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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Männerstim-
    me meldete sich: »Kommunikationsabteilung, Special Agent
    Reynolds.«
    »Hier ist Special Agent Littell, Chicago. Ich muß Special
    Agent Boyd in Miami eine Nachricht übermitteln.«
    »Gehört er zum dortigen Büro?«
    »Nein, er ist in einer unabhängigen Mission unterwegs. Sie
    übermitteln die Nachricht dem SAC in Miami, der Special
    Agent Boyd ausfindig machen sol . Ich nehme an, das bedarf
    bloß einer Hotelüberprüfung, und wenn die Angelegenheit
    nicht so dringlich wäre, könnte ich das selber erledigen.«
    »Das ist zwar nicht ganz nach den Vorschriften, aber
    warum nicht. Ihre Nachricht, bitte?«
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    Littell sprach langsam: »Mir liegen Indizien wie Ver-
    dachtsmomente – unterstreichen Sie beides – vor, daß J. H.
    unseren zu groß geratenen französischen Intimus engagierte,
    um Ausschuß-Zeugen R. K. zu liquidieren. Intimus fliegt
    heute nacht mit American Airlines, Flug 55, aus Miami ab.
    Ruf mich in Chicago wegen Einzelheiten an. Schlage vor,
    daß du Robert K. umgehend informierst. Unterschreiben
    Sie mit W. J. L.«
    Der Agent wiederholte die Nachricht. Littell hörte Mary
    Kirpaski vor der Küchentür schluchzen.
    Helens Flug hatte Verspätung. Littell wartete in einer Cock-
    tailbar in der Nähe des Ausgangs.
    Er überprüfte noch einmal die Liste mit den Telefonan-
    rufen. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen: Pete Bondurant
    hatte Roland Kirpaski getötet.
    Kemper hatte einen toten Zeugen namens Gretzler er-
    wähnt. Wenn er den Mann mit Bondurant in Verbindung
    bringen konnte, würde dies vielleicht zu ZWEI Mordan-
    klagen führen.
    Littel trank Whiskey und Bier. Er warf gelegentlich einen
    Blick in den Spiegel an der Rückwand, um sein Aussehen
    zu prüfen.
    Die Arbeiterkleidung wirkte nicht echt. Die Brille und
    das schüttere Haar paßten nicht dazu.
    Der Schnaps brannte; das Bier prickelte. Zwei Männer
    kamen an seinen Tisch und packten ihn.
    Sie rissen ihn hoch. Sie preßten ihm die Ellbogen an den
    Körper. Sie führten ihn nach hinten in eine Telefonzelle.
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    All das so schnell und geschickt, daß keiner der Umste-
    henden etwas bemerkte.
    Die Männer drehten ihm die Arme auf den Rücken. Chick
    Leahy trat aus dem Schatten dicht vor ihn hin.
    Littel wurde weich in den Knien. Die Männer rissen ihn
    hoch, bis er den Boden nur noch mit Zehenspitzen berührte.
    »Ihre Nachricht an Kemper Boyd wurde abgefangen«,
    sagte Leahy.
    »Bei Ihrem Amoklauf haben Sie seine Deckung riskiert.
    Mr. Hoover wünscht nicht, daß Robert Kennedy unterstützt
    wird, und Pete Bondurant ist ein wichtiger Mitarbeiter von
    Howard Hughes, der ein guter Freund von Mr. Hoover und
    dem FBI ist. Wissen Sie, was völlig codierte Nachrichten
    sind, Mr. Littell?«
    Littell zwinkerte. Die Brille fiel ihm von der Nase. Er
    nahm alles nur noch verschwommen wahr.
    Leahy versetzte ihm einen schmerzhaften Rippenstoß.
    »Sie sind mit sofortiger Wirkung Ihrer Aufgaben beim Top-
    Hoodlum-Programm enthoben und erneut dem Red Squad
    zugeteilt. Und ich rate Ihnen dringend, sich jeglichen Wi-
    derspruchs zu enthalten.«
    Einer der Männer nahm ihm das Notizbuch weg. »Du
    stinkst nach Schnaps«, sagte der andere.
    Dann schubsten sie ihn beiseite und gingen. Das Ganze
    hatte kaum eine halbe Minute gedauert.
    Die Arme taten ihm weh. Die Brille war verkratzt und
    verbogen. Er konnte weder richtig atmen, noch fühlte er
    sich sicher auf den Beinen.
    Er schwankte an den Tisch zurück. Er würgte Whiskey
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    und Bier hinunter und gewann allmählich seine Selbstbe-
    herrschung zurück.
    Seine Brille saß schief. Er warf erneut einen prüfenden
    Blick auf sein Spiegelbild: der unfähigste Arbeiter der Welt.
    Der Lautsprecher erschallte: »United Flug 84 aus New
    Orleans ist soeben gelandet.«
    Littell trank aus und steckte sich zwei Clorets in den
    Mund. Er drängte sich an den Passagieren vorbei.
    Helen erblickte ihn und ließ ihr Gepäck fallen. Ihre Um-
    armung warf ihn beinahe um.
    Die Leute mußten ihnen ausweichen. »Komm«, sagte
    Littell, »laß dich anschauen.«
    Helen blickte auf. Ihr Kopf berührte sein Kinn – groß
    war sie geworden.
    »Du siehst hinreißend aus.«
    »Max Factor Rouge Nr. 4 – wirkt Wunder bei meinen
    Narben.«
    »Welchen Narben?«
    »Sehr komisch. Und was treibst du , bist du unter die
    Holzfäller gegangen?«
    »Für ein paar Tage jedenfalls.«
    »Susan sagt, daß dich Mr. Hoover endlich Gangster jagen
    läßt.«
    Ein Mann, der mit dem Fuß in Helens Kleidertasche
    hängenblieb,

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