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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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war ja wohl nicht gut möglich.
    Vielleicht aber, dachte Drake düster und lehnte seinen Kopf gegen die Samtpolster, war an Eloise Goodwin mehr, als der äußere Anschein vermuten ließ. Das hätte er ahnen müssen. Er würde sich nicht zu einer unbedarften Frau ohne Vergangenheit hingezogen fühlen. Aber nie im Leben hätte er sie für ein heimtückisches, falsches Frauenzimmer gehalten, und nach letzter Nacht …
    Letzte Nacht. Ein Frösteln rieselte ihm über den Rücken.
    Nie zuvor hatte eine heiße Nacht mit einer leidenschaftlichen Frau ihn so tief beglückt. Er rieb sich die brennenden Augen. Allein der Gedanke daran ließ sein Herz schneller klopfen. Der Begriff Liebesnacht war eine falsche Bezeichnung für seine früheren sinnlichen Begegnungen. Liebe hatte in seinen bisherigen Beziehungen zu Frauen nie eine Rolle gespielt. Vergnügen, Genuss, Befriedigung, ja. Andererseits liebte er auch Eloise nicht, solche Gefühle würde er niemals zulassen.
    Die Karosse bog in eine Seitenstraße ein und hielt an. Drake blieb sitzen. In diesem Moment begleitete Sir Thomas seine Mutter und Thalia zu einer schlichten Kutsche vor dem Haus. Drake konnte Eloise für einen kurzen Moment sehen, die an der Haustür stand und die fröhlich plaudernde Gruppe verabschiedete, bevor sie wieder im Haus verschwand.
    Zunächst dachte er, sie habe ihn nicht bemerkt. Nein, das war nicht möglich. Sie hatte ihm direkt ins Gesicht geblickt, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und die Tür hinter ihr zugegangen war. Er beugte sich vor, sein Argwohn war erneut geweckt. Sie hatte nicht einmal gelächelt, ihn mit keinem heimlichen Winken, keinem zärtlichen Blick gebeten, noch ein Weilchen zu bleiben.
    Wütend riss er den Wagenschlag auf und sprang auf die Straße, ohne darauf zu warten, dass sein Diener das Treppchen für ihn herunterklappte. Thalia schaute ihn überrascht an. Grußlos überquerte er die Straße und strebte dem Haus zu. Was wusste er eigentlich über Eloise? Abgesehen davon, dass er sie begehrte mit einer an Wahnsinn grenzenden Leidenschaft, die offenbar seinen Geist verwirrt hatte. Über Thalia Thornton wusste er mehr als über Eloise. Selbst Emma wusste mehr über sie, obgleich sie mit Eloise nur ein förmliches Vorstellungsgespräch geführt hatte.
    Klar war ihm nur, dass er wahnsinnig eifersüchtig war und den Gedanken nicht ertrug, dass es in Eloises Leben einen anderen Mann geben könnte. Aber sie war eine aufregende, reizvolle, liebenswerte Frau. Wie konnte er glauben, dass sie vor ihm keinen anderen geliebt hatte? Hatte sie ihm ihre Vergangenheit absichtlich verschwiegen? Oder war er einfach zu sehr von sich eingenommen und seiner Sache zu sicher gewesen, um sie danach zu fragen?
    Hätten sich meine Brüder nicht eingemischt, dachte er in beinahe kindischer Unvernunft, wären mir all diese grässlichen Zweifel erspart geblieben. Er klopfte laut an die Tür, während Lady Heatons Kutsche sich langsam in den Verkehr der Straße einfädelte. Gut. Eloise war allein, und er würde dieses Haus nicht eher verlassen, bis sie all seine Fragen beantwortet hatte.
    Die Haushälterin Mrs. Barnes öffnete die Tür.
    „Sie ist im Wohnzimmer“, sagte sie ohne große Begeisterung und dämpfte die Stimme. „Ich hoffe, Sie bringen ein Geschenk. Wir sind nicht gerade bester Laune, fürchte ich. Vermutlich wegen all der Aufregung von letzter Nacht. Und natürlich wegen einer gewissen anderen Dame.“
    Drakes Miene verfinsterte sich nur noch mehr. Was schlechte Laune anbetraf, so hatte Eloise die seine noch nicht zu spüren bekommen. Und wovon redete die Haushälterin eigentlich? Wieso mischte sich alle Welt in sein Leben ein, angefangen von seiner prüden Schwester bis zu irgendwelchen Dienstboten?
    Eloise stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster. Drake hielt an der Schwelle inne, in ihren Anblick versunken. In Erinnerung an die vergangene Nacht mit ihr, geriet sein Blut in Wallung, und er verspürte ein verräterisches Ziehen in den Lenden.
    Sie gehörte ihm. Kein Mann hatte sie vor ihm berührt. Er scherte sich nicht um die Meinung anderer Leute. Er war ihre erste Liebe. Das wusste er. Er hatte ihr die Unschuld genommen. Seine Brüder irrten sich.
    Eloise drehte sich langsam zu ihm um, die Lippen zu einem schmalen Strich aufeinandergepresst. Sie hielt eine Zeitung in der Hand, besser gesagt, sie zerknüllte die Zeitung in ihrer Faust. Drake sah sie verwundert an. Sie wirkte keineswegs schuldbewusst. Sie war wütend … wütend auf

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