Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
ihm zumindest den Tod androhen würde. Aber er blieb ruhig, stoisch, wie eine Statue.
»Es gibt kein Heilmittel.«
»Das wissen wir«, sagte Quinn. »Jetzt wissen wir es, immerhin. Aber es ist zu spät. Man hat uns hereingelegt, und jetzt müssen Sie hier verschwinden.«
»Ich gehe nirgendwohin.«
»Aber, Thierry«, ich registrierte den schrillen Unterton der Panik in meiner Stimme, »du musst. Sie werden dich umbringen.«
Sein Blick glitt langsam zu mir, bis wir uns in die Augen sahen. »Ja, das werden sie.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es interessiert dich nicht?«
»Nein, tut es nicht. Wie du genau weißt, Sarah, ist dieser Moment schon lange überfällig. Wenn ich heute Nacht durch die Hände von Jägern sterben muss, werde ich dieses Schicksal akzeptieren. Es ist unausweichlich. Ich habe keine Angst.«
Seine Stimme klang plötzlich so laut, oder vielleicht waren es nur seine Worte – so mutlos und ohne Hoffnung. Es juckte mich in den Fingern, ihm eine kräftige Ohrfeige zu verpassen, ihn wachzurütteln. Er hatte nicht den geringsten Grund, heute Nacht zu sterben. Überhaupt keinen verdammten Grund.
Ich hörte, wie mein Herz hämmerte, wie das Blut in meinen Ohren rauschte. Alles schien auf einmal lauter zu sein. Aber warum?
Ich war nicht der Grund. Es war plötzlich absolut ruhig im Club. Die Musiker hatten aufgehört zu spielen. Sämtliche Gespräche in dem ganzen, verrauchten Laden waren verstummt.
Ich blickte zur Band hinüber. Die dunkelhaarige Sängerin umklammerte den Mikrofonständer und stand stumm, wie erstarrt, da. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein merkwürdiger Ausdruck ab. Überraschung? Schock? Bevor ich es herausfinden
konnte, erlosch jeglicher Ausdruck, und eine dicke rote Flüssigkeit breitete sich auf ihrer weißen Bluse aus. Dann fiel sie, langsam, wie in Zeitlupe, vornüber von der Bühne.
Peter stand hinter ihr und hielt einen blutigen Holzpflock in der rechten Hand. Er packte den wackelnden Mikrofonständer, beugte sich vor, bis sein Mund dicht am Mikro war und hob eine Braue. Diejenige, die nicht von der Augenklappe verdeckt wurde.
»Befindet sich zufällig eine gewisse Sarah Dearly hier im Publikum?«, fragte er laut und deutlich. »Falls ja, würde sie dann bitte nach oben auf die Bühne kommen?«
25
D ie Stille im Club dröhnte geradezu unerträglich. Ich rutschte unwillkürlich tiefer in die Bank. Woher wusste Peter, dass ich da war? Oder hatte er nur geraten? Vielleicht hoffte er es nur, damit er sich endlich an mir rächen konnte, wegen dem, was ich mit seinem Auge gemacht hatte.
Thierry wollte aufstehen, aber meine Hand schoss vor; ich packte sein Handgelenk und drückte es, so fest ich konnte.
»Setz dich hin«, fauchte ich ihn an. »Bitte!«
Er erwiderte meinen Blick und schüttelte den Kopf. Dann legte er die andere Hand auf meine und löste sanft meine Finger von seinem Arm. Er stand auf und blickte zur Bühne.
»Verlassen Sie diesen Club. Sie sind hier nicht willkommen.«
»Du bist nicht Sarah«, sagte Peter und grinste. »Aber ich wette, du bist dieser Thierry, richtig?«
»Das ist richtig. Mein Name ist Thierry de Bennicoeur.«
»Ziemlich schwuler Name, Mann. Ich hasse euch Franzosen. Aber keine Angst, wir kümmern uns in einer Minute um dich. Die Jungs und ich haben die ganze Nacht Zeit. Also, wo hast du diese Schlampe versteckt? Liefere sie uns aus, dann lasse ich vielleicht ein paar von euch Kreaturen am Leben.«
Ein paar andere recht martialisch wirkende Typen hatten sich neben Peter aufgebaut. Ich erkannte einige von ihnen; ich hatte sie an dem Abend gesehen, an dem ich gebissen wurde. Und die anderen in dem Pub auf der anderen Straßenseite. Einige jedoch hatte ich noch nie gesehen. Sie blickten allesamt in die Menge erstarrter Vampire wie Löwen, die sich die fettesten Tiere unter ihrer schwachen, hilflosen Beute aussuchen wollte.
Ich fühlte, wie sich ein warmer Körper zwischen mich und Quinn drängte. Es war George. Er sah ziemlich geschockt aus.
»Was zum Teufel soll das?«. flüsterte er. »Wieso wollen die dich?«
»Es ist nicht leicht, berühmt zu sein«, flüsterte ich zurück.
»Du«, George funkelte Quinn an. »Das sind doch deine Freunde, oder? Unternimm gefälligst was!«
Quinns Ausdruck war leer. »Es sind nicht mehr meine Freunde. Ich kann nichts tun.«
»Also los.« George zupfte an meinem Arm. »Nehmen wir den Hinterausgang.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das würde zu viele von uns hier drin das Leben kosten.
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