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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Ich hatte keinen Schimmer, wovon er sprach. Benahmen sich die Leute im Süden wegen der Hitze verrückter, oder was? Machte es sie geiler? Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich loszureißen, doch stattdessen zerrte er mich ins Wohnzimmer.
    Es war dunkel und es standen keine Möbel darin, weil Luc und Richard wahrscheinlich die zwei unhäuslichsten Typen waren, die ich kannte. Die Läden der großen Fenster, die auf die Straße hinausgingen, waren geschlossen, doch die Querstreben ließen das Licht der Straßenlaterne herein, sodass ich Richards Gesicht sehen konnte.
    Mit dem Fuß stieß er die Tür zu und hielt mich dabei immer noch fest.
    » Lass mich los!«, fauchte ich.
    » Warum bist du denn auf mich böse?«, fragte er. Sein Blick ruhte auf meinem Mund.
    Ich riss die Augen auf. » Hm, lass mal sehen, wo soll ich anfangen ?« Mit einem letzten Ruck befreite ich mich aus seiner Umklammerung, doch Richard blieb zwischen mir und der Tür stehen und sah nicht so aus, als habe er vor, sich zu bewegen.
    » Also, wie lange willst du deswegen noch sauer sein? Nur mal so ’ne Hausnummer«, meinte er ärgerlich, und ich nahm an, er sprach über die Sache mit dem versuchten Mord.
    » Ähm, für immer?« Ich war nie in Richard verknallt gewesen, hatte ihn nie für mich gewinnen wollen, also hatte ich meine Wut nie gedämpft, nie auf meine Wortwahl geachtet oder versucht, die Wahrheit hübsch zu verpacken. Ich gab es ihm immer ordentlich. Und er nahm es an. Und bat sogar noch um Nachschub. Wenn ich so darüber nachdachte, war er der einzige Mann, mit dem ich die ganze Zeit über vollkommen aufrichtig war. Was seine Meinung, dass ich ein totales Miststück war, wahrscheinlich noch bestärkte.
    Im nächsten Moment war es, als hätte er einen Schalter umgelegt und als wäre er vom normalen Langweiler-Richard zu einer tödlich verführerischen Variante seiner selbst mutiert. Die Augen fest auf meinen Mund gerichtet, trat er ein wenig näher an mich heran. All der Ärger und die Ungeduld fielen merklich von ihm ab.
    Oh nein, dachte ich und wich zurück. Nein.
    » Nein, nicht für immer«, murmelte er mit samtiger Stimme.
    » Lass mich in Ruhe«, gab ich zurück.
    Wie immer hörte er nicht auf mich. Er streckte die Hand aus und legte sie in meinen Nacken. Ich versteifte mich. Meine Augen wurden schmal, und zwar auf eine Art, mit der ich schon mal jemanden zum Weinen gebracht hatte.
    » Clio«, sagte er. Er stand so nah bei mir, dass ich die Wärme seiner Haut spüren konnte. » Wir mögen uns nicht. Aber irgendwas ist da zwischen uns. Vielleicht geht es weg, wenn wir ihm nur nachgeben.«
    Mein dämlicher, viel zu leicht zu überzeugender Körper sagte: Ja.
    » Nein. Sei kein Idiot«, erwiderte ich.
    Als er sich nach vorne beugte und den Kopf neigte, um meinen Hals zu küssen, war ich für alle Eventualitäten gerüstet. Ich wich zurück, doch er setzte nach, presste seine Lippen auf meine Haut. Wieder hatte ich den seltsamen unbestimmten Eindruck, dass irgendetwas anders war als sonst. Er war einfach ein bisschen … na ja, anders eben. Und es machte mich fast verrückt, dass ich nicht sagen konnte, weshalb. Sein Mund war warm, bestimmt und so vertraut. Mir liefen Schauer über den Rücken, und sofort merkte ich, wie mir die Knie weich wurden, was mich tierisch ankotzte. Er küsste mich direkt bei meinem Schlüsselbein, mein Herz schlug schneller und mein Atem wurde flach. Diese Wirkung hatte er immer auf mich – der Richard-Effekt.
    » Nein, geh weg«, sagte ich ärgerlich und stieß ihn mit aller Kraft gegen die Schultern. Direkt im Anschluss glitten meine Hände über sein Shirt, fühlten die Wärme seiner Haut durch den Stoff und mein Gehirn verabschiedete sich. Er zog mich an sich, eine Hand auf meinem unteren Rücken, während die andere meine Taille hinaufglitt. Sein Bauch schien mich durch die dünne Bluse hindurch zu verbrennen, und alles, was ich denken konnte, war: Aaaahhh … Langsam, ganz langsam küsste er sich an meinem Hals nach oben und quer über meine Wange, während sich meine Augenlider flatternd schlossen.
    Irgendwie trat bei seinen Küssen alles in den Hintergrund. Mein Kummer wegen Luc, meine Angst, weil ich mit Daedalus arbeitete, Thais, die böse auf mich war – es verblasste einfach. Alles, was ich noch wahrnahm, war Richards Duft, wie er sich anfühlte, wie sich seine Hände anfühlten, während sie über mich glitten.
    Genau in dem Moment, als sich seine Lippen auf meine legten, hörte ich,

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