Ein Band aus Wasser
ich, sie könnte dunkle Schwingungen spüren, die sich wie ein Geruch in meiner Haut festgesetzt hatten.
» Hmmm … Du fühlst dich nicht fiebrig an«, sagte sie und blickte mich besorgt an. » Ich bringe dir etwas, was deinen Magen beruhigt.«
» Ja, bitte«, antwortete ich mit Nachdruck. » Gestern Abend habe ich eine Kleinigkeit bei Racey gegessen. Vielleicht war da was verdorben. Vielleicht sollte ich sie anrufen und fragen, ob sonst noch jemand krank ist.« Immerhin konnte ich noch einigermaßen klar denken.
» Was hast du denn gegessen?«, fragte Thais, die zu mir kam, um sich neben mich zu setzen. » Willst du einen trockenen Toast?«
Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um und ich verzog das Gesicht. » Ähm, Tacos. Und nein, danke.«
Fünf Minuten später trank ich eine Teemischung aus Fenchel, Ingwer, Honig und Anissamen in kleinen Schlucken und fand immer noch, dass der Tod an dieser Stelle eine echte Option darstellte. Ich hatte keine Ahnung, warum ich mich so elend fühlte, und fragte mich, ob es Daedalus wohl genauso ging. Aber vielleicht gewöhnte man sich mit der Zeit an die Nachwirkung schwarzer Magie. Doch das wollte ich im Moment nicht herausfinden.
» Trink langsam, Schatz«, sagte Nan und setzte sich wieder hin, um die Zeitung zu lesen.
» Ich glaube, ich kann heute nicht in die Schule«, meinte ich vorsichtig.
» Nein, nicht, wenn du so krank bist. Thais kann deine Hausaufgaben für dich abholen. Noch ein Vorteil, wenn man eine Schwester hat.«
Ich sah Thais an, die mir mit übertriebenem Eifer zunickte.
» Ja«, erwiderte sie strahlend. » Ich weiß doch, dass du nichts versäumen willst.«
Nan warf mir ein wissendes Lächeln zu. Ich stöhnte und ließ den Kopf über meiner Tasse hängen. Meinem Bauch ging es schon ein kleines bisschen besser.
» Ach du gute Göttin«, sagte Nan, während sie die Zeitung las. » Eure Schule … Sie haben einen Bau-Check durchgeführt und festgestellt, dass in der alten Dämmung Asbest steckt.«
» Ist ja auch ein altes Gebäude«, sagte Thais und trank ihren Kaffee aus.
Nan las weiter, während sie ihren Zimttoast geistesabwesend in kleine Stücke zerteilte. Es roch herrlich, und ich begann mich zu fragen, ob ich nicht doch ein kleines Stückchen vertragen würde. Da begann es erneut, in meinem Kopf zu pochen, eine Welle der Erschöpfung überkam mich und ich entschied mich dagegen.
» Hört euch das an«, sagte Nan. » Weil sie so große Mengen an Asbest gefunden haben, wollen sie die Schule für ein paar Tage schließen, bis sie entschieden haben, ob sie alles rausreißen müssen oder es einfach versiegeln können.«
Thais’ Gesicht leuchtete auf. » Wir haben keine Schule?«
Das war zu schön, um wahr zu sein.
» Für den Rest der Woche nicht mehr«, antwortete Nan, während sie mit gerunzelter Stirn weiterlas. » Samstagabend kündigen sie auf der Schulhomepage an, wie es nächste Woche weitergeht. Wenn sie wirklich das ganze Asbest rausreißen müssen, werden sie versuchen, die Klassen auf andere Gebäude zu verteilen, zum Beispiel nach Tulane oder Loyola.«
» Gut«, erwiderte ich dankbar und trank noch etwas von dem Tee.
» Wow«, sagte Thais. » In Welsford hatten wir auch eine Grundschule und ein Gerichtsgebäude, die asbestverseucht waren. Aber die haben sie einfach nur versiegelt.«
» Jedenfalls habt ihr zwei eine Schonfrist bekommen«, entgegnete Nan. Sie klang immer noch müde, nicht wie sie selbst, und wieder fragte ich mich, was ihr und Daedalus während des Ritus wohl widerfahren war.
» Super!«, rief Thais. » Keine Schule!«
Mir fiel ein, dass ich mich wohl besser wieder wie Clio verhalten sollte. » Dann verschwende ich hier also eine astreine Krankheit«, sagte ich. » Wie unfair.«
Nan setzte ihr tolerantes Gesicht auf, das ich nur zu gut kannte. » Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Geh wieder ins Bett, Liebes. Ich komm nachher noch mal und schau nach dir. Hilft dir der Tee?«
» Ja. Ich nehme ihn mit nach oben. Danke.« Ich trug ihn die Treppen hinauf und hatte das Gefühl, aus Glas zu sein und jeden Moment zerspringen zu können. Nach einem normalen Kater hatte ich mich nie so schlecht gefühlt. Nicht, dass ich schon viele gehabt hätte. Aber als mir mal ein Cuba Libre zur Nase wieder rausgekommen war, war mir das eine Lehre gewesen. Seitdem wusste ich, wann ich mit dem Alkohol aufhören musste, um nicht wieder an diesen Punkt zu gelangen.
Aber das hier war viel schlimmer. Es war, als hätte meine
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