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Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)

Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)

Titel: Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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HEIM DES GRÖSSTEN KÜRBISSES IN ONTARIO vorbeigefahren bin. Das Stadtleben war mir erheblich lieber. Lieber jeden Tag Rushhour, Luftverschmutzung und überteuerte Capuccinos, das nahm ich mit Kusshand hin.
    Ich hatte mir für die Fahrt zur Hochzeit einen Kleinwagen gemietet. Der Montag war ausgefüllt mit glücklichen, freudigen Familientreffen und einer höchst unerfreulichen Kleiderprobe, die nur bewies, dass meine neue Flüssigdiät mir nicht geholfen hatte, nur ein einziges Pfund abzunehmen. Das war verdammt unfair!
    Die Kleider von Brautjungfern sollen natürlich hässlich sein, aber diejenigen, die Missy ausgesucht hatte, garantierten mir einen schweren Fall von posttraumatischer Kleidungsstörung. Sie bestanden aus einem kurzen, glänzenden Rock, einer breiten, funkelnden Schärpe und einem sehr – sehr – tief ausgeschnittenen Satintop. Die Farbe wurde »Aubergine-Leidenschaft« genannt. Ich kam mir vor wie ein Showgirl in einer
schmierigen Las-Vegas-Produktion. Meine Cousine hatte offenbar LSD eingeworfen, als sie die Kleider aussuchte.
    Dennoch, es war immerhin ihr großer Tag, wie hätte ich mich da beschweren können? Die beiden anderen Brautjungfern sahen noch elender aus als ich. Wenigstens hatte ich die coolsten Schuhe an, da ich darauf bestanden hatte, meine eigenen, silbernen Sandaletten zu tragen, die ich für besondere Gelegenheiten aufsparte.
    Bis auf die Kleiderprobe verlief der Tag, den ich in der Stadt verbrachte, recht ereignislos. Ich bewies mir, dass ich sehr gut als hundert Prozent menschlich durchging. Und der dumme Thierry wollte, dass ich mich von meinem alten Leben verabschiedete. Ich bewies gerade, dass ich gar nichts zu ändern brauchte und niemand den Unterschied bemerkte.
    Ich starrte mein kaum noch sichtbares Spiegelbild an, als ich versuchte, im Waschraum der Kirche mein Lipgloss aufzufrischen.
    Ich log mir etwas vor.
    Der letzte Tag war ein Albtraum wahrhaft epischen Ausmaßes gewesen. Und dabei übertrieb ich nicht einmal. Ich konnte es kaum erwarten, dass die Hochzeit endlich vorbei war, ich mich in meinen gemieteten Toyota Echo setzen und die Stadt verlassen konnte.
    Warum es so schlimm war? Okay, mal sehen: erstens die Nummer mit dem Spiegelbild. Es ist verblüffend, wie viele spiegelnde Flächen es so gibt. Wenn jemand bemerkte, dass ich kein Spiegelbild hatte, wie sollte ich es ihm erklären? Bis jetzt war mir als beste Möglichkeit eingefallen, solche Situationen möglichst zu vermeiden.
    Zweitens fühlte ich mich bei dem Probedinner verpflichtet, etwas von den Fettuccini »Alfredo« und dem Knoblauchbrot
herunterzuwürgen. Ich erfuhr bei diesem Anlass, was passiert, wenn gewisse Vampire feste Nahrung zu sich nehmen, weil ich die Nudeln in das Blumenbukett in der Mitte des Tisches kotzte.
    Ganz zu schweigen von dem Moment, als Cousin Jeremy sich mit einem Steakmesser in den Finger schnitt. Um Haaresbreite hätte sich die Vorstellung mit Missus Saunders wiederholt. Gott sei Dank griff ich mir reaktionsschnell ein rohes Steak, an dem ich nuckeln konnte. Aber ein echter Ersatz war das nicht.
    Danach behandelten mich alle sehr vorsichtig, als wäre ich kurz davor, vom schmalen Grat abzurutschen und in den Abgrund des Wahnsinns zu stürzen oder so etwas. Na gut, sie lagen ja nicht weit daneben.
    Eine der eher positiven Randerscheinungen bot jedoch eine Digitalkamera bei der Hochzeitsprobe, die mir bewies, dass ich auf Fotos gut und deutlich zu erkennen war. Ich war nur nicht sonderlich fotogen. Auch keine große Überraschung.
    »Sarah!«, jammerte Missy vom hinteren Ende der Kirche her. Ich sprang auf und stellte mein frisches Champagnerglas auf den Tisch des Waschraums, bevor ich in die Garderobe ging.
    »Was ist los?« Ich versuchte besorgt zu klingen. Es war nicht das erste Mal seit meiner Ankunft, dass meine Cousine in Tränen ausbrach. Sie war entweder sehr emotional oder sehr bedürftig. Vermutlich beides.
    Willkommen im Club.
    Sie seufzte bebend. »Ich weiß nicht, ob ich das Richtige mache.«
    Ich warf einen Blick über meine Schulter. Konnte ich dieses sprichwörtliche Staffelholz vielleicht an jemand anderen weitergeben?
Wir waren allein in der Garderobe. Das heißt, bis auf die etwa zweihundert Menschen, die gerade in der Kirche nebenan saßen. Einschließlich des ganz eindeutig unheimlichen Reverend Micholby. Gestern Abend beim Probedinner hatte er mir die ganze Zeit böse Blicke zugeworfen. Vielleicht waren es auch heilige Blicke, schließlich war er Reverend.

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