Ein Ami in Tirol
Geld nicht!«
»Wie bitte?« Eva Palauer legte den Kopf schräg und blickte den Amerikaner ungläubig an. »Das macht mir doch keiner umsonst.«
»Sicher!« rief Brown überschwänglich aus. »Nämlich unsere Gesellschaft. Natürlich nicht ganz umsonst. Das ist klar. Sie bezahlen
einen einmaligen Beitrag bei mir. Dafür wird Ihr Haus renoviert und unsere Company vermietet für Sie die Zimmer. Ich stelle mir das wunderbar vor.«
»Das wär es natürlich auch«, stammelte Eva ungläubig. »Also, man würde ...«
»Alles komplett neu machen!«, fiel ihr Brown ins Wort. »Man würde Duschen einbauen und alles, was eben heute von den Gästen verlangt wird.«
»Aber das kostet doch ein Heidengeld!«, rief Eva.
Mr. Brown machte eine wegwerfende Geste.
»Unsere weltweite Gesellschaft verdient so viel Geld, dass es darauf gar nicht ankommt. Wir werden ja immer größer und größer. Selbst Hotelkonzerne haben sich uns angeschlossen. Es ist für niemanden ein Risiko dabei, Miss Eva!«
»Das glaub ich einfach nicht«, widersetzte sich die junge Bäuerin. »Was würde mich denn dieser - Beitrag kosten?«, wollte sie dann wissen.
»Nun«, begann er Und zögerte ein wenig. »Wir haben verschiedene Formen von Beteiligung. Da gibt es die einfache Beteiligung, die Sanierungsbeteiligung, die Hotelbeteiligung und so weiter. Bei Ihnen würde wohl die Sanierungsbeteiligung in Frage kommen.«
»Wieviel?«
»Nun, lassen Sie mich rechnen«, sagte er, holte einen Taschenrechner hervor und begann emsig darauf herumzutippen. Gespannt sah ihm Eva dabei zu.
Eva war zwar nicht dumm, hier jedoch konnte sie ihm kaum folgen, da ihr diese Art von Rechnungen völlig unbekannt war.
»Achtzigtausend«, sagte er schließlich.
»Für achtzigtausend Schilling würde man mir das Haus von Grund auf renovieren?« fragte die junge Frau und zog dabei die Stirn kraus.
»Hundertprozentig«, versicherte Brown. »Und danach wird für Sie der Rubel rollen, wie man hier in Deutschland so schön sagt. Ihren Beitrag zahlen Sie hier direkt in bar an mich. Damit ist für Sie alles erledigt. Aber - wie schon gesagt - mussten Sie sich nun rasch entscheiden, denn ich muss leider weiter.«
»Aber man muss doch einen Vertrag abschließen?«
»Alles Nötige steht im Anteilschein«, erklärte Brown. »Natürlich in Englisch, weil wir eine internationale Gesellschaft sind. Ich denke jedoch, Sie können kein Englisch?«
»Nur ein paar Brocken«, sagte Eva. »Soviel, wie halt heutzutage jeder versteht.«
»Das macht gar nichts. Ich würde es Ihnen schon richtig übersetzen«, beruhigte er und legte dabei seine Hand beinahe väterlich auf Evas Schulter. »Aber nun mussen Sie mich entschuldigen. Ich habe in meinem Zimmer noch wichtige schriftliche Sachen zu erledigen.«
»Bitte - bitte«, sagte Eva etwas zerfahren. Nachdem er gegangen war, setzte sie sich an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände.
»Also«, sagte sie zu sich selbst. »Da ist etwas faul!«
*
Als Linda Palauer im Obstgarten hinter dem Haus die Wäsche auf die Leine hängte, stand Florian an den Silos und sah ihr dabei zu. In seinem Gesicht arbeitete es heftig, und er knetete nervös seine Hände.
Schließlich fasste er sich ein Herz und marschierte direkt auf Linda zu.
»Grüß dich, Linda«, sagte er.
»Grüß dich auch, Florian«, erwiderte Linda nicht unfreundlich und blickte ihn erstaunt an, denn es war noch nie vorgekommen, dass er von sich aus auf sie zugegangen war. »Gibt's was Besonderes?«
»Nein...«, stammelte er. »Was soll es denn da geben?«
»Nun, weil du zu mir in den Garten kommst? Das hast du noch nie getan.«
»Einmal ist immer das erste Mal«, entgegnete er tapfer. Diesen Ausspruch hatte er irgendwann einmal gehört. »Geht's dir gut?«
»Dankschön, ich kann nicht klagen«, gab Linda zurück. Nun bückte er sich und reichte ihr ein Wäschestück zu.
»Bleibt dieser Amerikaner noch lang bei euch?«, wollte er schließlich wissen.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Linda. »Noch hat er ja seine Geschäfte.«
»Aha! Was sind denn das für welche, Linda?«
»Das ist ein Geheimnis«, sagte sie. »Aber man kann sehr reich dabei werden. Wart nur ab, wie's bei mir sein wird, denn ...«
»Sag bloß, du hast mit dem ein Geschäft gemacht?«, fragte Florian, wobei Entsetzen in seiner Stimme lag.
»Warum nicht?«, fragte Linda Palauer zurück.
»Hast du nie darüber nachgedacht, dass all das ein Riesenbeschiss sein könnte?« wollte er wissen.
»Mei,
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