereit.
    »Wer ist dran?«
    »Ich bin’s, Fred. Komm sofort her – es hat gefunkt.«
    Der Lieferwagen war vollgestopft mit technischem Gerümpel.
    Pete schrammte sich beim Reinklettern das Knie auf.
    Freddy wirkte aufgekratzt. Sein Hosenschlitz stand offen,
    als ob er sich nicht mehr hätte beherrschen können.
    »Ich habe den Bostoner Akzent gleich erkannt und dich
    sofort angerufen, wie sie mit Ficken angefangen haben. Hör
    dir das an, das ist live.«
    Pete zog die Kopfhörer über. Darleen Shoftels Stimme,
    laut und deutlich:
    »Du bist ein größerer Held als dein Bruder. Ich hab ge-
    lesen, was in Time über dich steht. Dein Boot ist von den
    Japanern gerammt worden oder so.«
    »Ich kann besser schwimmen als Bobby, soweit stimmt’s.«
    Jackpot: Gail Hendees alte Flamme, Jack K.
    103
    Darleen: »Ich hab ein Bild von deinem Bruder in Newsweek
    gesehen. Hat der nicht viertausend Kinder?«
    Jack: »Mindestens dreitausend, wobei ständig neue auf-
    tauchen. Wenn man ihn zu Hause besucht, krallen sich
    einem die kleinen Biester an die Knöchel. Meine Frau findet
    Bobbys Fortpflanzungsbedürfnis vulgär.«
    Darleen: »›Fortpflanzungsbedürfnis‹ – das find’ ich süß.«
    Jack: »Bobby ist ein echter Katholik. Er muß Kinder
    zeugen und Menschen bestrafen, die er haßt. Wenn er nicht
    so absolut zuverlässig die Richtigen hassen würde, wäre er
    eine ganz schöne Nervensäge.«
    Pete zog sich den Kopfhörer fest über die Ohren. Jack
    geriet nach dem Ficken ins Plaudern.
    »Ich vermag nicht so zu hassen wie Bobby. Bobby haßt mit
    Eifer und Zorn. Bobbys Haß auf Jimmy Hoffa ist mächtig,
    darum wird er letztlich siegen. Gestern war ich bei ihm in
    Washington. Er hat die Zeugenaussage eines Teamsters pro-
    tokolliert, der von Hoffa die Schnauze voll und beschlossen
    hat, über ihn auszusagen. Und stell dir vor, da steht dieser
    mutige dumme Polack, Roland Sowieso aus Chicago, und
    Bobby nimmt ihn mit nach Hause zum Essen. Siehst du,
    äh …«
    »Darleen.«
    »Richtig, Darleen. Siehst du, Darleen, Bobby ist ein grö-
    ßerer Held als ich, weil er wahrhaft leidenschaftlich und
    großmütig ist.«
    Lämpchen blinkten. Bänder drehten sich. Sie hatten die
    Bank gesprengt, den Jackpot gewonnen – wenn Jimmy Hoffa
    das hörte, würde er sich BEKACKEN.
    104
    Darleen: »Aber die Sache mit dem Boot finde ich trotz-
    dem toll.«
    Jack: »Du bist eine gute Zuhörerin, Darleen.«
    Fred war nahe daran zu SABBERN. In seinen Augen
    standen Dollarzeichen.
    Pete ballte die Fäuste. »Das ist meine Show. Du muckst
    dich nicht und tust, was ich dir sage.«
    Freddy zuckte zusammen. Pete lächelte – wenn’s kribbelig
    wurde, brauchte er nur auf seine Hände zu vertrauen.
    Ein Tiger Kab erwartete ihn am Flughafen. Der Fahrer ließ
    sich ununterbrochen über kubanische Innenpolitik aus: » El
    grande Castro auf dem Vormarsch! El puto Batista auf dem
    Rückzug!«
    Der Latino setzte ihn am Taxistand ab. Jimmy hatte
    die Taxibaracke übernommen – die Leibgarde war dabei,
    Schwimmwesten und MPs

Weitere Kostenlose Bücher