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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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zwischen einem normalen Kristall, ganz und in sich heil, und dem, was übrig blieb, wenn man ihm sein Chi nahm. Für mich hatte sich der Staub abstoßend angefühlt – tot. Ich hatte seitdem viel darüber nachgedacht und beschlossen, dass es sich wie Anti-Leben, wie Anti-Magie anfühlte. Nicht einfach nur wie nichts, sondern wie die schreckliche Abwesenheit von etwas. Als würde man den Tod in Händen halten. Es hatte mich zutiefst verängstigt.
    Was die Tatsache, dass ich hier saß und mich noch einmal darauf vorbereitete, und das sogar in größerem Rahmen, erstaunlich dumm erscheinen ließ, sogar für meine Verhältnisse.
    » Nein«, entgegnete Daedalus. » Wir können Grenzen festlegen, um Wirbeltiere und wirbellose Tiere von dem Zauber auszuschließen. Damit würde die Kraft nur aus den Pflanzen und der Erde selbst kommen. Nichts wird sich in weißen Staub verwandeln, das verspreche ich dir.«
    Ich nickte und dachte an Thais und Nan. Sie würden es schrecklich finden, wenn sie wüssten, dass ich mich hier aufhielt. Seit ich zum ersten Mal bei Daedalus gewesen war, hatte ich zu Hause in jeder Sekunde verheimlicht, dass ich bei ihm Unterricht nahm. Normalerweise bat ich Nan um Hilfe, wenn es mir schlecht ging. Und zu Thais konnte ich auch gehen. Doch nicht in dieser Angelegenheit. Nicht, wenn es darum ging, wie übel mir beim Zaubern mit Daedalus wurde, welche Gefühle mich überkamen. Damit musste ich alleine klarkommen. Es sonderte mich von ihnen ab wie nichts sonst.
    » Das letzte Mal, als ich das gemacht habe«, sagte ich, während Daedalus den Zauber weiter vorbereitete, » hatte ich den schlimmsten Kater aller Zeiten, so richtig mit allem Drum und Dran, inklusive Seele-aus-dem-Leib-Kotzen, was einem Mädchen nun wirklich nicht besonders gut steht. Was hat das verursacht?«
    » Alles hat seinen Preis, Clio«, antwortete Daedalus, während er Salz in einem Kreis um uns herum verstreute. Dies war eine nicht mehr genutzte Ecke des Friedhofs, mit feinem, kurzen Gras und Unkraut, das hier und da neben den Grüften wucherte. Daedalus hatte ein paar Zauber ausgesprochen, die jeden, der uns zu nahe kam, sanft in eine andere Richtung dirigierten, und uns schwer sichtbar machten, wenn es doch jemand bis zu uns schaffte.
    » Es lässt mit der Zeit nach«, fuhr er fort. » Ich kann dir gerne ein paar Kräuter und einen Zauber mitgeben, die gegen die Nachwirkungen helfen. Aber wenn du natürlich auf Schönheitsrituale und Liebestrünke aus bist, bist du hier fehl am Platz.«
    Seine Stimme war plötzlich hart, sein Gesicht abweisend. Na toll. Jetzt fühlte ich mich wie der letzte Waschlappen, weil ich überhaupt davon angefangen hatte.
    » Was soll’s«, gab ich verärgert zurück. Für ungefähr zehn Minuten arbeiteten wir schweigend weiter, Daedalus erledigte seinen Teil, ich meinen. Als alles bereit war, setzten wir uns einander gegenüber im Schneidersitz in den Kreis. Eine schwere schwarze Stumpenkerze stand zwischen uns in einem Halter.
    » Du wirst die Energie aus der Erde nach oben ziehen«, erklärte Daedalus. » Sie ist durchsetzt mit den Schwingungen der in ihr lebenden Wesen, mit Schwingungen des Wachstums und der Veränderungen, die sich jeden Moment in großem und kleinem Maße vollziehen. Auch ganz tief unter der Erde, wo nicht mal mehr Bakterien leben, gibt es immer noch die Energie der Erde selbst, ihren inneren Kern brennenden Eisens.
    Ich sah ihn an. » Den kannst du unmöglich erschließen. Das wäre ungefähr so, als wolltest du eine Atombombe anzapfen.«
    » Ja«, sagte Daedalus mit Bedauern in der Stimme. » Dafür bräuchte man die stärkste nur vorstellbare Magie und am Ende würde es einen wahrscheinlich umbringen. Ich wollte ja auch bloß darauf hinweisen. Also, bist du so weit? Erinnerst du dich noch an den ersten Teil des Zaubers?«
    Ich nickte und legte meine Handflächen auf die Knie. Eine Position, die auch in der Meditation verwendet wird, weil sie alle Teile des Körpers miteinander verbindet und einen energetischen Kreis entstehen lässt. Meditation und Magie haben viel miteinander zu tun.
    Der Vorgang selbst war so ziemlich wie vorher. Im ersten Teil wurden die Grenzen festgelegt und der Zweck des Zaubers bestimmt. Der zweite Teil ließ mich mit meiner Kraft in Kontakt treten. Der dritte Teil suchte und identifizierte andere magische Kräfte, in diesem Fall in der Erde, im Boden unter uns. Der quatrième richtete die beiden Kräfte aufeinander aus und verband mich mit der Energie der

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