Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
Ich fragte mich, wie rasch er wohl sein Spiegelbild verlieren würde.
Quinn ließ sich jedoch von Thierrys drohendem Blick nicht einschüchtern. »Ja, ich glaube, wir verstehen uns ausgezeichnet.«
Thierry musterte ihn einen Moment. »Dann gehen Sie. Ich werde nicht versuchen, Sie aufzuhalten.«
Quinn ging zur Tür, blieb dort stehen und sah mich an. »Ich habe es wirklich ernst gemeint. Ich werde nichts verraten.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. Als er verschwunden war, sah ich Thierry an.
»Tut mir leid. Mir ist klar, wie dumm das war.«
Er seufzte. »Und trotzdem hast du es getan.«
»Ich hatte die Pistole, die du für mich dagelassen hast.«
»Sie war nicht dafür gedacht, um dir Mut zu machen oder dass du hier hereinstürmst und damit herumfuchtelst, als wüsstest du, was du tust. Außerdem liegt sie jetzt auf dem Boden.«
»Oh.« Ich bückte mich und legte sie behutsam auf seinen Schreibtisch. Er zog die oberste Schublade auf und verstaute sie darin. »Wo warst du eigentlich? Als ich hier ankam, wusste Zelda nicht, wohin du gegangen bist.«
»Es gab eine Krise in einem anderen Club.«
»Ach, dir gehört mehr als dieser eine hier?«
»Ja. Mir gehören drei Clubs.«
»Und was für eine Krise war das? Hat dir jemand den Job vor die Füße geworfen?«
Er schloss die Schublade und setzte sich an den Schreibtisch. »Nein. Leider war das Problem etwas ernster. Gestern kurz nach Mitternacht wurde der Club von Vampirjägern überfallen. Fast alle wurden umgebracht und der Club ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt.«
Mir stockte der Atem.
»Aus diesem Grund«, fuhr er fort, »entschuldigst du gewiss mein unhöfliches Verhalten deinem Freund gegenüber.
Denn schließlich waren es seine Freunde, die für diese Geschehnisse verantwortlich sind.«
Ich wurde blass. »O Gott, Thierry, das tut mir so leid.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich war wohl in letzter Zeit zu sehr mit meinen eigenen kleinen Kümmernissen beschäftigt, aber das hat mich herausgerissen und mir die Gefahren, die uns umgeben, wieder bewusst gemacht.«
»Also hast du dir diese Selbstmordgeschichte noch einmal überlegt?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Nein. Im Gegenteil, es hat mich darin bestärkt, dass meine Entscheidung richtig ist.«
Ich wollte widersprechen, aber er hob abwehrend die Hand.
»Ich möchte eine Weile allein sein, Sarah, wenn es dir nichts ausmacht.«
Ich nickte ernst. »Kein Problem. Ich... ich gehe nach Hause, denke ich. Ich muss ohnehin ein paar Dinge erledigen.« Ich drehte mich um und ging zur Tür. »Ach übrigens, ich bin wahrscheinlich bis Mittwoch unterwegs. Sobald ich zurück bin, komme ich vorbei.«
»Wohin gehst du?«
»Ich muss auf eine Familienfeier.«
Ja. Ich hatte mich anders entschieden, das gebe ich zu. Und zwar war ich nun der Meinung, dass ich dieser Hochzeit unmöglich fernbleiben konnte. Es war sicher das Beste für mich, hinzufahren und es hinter mich zu bringen. Außerdem hielt ich es für eine ausgezeichnete Idee, für eine Weile aus der Stadt zu verschwinden.
Thierry sah das offenkundig anders.
Er blitzte mich verärgert an. »Hatte ich dir nicht gesagt, du solltest dich von deinem alten Leben verabschieden? Das schließt Besuche bei Familienfesten mit ein. Wie viele gefährliche
Situationen willst du noch erleben, bevor du tust, was ich dir sage?«
»Es ist die Hochzeit meiner Cousine in Abottsville. Ich muss hingehen – alle erwarten mich da. Ich trenne mich anschließend von ihnen, das verspreche ich.« Ich lächelte ihn an und drehte mich erneut um, während ich mich fragte, warum ich mich eigentlich schuldig fühlte.
»Nein«, hörte ich.
»Wie bitte?«
Er holte tief Luft und massierte seine Schläfen, bevor er antwortete. »Ich sagte ›Nein‹. Du kannst nicht zu dieser Hochzeit gehen.«
Ich runzelte die Stirn und fühlte, wie die Wut in mir hochstieg. »Du hast mir nicht zu sagen, was ich tun oder lassen soll. Ich kann gehen, wohin ich will.«
Er sprang auf und umklammerte mit den Händen die Schreibtischkante. Seine Miene verfinsterte sich vor Wut. »Hör auf, dich wie ein Kind aufzuführen! Du kannst eben nicht hingehen, wohin du willst; genauso wenig kannst du tun, was du willst. Nicht mehr. Dein Verhalten in den letzten Tagen hat alle in Gefahr gebracht, die in deiner Nähe sind. Begreifst du das nicht? Wenn du die Stadt verlässt, kann ich dich nicht mehr beschützen, und ich habe hier schon genug, was mir Sorgen macht.«
Mir schnürte sich die
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