Ein amerikanischer Thriller
Schuhe
plumpsten zu Boden. Gail warf einen ihrer hochhackigen
Schuhe an die Wand – ihr Signal. Drei Minuten bis zum
Start.
Pete lachte – Zimmer für dreißig Dollar die Nacht mit
papierdünnen Wänden.
Reißverschlüsse ratschten. Bettfedern ächzten. Der Se-
kundenzeiger tickte. Walter P. Kinnard begann zu stöhnen
– bei zwei Minuten vierundvierzig saß er, Petes Stoppuhr
zufolge, im Sattel.
Pete wartete die drei Minuten exakt ab. Er drückte voo-
ooorsichtig die Tür auf – das Scharnieröl sorgte dafür, daß
auch nicht das geringste Quiiiiietschen zu hören war.
Da: Gail und Walter P. Kinnard beim Ficken.
In der Missionarsstellung, die Köpfe dicht beieinander
– gerichtstauglicher Beweis für Ehebruch. Walt genoß in
vollen Zügen. Gail täuschte Ekstase vor und zupfte an der
Nagelhaut.
Pete schoß Nahaufnahmen.
Eins, zwei, drei, Kamerablitze im Maschinengewehrtakt.
Das ganze gottverdammte Zimmer wurde strahlend hell.
Kinnard stieß einen schrillen Schrei aus und löste sich von
ihr, schlaff wie ein Waschlappen. Gail rollte vom Bett und
rannte ins Badezimmer. Walt die Sexbombe splitternackt:
1,75 Meter, zweihundertzehn Pfund, untersetzt.
Pete ließ die Kamera fallen und packte ihn. Pete sprach
langsam und deutlich.
»Deine Frau will eine Scheidung. Sie will achthundert im
Monat, das Haus, den 56er Buick und eine Zahnspangenbe-
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handlung für deinen Sohn Timmy. Du gibst ihr alles, was
sie will, oder ich krieg’ dich und bring’ dich um.«
Kinnard spuckte Speichelblasen. Pete imponierte Kinnards
Farbe: halb schockblau, halb arteriell rot.
Durch die Badezimmertür drang Dampf – Gails Dusche
danach, rasch wie immer.
Pete ließ Walt los. Sein Arm zitterte vor Anstrengung:
mehr als zweihundert Pfund, nicht schlecht.
Kinnard schnappte sich seine Kleider und stolperte zur Tür
hinaus. Pete sah, wie er den Korridor hinunterstolperte und
gleichzeitig versuchte, ins richtige Hosenbein zu schlüpfen.
Gail trat aus einer Dampfwolke. Ihr »Ich-kann-bald-nicht-
mehr« überraschte ihn kaum.
Walter P. Kinnard schloß einen außergerichtlichen Vergleich.
Petes ungebrochene Gewinnsträhne verlängerte sich: Ehefrauen
23, Ehemänner 0. Mrs. Kinnard bezahlte: fünf Riesen sofort
und 25 Prozent des Unterhalts bis in alle Ewigkeit.
Dann: drei Tage in Howard Hughes’ Diensten.
Die TWA-Klage ging Howard dem Großen auf die Ner-
ven. Pete verstärkte die Ablenkungsmanöver.
Er gab Nutten Geld, damit sie den Zeitungen zuspielten:
Hughes hatte sich in Absteigen verkrochen. Er überschüttete
die Vollzugsbeamten mit telefonischen Hinweisen. Hughes
war in Bangkok, Maracaibo, Seoul. Er quartierte ein zweites
Hughes-Double im Biltmore ein: einen alten, gut bestückten
Pornodarsteller. Opa war tatsächlich priapisch – er schickte
ihm Barbara Payton zu Liebesdiensten rüber. Die alkohol-
benebelte Babs glaubte allen Ernstes, der alte Clown wäre
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Hughes. Sie verkündete weit und breit: Klein-Howard war
um 15 Zentimeter gewachsen.
J. Edgar Hoover hätte die Klage ohne weiteres abwürgen
können. Hughes weigerte sich, ihn um Hilfe zu bitten.
»Noch nicht, Pete. Zuvor muß ich meine Freundschaft mit
Mr. Hoover festigen. Dabei spielt, wie ich meine, der Kauf
von Hush-Hush eine entscheidende Rolle, doch bin ich darauf
angewiesen, daß du mir einen neuen Skandalspezialisten
auftreibst. Du weißt doch genau , mit welcher Leidenschaft
Mr. Hoover belastende Informationen sammelt.«
Pete verbreitete in der Gerüchteküche:
Neuer Hush-Hush- Schmutzfinkgesucht. Interessierte
Dreckschleudern mögen sich telefonisch bei Pete B. melden.
Pete schob Telefondienst am Wachhundehüttenapparat.
Clowns riefen an. »Ich möchte einen saftigen Skandal hören,
damit ich Ihre Glaubwürdigkeit überprüfen kann«, sagte Pete.
Die Clowns gingen darauf ein. Und das kam dabei heraus:
Pat Nixon hatte soeben Nat »King« Coles Baby zur Welt
gebracht. Lawrence Welk leitete einen Callboy-Ring. Patti
Page und Francis, das sprechende Maultier, waren ein heißes
Paar.
Eisenhower hatte nachweislich Negerblut. Rin Tin Tin
hatte Lassie geschwängert. Jesus Christus leitete ein schwarzes
Hurenhaus in Watts. Es kam noch schlimmer. Pete hatte
neunzehn Interessenten notiert – einer übergeschnappter als
der andere.
Das Telefon klingelte – Irrer Nummer zwanzig im An-
marsch. Pete hörte ein Knistern in der Leitung – wahr-
scheinlich ein Ferngespräch.
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»Wer ist
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