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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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sehr freundlich von dir, Drake.“ Eloise beobachtete durch das Wagenfenster, wie Mrs. Barnes mit stolzgeschwelltem Busen das Haus betrat. „Sie wird dich ihr ganzes Leben tief verehren, weil du ihr das Gefühl gegeben hast, wichtig zu sein.“
    „Nicht der Rede wert“, sagte er beiläufig, da ihm gewiss wenig an der Verehrung der opulenten Mrs. Barnes lag. Allerdings war auch dies eine neue Erfahrung für ihn, einer Haushälterin auf der Straße nachzulaufen und sie vor einer verblüfften Schar Passanten um Verzeihung zu bitten.
    Die sie ihm nach einigem Zögern auch huldvoll gewährt hatte, was sich wiederum günstig auf seine zukünftigen Pläne mit Eloise auswirken sollte.
    Die Karosse passte sich dem allgemeinen Betrieb auf der Straße an. Eloise bemerkte den Scherenschleifer, der oft ins Haus kam und sie nun mit verdattertem Gesicht angaffte.
    „Wo fahren wir hin?“, fragte sie Drake.
    „Zu mir nach Hause“, antwortete er. „Dort können wir unsere Unterhaltung ungestört von heimlichen Lauschern an der Wand fortsetzen.“
    Sie warf ihm einen prüfenden Seitenblick zu. Erst seit ein paar Stunden war sie seine Geliebte, und die Grenzen zwischen ihrem früheren Leben und ihrer neuen Existenz begannen bereits zu verschwimmen. Seit letzter Nacht wusste sie, dass es kein Zurück für sie gab, was allerdings nicht bedeutete, dass sie ihre bisherigen Werte und Moralbegriffe bereits über Bord geworfen hatte, das würde wohl noch eine Weile dauern.
    „Eloise“, sagte er sanft, als könne er ihre Gedanken lesen. „Es ist unwichtig, was andere Leute von dir denken, glaube mir. Bringst du den Mut auf, dich mit mir in der Öffentlich keit zu zeigen?“
    „Ich weiß nicht recht, ob Mut das richtige Wort ist“, erklärte sie ein wenig beklommen.
    „Komm in mein Haus“, bat er sie mit einem einschmeichelnden Lächeln. „Dort können wir ungestört miteinander reden.“
    „Nur reden?“, fragte sie mit einer hochgezogenen Braue.
    Er machte sich nicht die Mühe, ihren Verdacht zu widerlegen. „Ich glaube, wir hatten heute unseren ersten Streit. Und sich nach einem Streit zu lieben, ist gewöhnlich für beide Seiten der erfolgreichste Weg zur Versöhnung.“
    Sie zögerte. „Hat Maribella St. Ives Kenntnis davon, dass du mich zu deiner Mätresse genommen hast?“
    „Keine Ahnung.“ Sein verführerisches Grinsen löste ein wohliges Kribbeln in ihr aus. „Irgendwann wird sie es wohl erfahren.“
    Und mit Gottes Hilfe erfährt sie es eher später als früher, dachte er im Stillen. Er hatte Maribella in einem Brief schonend beizubringen versucht, er halte es für besser, ihre Bekanntschaft nicht fortzusetzen. Er hätte ihr das auch gerne persönlich gesagt, aber sie weigerte sich, ihn zu empfangen. Vielleicht wusste sie bereits, dass eine andere Frau seine Entscheidung beeinflusst hatte. Und wenn nicht, so hegte sie gewiss den Verdacht.
    Die Karosse bog in eine private Einfahrt neben der herrschaftlichen Backsteinvilla im Georgianischen Stil, worauf zwei livrierte Diener herbeieilten und das hohe verschnörkelte Eisentor schlossen. Drake verbrachte so wenig Zeit wie möglich in diesem Haus. Ihm war klar, dass er mit seinem Entschluss, Eloise hierherzubringen, einen bedeutenderen Schritt unternahm, als er sich selbst zugestehen wollte. Devon witzelte gerne darüber, dass sein Bruder offenbar befürchtete, Wurzeln zu schlagen, wenn er sich zu lange an diesem Ort aufhielt.
    Unvermutet schoss Drake der Gedanke durch den Sinn, ob er sich möglicherweise ändern könnte oder ob all die unheilvollen Prophezeiungen seiner Familie unvermeidlich eintreffen würden.
    Eloise entstieg der Karosse und verharrte einen Moment unschlüssig, bevor sie Drake zögernd folgte. Es würde wohl noch eine Weile dauern, ehe es ihr gelang, sich über die gesellschaftlichen Gepflogenheiten hinwegzusetzen, denen sie sich ihr ganzes Leben unterworfen hatte. Schließlich siegte ihre Neugierde. Sie hatte ihre früheren Herrschaften stets nach ihren Häusern beurteilt. Was würde sie über ihren Liebhaber erfahren?
    Die große Empfangshalle war schmucklos, bis auf die reich verzierte Stuckdecke im Rokokostil und den Marmorbüsten griechischer und römischer Feldherren, die hoheitsvoll auf Eloise herabblickten. Drake zeigte ihr die Räume im Parterre. Im Billardzimmer und der eichengetäfelten Bibliothek hing ein angenehmer Hauch nach edlen Zigarren, Leder und erlesenem französischen Cognac. Es eröffnete sich ihr das Reich eines Manns, in dem

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