Ein amerikanischer Thriller
Männerstim-
me meldete sich: »Kommunikationsabteilung, Special Agent
Reynolds.«
»Hier ist Special Agent Littell, Chicago. Ich muß Special
Agent Boyd in Miami eine Nachricht übermitteln.«
»Gehört er zum dortigen Büro?«
»Nein, er ist in einer unabhängigen Mission unterwegs. Sie
übermitteln die Nachricht dem SAC in Miami, der Special
Agent Boyd ausfindig machen sol . Ich nehme an, das bedarf
bloß einer Hotelüberprüfung, und wenn die Angelegenheit
nicht so dringlich wäre, könnte ich das selber erledigen.«
»Das ist zwar nicht ganz nach den Vorschriften, aber
warum nicht. Ihre Nachricht, bitte?«
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Littell sprach langsam: »Mir liegen Indizien wie Ver-
dachtsmomente – unterstreichen Sie beides – vor, daß J. H.
unseren zu groß geratenen französischen Intimus engagierte,
um Ausschuß-Zeugen R. K. zu liquidieren. Intimus fliegt
heute nacht mit American Airlines, Flug 55, aus Miami ab.
Ruf mich in Chicago wegen Einzelheiten an. Schlage vor,
daß du Robert K. umgehend informierst. Unterschreiben
Sie mit W. J. L.«
Der Agent wiederholte die Nachricht. Littell hörte Mary
Kirpaski vor der Küchentür schluchzen.
Helens Flug hatte Verspätung. Littell wartete in einer Cock-
tailbar in der Nähe des Ausgangs.
Er überprüfte noch einmal die Liste mit den Telefonan-
rufen. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen: Pete Bondurant
hatte Roland Kirpaski getötet.
Kemper hatte einen toten Zeugen namens Gretzler er-
wähnt. Wenn er den Mann mit Bondurant in Verbindung
bringen konnte, würde dies vielleicht zu ZWEI Mordan-
klagen führen.
Littel trank Whiskey und Bier. Er warf gelegentlich einen
Blick in den Spiegel an der Rückwand, um sein Aussehen
zu prüfen.
Die Arbeiterkleidung wirkte nicht echt. Die Brille und
das schüttere Haar paßten nicht dazu.
Der Schnaps brannte; das Bier prickelte. Zwei Männer
kamen an seinen Tisch und packten ihn.
Sie rissen ihn hoch. Sie preßten ihm die Ellbogen an den
Körper. Sie führten ihn nach hinten in eine Telefonzelle.
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All das so schnell und geschickt, daß keiner der Umste-
henden etwas bemerkte.
Die Männer drehten ihm die Arme auf den Rücken. Chick
Leahy trat aus dem Schatten dicht vor ihn hin.
Littel wurde weich in den Knien. Die Männer rissen ihn
hoch, bis er den Boden nur noch mit Zehenspitzen berührte.
»Ihre Nachricht an Kemper Boyd wurde abgefangen«,
sagte Leahy.
»Bei Ihrem Amoklauf haben Sie seine Deckung riskiert.
Mr. Hoover wünscht nicht, daß Robert Kennedy unterstützt
wird, und Pete Bondurant ist ein wichtiger Mitarbeiter von
Howard Hughes, der ein guter Freund von Mr. Hoover und
dem FBI ist. Wissen Sie, was völlig codierte Nachrichten
sind, Mr. Littell?«
Littell zwinkerte. Die Brille fiel ihm von der Nase. Er
nahm alles nur noch verschwommen wahr.
Leahy versetzte ihm einen schmerzhaften Rippenstoß.
»Sie sind mit sofortiger Wirkung Ihrer Aufgaben beim Top-
Hoodlum-Programm enthoben und erneut dem Red Squad
zugeteilt. Und ich rate Ihnen dringend, sich jeglichen Wi-
derspruchs zu enthalten.«
Einer der Männer nahm ihm das Notizbuch weg. »Du
stinkst nach Schnaps«, sagte der andere.
Dann schubsten sie ihn beiseite und gingen. Das Ganze
hatte kaum eine halbe Minute gedauert.
Die Arme taten ihm weh. Die Brille war verkratzt und
verbogen. Er konnte weder richtig atmen, noch fühlte er
sich sicher auf den Beinen.
Er schwankte an den Tisch zurück. Er würgte Whiskey
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und Bier hinunter und gewann allmählich seine Selbstbe-
herrschung zurück.
Seine Brille saß schief. Er warf erneut einen prüfenden
Blick auf sein Spiegelbild: der unfähigste Arbeiter der Welt.
Der Lautsprecher erschallte: »United Flug 84 aus New
Orleans ist soeben gelandet.«
Littell trank aus und steckte sich zwei Clorets in den
Mund. Er drängte sich an den Passagieren vorbei.
Helen erblickte ihn und ließ ihr Gepäck fallen. Ihre Um-
armung warf ihn beinahe um.
Die Leute mußten ihnen ausweichen. »Komm«, sagte
Littell, »laß dich anschauen.«
Helen blickte auf. Ihr Kopf berührte sein Kinn – groß
war sie geworden.
»Du siehst hinreißend aus.«
»Max Factor Rouge Nr. 4 – wirkt Wunder bei meinen
Narben.«
»Welchen Narben?«
»Sehr komisch. Und was treibst du , bist du unter die
Holzfäller gegangen?«
»Für ein paar Tage jedenfalls.«
»Susan sagt, daß dich Mr. Hoover endlich Gangster jagen
läßt.«
Ein Mann, der mit dem Fuß in Helens Kleidertasche
hängenblieb,
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