Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
Text: BIS DASS DER TOD UNS SCHEIDET HAT EINE GANZ NEUE BEDEUTUNG. RICHARD UND MISSY AUF EWIG.
Sehr komisch. Nur, warum lachte ich dann nicht?
Ich versuchte, den Kloß herunterzuschlucken, der mir in der Kehle saß, während ich zusah, wie sie davonfuhren.
14
M om bestand darauf, dass ich zu Hause in meinem alten Zimmer wohnte. Dies war die zweite Nacht, die ich behaglich wie eine Made im Speck in meinem alten Einzelbett mit dem rosa Rüschenhimmel verbrachte. Ich starrte sehr lange auf mein altes Madonnaposter. Ich hatte von klein auf wie Madonna sein wollen. Stattdessen wurde ich lediglich ein »Material Girl«. Unterm Strich war das wohl auch okay.
In dem Zimmer waren jede Menge Spuren zum Thema: »Ich, wie ich früher einmal war« verstreut. Meine alten Tagebücher, die noch in ihren Geheimfächern versteckt waren, mein Teddybär, der keine Augen mehr hatte, weil ich sie ihm im Schlaf abgedreht hatte. Ich glaube, schon als Kind war ich oral fixiert. In meinem Kleiderschrank fand sich noch die gesamte Kleidung, die ich vom letzten Cent meines McDonald’s Lohns gekauft hatte. Heute war es nicht sehr viel anders. Ich gab auch jetzt noch mein ganzes Geld für oberflächliche Dinge aus. Hübsche Sachen, durch die ich mich besser fühlte, die mir das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein. Was für ein Witz.
Es war noch nicht einmal Mitternacht, der Hochzeitsempfang war früher abgehakt als ursprünglich geplant. Ich wälzte mich eine Weile im Bett herum, aber ich war nicht müde. Also entschloss ich mich, die Cosmopolitan zu lesen, die ich mitgebracht hatte, bis ich schläfrig würde. Ich glitt aus dem Bett. Ich trug mein Roller-Skating Mama-Nachthemd. Ziemlich retro.
Ich setzte mich an meinen kleinen Kosmetiktisch, an dem ich früher davon geträumt hatte, erwachsen zu werden. Ich hatte Make-up aufgetragen, das ich aus Mamas Badezimmerschublade
geklaut hatte und mir vorgestellt, ein weltberühmtes Modell zu sein, eine Schauspielerin oder Stewardess. Jeder der oben genannten Berufe wäre prima gewesen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich es nur zur Vorstandsassistentin bringen würde. Und selbst das war ich nicht mehr.
Klar, ich suhlte mich in Selbstmitleid – irgendwelche Neuigkeiten?
Das Schlimmste jedoch, am Kosmetiktisch meiner Kindheit zu sitzen, war zu sehen, dass mein Spiegelbild völlig verschwunden war. Kaputt. Daran würde ich mich nie gewöhnen. Von allem, was am Vampirdasein nervte, war dieser Reflektionsverlust am nervigsten.
»Material Girls« müssen sich im Spiegel betrachten können. Das war eine unabdingbare Tatsache. Damit war es jetzt vorbei. Alles in allem konnte ich genauso gut auf Make-up verzichten. Welchen Sinn machte das noch?
Mir war natürlich klar, dass mir die Tränen nicht nur über die Wangen liefen, weil ich kein Spiegelbild mehr besaß. Es waren die Ereignisse der letzten Tage – das Spiegelbild war nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich hasste alles, was es ausmachte, ein Vampir zu sein, und die Liste wurde jeden Tag länger.
Und das Heilmittel, das Richard erwähnt hatte?
Ich war überzeugt, dass dies auch nur ein weiterer Klumpen Mist war, den ich auf meinen schon recht umfangreichen Misthaufen werfen konnte.
Da ich allein in einem Zimmer war, das einmal von so vielen zuversichtlichen, wundervollen Träumen über meine Zukunft erfüllt gewesen war, gestattete ich mir, wie das kleine Mädchen zu weinen, das hier früher einmal gelebt hatte. Mochte es in Frieden ruhen.
»Sarah«, sagte eine tiefe Stimme.
Ich schniefte und hob den Kopf. Ich blickte in den Spiegel, sah jedoch nur den dunklen, leeren Raum darin. Ich drehte mich um. Auf der Fensterbank neben dem offenen Fenster saß Thierry.
»Was willst du hier?« Ich wischte mir hastig die Tränen von den Wangen.
Er stand auf. »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«
»Mir geht’s gut«, sagte ich, aber meine Stimme zitterte. »Siehst du nicht, dass es mir gut geht? Friede, Freude, Eierkuchen! Es ging mir nie besser.«
»Du hättest mich fast hereingelegt.« Er holte tief Luft und schwieg einen Augenblick. »Was da neulich im Club passiert ist …«, begann er dann.
»Keine Angst«, unterbrach ich ihn. »Ich habe dir gesagt, dass ich nie mehr dort auftauchen werde, und daran halte ich mich auch.«
»Nein, darum geht es nicht. Das heißt, eigentlich geht es genau darum.«
»Wie bitte?«
»Es war nicht richtig von mir, dir diese Dinge zu sagen.«
Meine Brauen zuckten vor
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