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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Schweinefutter aus den
    Trögen gestohlen und die Stalltür offengelassen. Verstehst
    du, ich hatte in National Geographie gelesen, daß hungrige
    Schweine verwesendes Menschenfleisch unwiderstehlich
    finden.«
    »Fulo, ich mag dich«, sagte Pete.
    »Wart’s ab. Ich kann sehr reizbar sein, wenn es um die
    Feinde von Jesus Christus oder Fidel Castro geht.«
    Pete unterdrückte einen Lacher. »Hat jemand von Jimmys
    Kollegen einen Umschlag für mich dagelassen?«
    Fulo reichte ihn rüber. Pete, der endlich loslegen wollte,
    riß ihn auf.
    Nett – eine schlichte Notiz und ein Foto.
    »Anton Gretzler, 114 Hibiscus, Lake Weir, Fla. (bei Sun
    Valley). OL4-8812.« Das Bild zeigte einen großen Kerl, der
    unglaublich fett war, es schien fast ein medizinisches Wunder,
    daß er überhaupt existierte.
    »Jimmy traut dir«, sagte Pete.
    »Tut er. Er hat mir zu meiner Green Card verholfen und
    kann sicher sein, daß ich loyal bleibe.«
    »Was hat es mit Sun Valley auf sich?«
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    »Das ist, was man, glaube ich, eine ›Parzellierung‹ nennt.
    Jimmy verkauft Grundstücke an Teamster.«
    Pete: »Und was meinst du, wer im Augenblick mehr Schlag
    hat? Jesus oder Castro?«
    »Ich glaube, im Augenblick steht es auf der Kippe.«
    Pete bezog ein Zimmer im Eden Roc und rief Anton Gretzler
    von einem öffentlichen Fernsprecher an. Der Fettsack erklärte
    sich zu einem Treffen bereit: 15 Uhr, Sun Valley.
    Pete legte sich ein bißchen hin und fuhr frühzeitig los.
    Sun Valley war das letzte: drei Feldwege durch Sumpfland,
    gut 35 Meter von der Interstate entfernt.
    Das Gelände war in streichholzschachtelgroße Parzellen
    unterteilt, auf denen sich billiges Baumaterial stapelte. Alles
    von Sumpfland umgeben – Pete sah Alligatoren, die sich
    sonnten.
    Es war heiß und feucht. Eine bösartige Sonne verbrannte
    alles Grün zu trockenem Braun. Pete lehnte sich gegen den
    Wagen und streckte sich. Eine Brise wehte Staubwolken auf.
    Die Zufahrtsstraße war von Staub eingenebelt. Ein großer
    Sedan bog von der Interstate ab und raste blindlings auf
    ihn zu.
    Pete trat zur Seite. Der Wagen kam zum Stehen. Der
    dicke Anton Gretzler stieg aus.
    Pete trat auf ihn zu. »Mr. Peterson?« fragte Gretzler.
    »Ja. Mr. Gretzler?«
    Der Fettsack streckte die Hand aus. Pete übersah sie.
    »Stimmt was nicht? Sie sagten, Sie wol ten sich ein Grund-
    stück anschauen.«
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    Pete steuerte den Dickwanst zu einer sumpfigen Wiese.
    Gretzler hatte es gleich begriffen: bloß keinen Widerstand
    leisten. Alligatoren-Augen ragten aus dem Wasser.
    »Sehen Sie sich mal meinen Wagen an«, sagte Pete. »Seh’
    ich aus wie einer Ihrer Gewerkschaftstypen, der für ein sol-
    ches Baukastenhaus in Frage kommt?«
    »Nun … nein.«
    »Meinen Sie nicht, daß Sie Jimmy übel hinters Licht füh-
    ren, wenn Sie mir solche Scheißhaufen zeigen?«
    »Nun …«
    »Jimmy hat mir gesagt, daß er eine nette Häuserreihe
    in der Gegend besitzt, die gerade zum Verkauf ansteht. Sie
    hätten abwarten und die den Teamstern zeigen sollen.«
    »Nun … ich dachte, ich –«
    »Jimmy sagt, daß Sie ein unbedachter Bursche sind. Er
    sagt, er hätte Sie nicht zu seinem Partner machen dürfen. Er
    sagt, Sie würden rumerzählen, daß er Geld aus der Teamster-
    Pensionskasse borgt und was für sich abzweigt. Er sagt, Sie
    hätten über die Pensionskasse geschwatzt, als wären Sie ein
    Spitzel.«
    Gretzler zuckte zusammen. Pete brach ihm das Hand-
    gelenk – Knochen splitterten und stachen durch die Haut.
    Gretzler versuchte zu schreien, doch der Schrei blieb ihm
    im Halse stecken.
    »Hat dir der McClellan-Untersuchungsausschuß eine Vor-
    ladung geschickt?«
    Gretzler nickte verzweifelt: Ja.
    »Hast du mit Robert Kennedy oder seinen Untersuchungs-
    beamten gesprochen?«
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    Gretzler schüttelte den Kopf, fast besinnungslos vor Angst:
    Nein.
    Pete blickte sich auf dem Highway um. Kein Wagen weit
    und breit, keine Zeugen –
    Gretzler sagte: »BITTE.«
    Pete ballerte ihm das Gehirn mitten in einem Rosen-
    kranz weg.
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    2

    Kemper Boyd
    (Philadelphia, 27. 11. 58)
    Der Wagen: ein Jaguar XK-140, dunkelgrün, beiges Leder.
    Eine Tiefgarage: totenstill. Die Aufgabe: Den Jaguar fürs
    FBI klauen und den Trottel in die Falle locken, der dafür
    bezahlte.
    Er brach die Fahrertür auf und schloß die Zündung kurz.
    Die Polster rochen nach Geld: Lederausstattung trieb den
    »Wiederverkaufspreis« in schwindelnde Höhen.
    Er fuhr gemächlich Richtung Straße und wartete, bis
    sich im Verkehr eine Lücke

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