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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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über seinem Kopf schwang wie ein tödliches Schwert. Vielleicht war es das, was er brauchte, um nicht vollends dem Wahnsinn zu verfallen.
    „Was ist eigentlich los mit dir?“, fragte sie beklommen und suchte Zuflucht hinter dem Tisch.
    Er folgte ihr. „War letzte Nacht ein Mann bei dir, bevor ich kam, oder nicht? Ein Mann, den du mitten in der Nacht heimlich an der Gartentür verabschiedet hast?“
    Sie starrte ihn an, ihre vollen rosigen Lippen öffneten sich in sprachlosem Erstaunen. Leugne es, dachte er in verzweifelter Hoffnung. Sag mir, dass es nicht wahr ist. Belüge mich. Erfinde irgendeine Ausrede. Ich glaube dir alles.
    „Wie hast du es herausgefunden“, fragte sie nach dem unerträglichsten Schweigen seines ganzen Lebens.
    Drake blinzelte überrascht. Er hätte mit allem gerechnet, nur damit nicht. Keine erbärmlichen Ausflüchte, nichts, was einer glaubhaften Ausrede auch nur nahe käme. Auf der Fahrt hatte er diese Konfrontation durchgespielt und sich vorgenommen, sich zu beherrschen. Er hatte sich immer wieder eingeredet, seine Brüder hätten falsche Schlüsse gezogen. Er hatte sich vorgestellt, wie Eloise sich lachend über diesen wohlmeinenden, aber unbegründeten Verdacht mit einer plausiblen Erklärung hinwegsetzte.
    Die anfängliche Verblüffung über ihre Antwort wandelte sich in flammenden Zorn. „Wer?“, stieß er mit geballten Fäusten hervor. „Wer ist der Kerl? Hast du vor, auch seine Geliebte zu werden?“
    Eloise erbleichte. „Du irrst dich. Es ist ganz anders, als du denkst.“ Sie drängte sich an ihm vorbei, presste das Ohr an die Tür und klopfte energisch mit der Faust dagegen. „Ich weiß, dass Sie lauschen, Mrs. Barnes, und du auch, Freddie. Verschwindet endlich!“, rief sie mit strenger Stimme.
    Drake hatte die Handschuhe und den grauen Mantel abgestreift, warf sich nun auf das Sofa und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Aber er konnte nicht still sitzen und erhob sich wieder. Konnte nicht still stehen, ohne rastlos hin und her zu wandern, also nahm er erneut Platz. Es grenzte an ein Wunder, dass er seinen Zorn so weit bezähmen konnte, um in einigermaßen normaler Lautstärke zu sprechen.
    „Wer?“
    „Ein Mann, mit dem ich vor sechs Jahren verlobt war“, antwortete sie mit finsteren Blick.
    Er erwiderte ihren Blick ebenso finster. Welches Recht hatte sie eigentlich, erbost zu sein? Sie war es doch, die sich heimlich mit einem anderen getroffen hatte. „Du hast nie von ihm erzählt.“
    Freddies Stimme meldete sich hinter der verschlossenen Tür. „Ich höre laute Stimmen. Geht es Ihnen gut, Miss?“
    „Ja, Freddie“, antwortete Eloise irritiert.
    Der Junge räusperte sich. „Mrs. Barnes lässt fragen, ob es Lord Boscastle ebenfalls gut geht.“
    „Ja, verdammt noch mal“, knurrte Drake zähneknirschend. „Und nun schert euch zum Teufel.“
    „Frechheit!“ Mrs. Barnes trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. „Ich will augenblicklich wissen, was da drin los ist.“
    „Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram!“, antworteten Drake und Eloise im Duett.
    Ein Laut der Empörung ertönte hinter der Tür. Und dann Freddies tröstende Stimme: „Aber, aber Mrs. Barnes, weinen Sie doch nicht.“
    Drake warf die Arme hoch. „Kann man sich denn in diesem Haus nicht unter vier Augen unterhalten?“
    „Das ist wohl kaum eine Unterhaltung zu nennen“, fauchte Eloise. „Nicht in diesem Ton und wenn du Türen mit dem Fuß zuschlägst. Kein Wunder, dass die Dienstboten sich Sorgen machen bei deinem ungehörigen Benehmen und fürchten, du könntest gewalttätig werden.“
    „Diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen, wenn du meine Fragen nicht beantwortest.“
    Eloise starrte ihn entgeistert an.
    Drake durchbohrte sie mit wütenden Blicken. „Erkläre mir alles. Ich höre zu. Hattest du vor, diesen Mann zu deinem Liebhaber zu nehmen?“
    Sie trat an die Anrichte. „Völlig lächerliche Vorstellung.“
    „Hast du ein Verhältnis mit ihm?“
    Sie fuhr auf dem Absatz herum. „Du bist ein kluger Mann und solltest fähig sein, auf diese unsinnige Frage selbst eine Antwort zu finden.“
    Er schwieg. Er kam sich vor wie ein Hornochse, weil er in seiner rasenden Eifersucht keinen klaren Gedanken fassen konnte. Und sie hatte ihm immer noch keine Antwort gegeben. „Wer ist der Kerl, Herrgott noch mal?“
    Eloise straffte die Schultern. „Mein früherer Verlobter. Er heißt Ralph Hawkins. Und er war nie mein Liebhaber und wird es niemals sein.“
    „Aber er war

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