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Ein Ami in Tirol

Ein Ami in Tirol

Titel: Ein Ami in Tirol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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mit seinem Freund und schilderte ihm seinen Kummer und seine Befürchtungen.
    »Weißt was, Flori, ich werd zu euch hinausfahren«, sagte Karl Brunner. »Dann schau ich mir das genauer an und werd auch diesen Herrn Amerikaner unter die Lupe nehmen.«
    »Das ist fein, Karli«, sagte Florian erfreut. »Es wird eh Zeit, dass du wieder einmal in unser schönes Beißlwang kommst.«
    Karl Brunner reiste am darauffolgenden Samstag an. Er war nicht sehr groß und ein bisschen gedrungen. Er war das, was man schlechthin als einen Gemütsmenschen bezeichnete, denn so leicht konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen.
    »Also, wenn's bloß um deinen Liebeskummer geht, werd ich wohl kaum etwas machen können«, sagte er, nachdem er die Hofbauern angehört hatte. »Es gibt sicherlich solche Fonds in Amerika.«
    »Aber ich hab' halt das Gefühl, dass dieser Mensch ein Beschiss-mannsheiner ist«, beharrte Florian mit Nachdruck. »Das hat man so im Gefühl.«
    Karl Brunner lächelte.
    »Wenn man bis über beide Ohren verliebt und obendrein noch eifersüchtig ist, kommt man gar leicht mit seinen Gefühlen durcheinander«, schränkte Brunner behutsam ein. »Hättest dich halt ein bissel früher um das Madl bemühen mussen.«
    »Ich hab's damit nicht so«, brummelte Florian. »Das ist nämlich alles gar nicht so einfach.«
    »Wenn du's dir selbst schwer machst, sicherlich nicht«, bekam er gesagt. »Man muss ja nicht gleich in der ersten Stund von der Liebe reden. Aber spüren lassen kann man es. Da muss man keine großen Komplimente machen. Bist halt in einer Art ein wengl ein Büffel ...«
    »Du, pass auf!«, schimpfte Florian. Böse sein konnte er dem Freund jedoch nicht, denn im Grunde wusste er, dass Karl Brunner recht hatte. Manchmal nämlich dachte Florian schon über seine sprichwörtliche Maulfaulheit nach.
    »Dieser Amerikaner wohnt also auf dem Nachbarhof und verdreht den weiblichen Wesen dort die Köpfe?«
    »Nicht nur der Eva und der Linda. Das ganze Dorf macht er verrückt. So etwas hat es bisher in Beißlwang noch nie gegeben. Es ist zum Auswachsen mit diesem Kerl.«
    »Jetzt beruhig dich erst einmal. Alle auf einmal könnte er ja doch nicht heiraten«, versuchte Karl zu beschwichtigen.
    »Aber wenn er die Linda nimmt?«
    »Vorausgesetzt, dass sie ihn überhaupt haben will«, meinte der Freund. »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Wenn mich aber die Linda überhaupt nimmer anschaut?«, jammerte Florian. »Früher hat sie alleweil hin und wieder mit mir zu plaudern versucht.«
    »Und?«
    »Was - und?«
    »Was hast du gesagt?«
    »Nix. Was hätt' ich denn sagen sollen?«
    »Du bist schon ein arges Rindviech«, meinte Brunner. »Wenn eine Frau ein Gespräch sucht, muss man darauf eingehen.«
    »Jetzt spricht wohl der Fachmann - wie?«
    »Das weiß doch ein jeder«, machte Karl deutlich. »Nur du weißt das scheinbar nicht. Wenn man keine Antwort bekommt, verliert man ja irgendwann die Lust, oder nicht?«
    »Wahr ist's schon«, brabbelte Florian nachdenklich.
    »Also, gib deinem Herzen und deinem Mundwerk einen Stoß und red sie an, wenn sie dir wieder über den Weg läuft, weil ...«
    »Aber der Amerikaner«, fiel ihm Florian kläglich ins Wort.
    »Um den werde ich mich schon kümmern. Das lass ruhig einmal meine Sorge sein!«
    »Ist dein Amerikaner nicht da?«, wollte Christian von Eva wissen, nachdem er die Stube betreten hatte.
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass er nicht mein Amerikaner ist«, protestierte Eva. »Nein, Mister Brown ist nicht da. Er ist geschäftlich unterwegs. Hättest du gewiss etwas von ihm gewollt?«
    »Na ja«, sagte der Nachbar.
    »Was heißt na ja?« erkundigte sich Eva. »Lass dir doch nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen.«
    »Ich hätte mich halt für ein Geschäft mit ihm interessiert!«
    »Ausgerechnet du«, sagte Eva etwas spöttisch und musste daraufhin lachen. »Du hasst ihn doch wie die Pest, oder nicht?«
    »Das hat doch aber mit einem Geschäft nichts zu tun, wenn es sich um ein gutes handelt«, schränkte er ein. »Hat er dir denn noch immer nichts angeboten?«
    »Nein«, erklärte Eva. »Aber er möchte mir etwas ganz Besonderes anbieten.«
    »Aha!«
    »Was heißt denn nun das schon wieder«, erkundigte sich die junge Bäuerin.
    »Vielleicht macht er dir gar einen Heiratsantrag?«
    Eva lächelte still und geheimnisvoll. »Das könnt gut sein«, verriet sie schließlich und bemerkte zu ihrer Freude, wie Christian seine Augen weit öffnete und sein Blick ungläubig und staunend

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