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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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führen, weil er befürchtete, sein Anschluß könnte
    angezapft sein.«
    »Mrs. Kirpaski …«
    Sie schnappte ein Heft vom Frühstückstisch. »Roland wäre
    stinksauer, wenn ich das den Behörden nicht zeigen würde.«
    Littell schlug das Heft auf. Auf Seite eins waren Namen
    und Telefonnummern aufgeführt, säuberlich nach Spalten
    geordnet.
    Mary Kirpaski trat dicht vor ihn: »Roland hat die Te-
    lefonfirmen in all den Städten angerufen und rausgekriegt,
    wem die Nummern gehören. Ich glaube, er tat so, als ob er
    ein Polizist wäre oder so was Ähnliches.«
    Littell blätterte das Buch ganz durch. Roland Kirpaski
    benutzte eine klare, gut leserliche Druckschrift.
    Von den Namen der Angerufenen waren ihm einige be-
    kannt: Sam Giancana, Carlos Marcello, Anthony Iannone,
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    Santo Trafficante Jr. Ein Name war vertraut und furchter-
    regend: Pete Bondurant, 949 Mapleton Drive, Los Angeles.
    Hoffa hatte Big Pete in letzter Zeit dreimal angerufen:
    Am 25. 11. 58, am 1. 12. 58 und am 2. 12. 58.
    Bondurant konnte Handschel en mit bloßen Händen spren-
    gen. Für zehntausend Dollar plus Spesen war er angeblich
    bereit, einen Menschen umzubringen.
    Mary Kirpaski ließ ihren Rosenkranz durch die Finger
    gleiten. Sie roch nach Mentholsalbe und Zigaretten.
    »Darf ich Ihr Telefon benutzen, Mrs. Kirpaski?«
    Sie wies auf den Wandanschluß. Littell zog die Hörer-
    schnur ans andere Ende der Küche.
    Sie ließ ihn allein. Littell hörte, wie im anderen Zimmer
    ein Radio aufgedreht wurde.
    Er rief die Vermittlung an. Er ließ sich zum Sicherheits-
    dienst des Flughafens von Los Angeles durchstellen.
    Ein Mann nahm ab: »Sergeant Donaldson, was kann
    ich für Sie tun?«
    »Hier spricht Special Agent Littell, FBI Chicago. Ich be-
    nötige eine dringliche Auskunft über Flugreservierungen.«
    »Ja, Sir. Sagen Sie, was Sie brauchen.«
    »Ich möchte, daß Sie eine Nachfrage bei den Fluglinien
    veranlassen, die Flüge von Los Angeles nach Miami und
    zurück anbieten. Ich bin auf der Suche nach Reservierungen
    für den 8., 9. oder 10. Dezember von Los Angeles nach
    Miami, mit einem Rückflug zu einem beliebigen späteren
    Datum. Ich suche nach einer Reservierung auf den Namen
    Pete Bondurant, ich buchstabiere B-O-N-D-U-R-A-N-T, oder
    Buchungen auf Rechnung der Hughes Tool Company oder
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    von Hughes Aircraft. Wenn Sie da etwas finden und der
    Flug auf einen Männernamen gebucht ist, benötige ich eine
    genaue Beschreibung des Mannes, der das Ticket abgeholt
    oder das Flugzeug bestiegen hat.«
    »Sir, das ist wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel
    im Heuhaufen.«
    »Nicht unbedingt. Bei dem Verdächtigen handelt es sich
    um einen Enddreißiger, weiß, etwa 1,95 Meter, von extrem
    kräftigem Körperbau. Wer ihn einmal gesehen hat, vergißt
    ihn so leicht nicht.«
    »Ich notiere. Soll ich zurückrufen?«
    »Ich bleibe am Apparat. Wenn Sie in zehn Minuten nichts
    rauskriegen, melden Sie sich wieder und notieren sich meine
    Nummer.«
    »Ja, Sir. Bleiben Sie dran. Ich kümmere mich sofort darum.«
    Littell behielt den Hörer in der Hand. Er war von einer
    Vorstellung wie besessen: Big Pete Bondurant, hilflos zap-
    pelnd auf dem Rücken liegend. Die Küche brachte ihn in
    die Gegenwart zurück: stickig und heiß, mit einem Kirchen-
    kalender an der Wand, auf dem Al erseelen angestrichen war
    Acht Minuten vergingen. Dann meldete sich der Sergeant
    wieder – er klang aufgeregt.
    »Mr. Littell?«
    »Ja.«
    »Sir. Wir haben ihn. Ich habe nicht geglaubt, daß es
    klappt, aber wir haben es geschafft.«
    Littell zog sein Notizbuch heraus. »Sprechen Sie.«
    »American Airlines, Flug 104, von Los Angeles nach Miami.
    Er ist gestern um 8 Uhr in Los Angeles abgeflogen und um
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    16 Uhr 10 in Miami angekommen. Die Buchung lautete auf
    den Namen Thomas Peterson, und die Rechnung ging an
    Hughes Aircraft. Ich habe mich mit der Mitarbeiterin, die
    das Ticket ausgestellt hat, unterhalten, und sie konnte sich
    an den von Ihnen beschriebenen Mann erinnern. Sie hatten
    recht, wenn man den einmal –«
    »Hat er einen Rückflug gebucht?«
    »Ja, Sir. American, Flug 55. Er trifft morgen 7 Uhr in
    Los Angeles ein.«
    Littell wurde es schwindelig. Er öffnete ein wenig das
    Küchenfenster und schnappte nach Luft.
    »Sir, sind Sie noch am Apparat?«
    Littell legte auf und wählte die Vermittlung.
    »Ich brauche Washington. Die Rufnummer lautet KL
    4-8801.«
    »Ja, Sir. Einen Augenblick.«
    Der Anruf war schnell durchgestellt. Eine

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