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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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zusammengefaltet. Ich holte meine Tasche aus dem Wagen, wurde bis auf die Haut durchnässt, setzte mich wieder neben Kevin und hielt seine Hand. Die andere Hand legte ich auf sein Herz. Ich spürte, wie es unkontrolliert raste.
    Herr im Himmel, mach langsam, dachte ich angsterfüllt. Werde langsamer, calme-toi. Tatsächlich schien sich sein Herzschlag innerhalb weniger Sekunden zu verlangsamen, doch ich wusste nicht, ob das von selbst geschehen war oder ob ich es bewirkt hatte.
    » Was ist mit dir passiert?«, fragte ich.
    » Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf, noch immer elend und grau im Gesicht.
    Ein Krankenwagen kam. Die Polizei kam. Die Feuerwehr kam, schaffte Kevins Auto aus dem Weg und versiegelte den kaputten Hydranten. Die Polizei befragte die Anwesenden. Ich antwortete ziemlich zusammenhangslos. Sie ließen mich und Kevin einen Alkoholtest machen, aber natürlich waren beide negativ.
    Ein Sanitäter sagte: » Man könnte meinen, er sei vom Blitz getroffen worden oder so. Er ist richtig von der Rolle.«
    Der Himmel war bewölkt, doch es donnerte oder blitzte nicht. Sie hoben Kevin hoch und schnallten ihn auf eine Rollbahre.
    Ich weiß noch, dass ich bei ihm zu Hause angerufen und seiner Stiefmutter alles erklärt habe. Sie versprach, sofort ins Krankenhaus zu kommen, und drängte mich, heimzufahren und mich ebenfalls hinzulegen, wenn ich schon glaubte, keinen Arzt zu brauchen.
    » Der Aufprall war gar nicht so stark«, sagte ich. » Kevin war vorher schon bewusstlos.«
    Endlich brachten sie Kevin ins Krankenhaus. Ich hielt seine Hand und küsste ihn auf die Wange, doch er schien es gar nicht zu bemerken. Eine Polizistin half mir in einen Streifenwagen und fuhr mich nach Hause.
    In diesem Moment kam mir ein Gedanke: Was, wenn uns, mir, das Ganze nur wegen gestern zugestoßen war? Wegen der Sache, die ich in Gang gebracht hatte?

Kapitel 10
    Thais
    » Danke.« Ich war so froh, zu Hause zu sein.
    » Ich begleite Sie noch bis zur Tür«, sagte die Polizistin, während ich aus dem Streifenwagen stieg.
    » Nein, das ist schon in Ordnung, vielen Dank.« Es war mir peinlich, dass sie mich in diesem Zustand sah, so aufgewühlt und mit weichen Knien. Ich wollte nur, dass sie ging.
    In dem Moment, als ich die Tür aufmachte, rief Petra: » Thais?«
    » Ja.« Ich ging in die Küche und übte mich darin, meine Sinne auszusenden, um zu erfahren, ob Clio zu Hause war. Ich konnte sie nicht spüren, aber vielleicht war sie im ersten Stock und ich kam einfach noch nicht bis dorthin.
    Vor dem Arbeitszimmer blieb ich stehen und konzentrierte mich, doch ich war vollkommen mit den Nerven am Ende und gab es auf.
    In der Küche sah Petra immer noch genauso aus wie vor etwas weniger als zwei Stunden, als ich gegangen war: ein bisschen blass, müde. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, um zu sehen, wie spät es war.
    » Das ging aber schnell«, sagte sie. » Ich dachte, du wolltest ins Kino.«
    » Das wollte ich auch.« Ich ging zum Kühlschrank und schenkte mir ein Glas Eistee ein, den es bei uns immer gab.
    » Was ist los, Schatz? Du bist aufgeregt.«
    Verblüfft dachte ich: Ach so, jetzt informierst du mich schon über meine Gefühle? Dann begriff ich, dass ich mich aufgeregt anfühlte. Meine Aura hatte etwas Aufgeregtes und das konnte sie spüren. Ich seufzte.
    » Na ja«, begann ich widerstrebend und sank auf einen Küchenstuhl. » Irgendwas ist mit Kevin passiert. Er hat sein Auto geschrottet. Und wir hätten beinahe ein kleines Kind überfahren.« Auf einen Schlag kam die Erinnerung zurück, und ich sackte auf dem Tisch zusammen, wobei mein Kopf auf meinen Armen landete.
    » Was? Gute Göttin, Thais, was ist passiert? Bist du okay? Wo ist Kevin?« Sofort stand Petra auf und kam zu mir herüber, strich mir übers Haar. Ihre langen, sanften Finger zeichneten meine Stirn nach, als wolle sie die Informationen via Osmose aus mir herausbekommen.
    » Mir geht’s gut. Kevin ist im Krankenhaus. Seine Stiefmutter hat gesagt, ich solle nach Hause fahren.«
    » Aber was ist denn nur passiert?«
    Ich versuchte, die Bruchstücke in meinem Kopf zusammenzusetzen. » Wir sind einfach nur eine kleine Straße entlanggefahren, nicht zu schnell. Wir wollten zu Delray, um uns ein paar Po-Boys-Sandwiches zu kaufen. Und plötzlich ist uns ein kleines Mädchen vors Auto gerannt.«
    Ich richtete mich auf und versuchte, mich zu erinnern, was in welcher Reihenfolge passiert war. » Da war ein Welpe. Das Mädchen ist ihm nachgerannt. Es hat

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