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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Daedalus Bescheid wissen konnte, hatte ich keine Ahnung, was los war. Und ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu fragen.
    » Ich sagte: was ?« Nan sah mich entsetzt an.
    Ich wusste, dass dies eine sehr unangenehme Unterhaltung werden würde, aber ich hatte schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht und wollte es endlich hinter mich bringen. Und da Nan mich gerade gebeten hatte, Melysa anzurufen und einen Termin auszumachen, damit wir für meinen Aufstiegsritus üben sollten, schien mir dies ein guter Zeitpunkt.
    » Ich will meinen Aufstiegsritus noch nicht machen«, wiederholte ich. » Zumindest jetzt nicht.«
    » Clio … du wirst nächsten Monat achtzehn.« Nan ließ den Müll, wo er war, kreuzte die Arme vor der Brust und sah mich an.
    » Ich weiß. Aber bei allem, was in letzter Zeit passiert ist – die Treize, der Ritus und so weiter –, kann ich mich unmöglich darauf konzentrieren«, erklärte ich. » Vielleicht nächstes Jahr, wenn sich die Dinge beruhigt haben.«
    » Nein, nicht nächstes Jahr!«, rief Nan aus. » Dieses Jahr, nächsten Monat, so wie wir es geplant haben!«
    » Außerdem dachte ich, dass es doch toll wäre, wenn Thais und ich den Ritus zusammen machen könnten.«
    Auf der anderen Seite des Tischs prustete Thais los.
    » Thais ist frühestens in fünf oder sechs Jahren so weit«, sagte Nan. » Und das weißt du.«
    » Nun …« Da war noch etwas, was ich ihr nicht sagte. In unserer Religion beging eine Hexe den Ritus, um ihre Fähigkeiten auszutesten, aber auch, um ihr Wissen und ihre Stärke zu festigen. Ich musste das nicht tun. Im Moment wollte mir nicht einleuchten, wie mir der Ritus helfen sollte, mich in meiner Kraft zu zentrieren. Ich studierte bei Daedalus, lernte eine Menge, und ich wusste schon jetzt, dass ich sehr viel mächtiger war als jede Hexe in Nans cercle, abgesehen von ihr selbst. Die Hexen und Hexer der Treize hatten mehr Macht als gewöhnliche Hexen, und es schien, als wäre diese Kraft an mich und Thais weitergegeben worden.
    Insofern sah ich einfach keinen Sinn darin.
    » Clio, du hast eine lange Zeit darauf hingearbeitet«, sagte Nan, während sie sich nach vorne beugte und den Müllbeutel oben zuband.
    » Ich weiß. Und ich will niemanden enttäuschen«, sagte ich. Ich schrubbte einen Teller mit Abwaschwasser und spülte ihn ab. » Aber bei mir ist gerade zu viel los. Der letzte Monat war wie eine Achterbahnfahrt, das musst du zugeben. Auf keinen Fall kann ich mich so auf meinen Aufstiegsritus konzentrieren.«
    » Die Party ist doch schon geplant.«
    Ich sah sie an. » Nein, ist sie nicht«, erwiderte ich lächelnd. » Es besteht ein großer Unterschied darin zu denken ›oh, wenn Clio ihren Aufstiegsritus bestanden hat, sollten wir eine Party schmeißen‹ und es wirklich schon organisiert zu haben, mit verschickten Einladungen und allem Drum und Dran. Und du weißt, dass du damit noch nicht so weit bist.«
    Nan presste die Lippen zusammen, und es war nicht schwer zu sehen, was sie dachte: Klugscheißerin.
    » Schau, ich werde ihn einfach später machen«, sagte ich und dachte, dass das nicht mal gelogen war. » Aber bei der Göttin, Nan, in meinem Leben sind in letzter Zeit so viele unglaubliche Dinge passiert. Noch mehr Druck kann ich nicht ertragen.«
    » Und ich kann dir nicht erlauben, das einfach so wegzuwerfen«, antwortete Nan verärgert. » Du hast so lange dafür gearbeitet und gelernt, und ich lasse nicht zu, dass das alles vergeblich war.«
    » Wissen ist doch nie vergeblich«, sagte ich, wobei ich versuchte, mein Temperament zu zügeln. » Das hast du selbst gesagt.«
    » Hör zu, du machst nächsten Monat deinen Aufstiegsritus, das ist mein letztes Wort.«
    Ich sagte nichts, sondern trocknete mir die Hände an einem Geschirrtuch ab. Es hatte keinen Sinn, weiter zu diskutieren. Später würde ich mich wohl noch einmal auf die Hinterbeine stellen müssen, aber fürs Erste ließ ich es sein. Ich blickte auf und sah, dass Thais uns beobachtete. Ich war mir sicher, dass sie froh war, außen vor zu sein.
    » Was machst du heute Abend?«, fragte ich. » Wie geht’s Kevin?«
    Angesichts des abrupten Themenwechsels warf sie mir einen schnellen, überraschten Blick zu und schaute dann gleich wieder weg. Ein wachsamer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. » Gut.«
    Ich selbst fand nicht, dass sie mit ihm Schluss machen musste. Vielleicht verhielt sie sich deswegen so seltsam. Aber nein … hier schien es ganz speziell um mich zu gehen.
    » Ich treffe

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