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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Kräfte wegzunehmen?«
    » Schneller als ich damals gedacht hätte, als du mich gebeten hast, dich zu unterrichten«, antwortete sie.
    » Wann also?«
    » Vielleicht sogar … zu Monvoile?«, erwiderte sie fragend. » Ich kann es dir nicht genau sagen.«
    Ich nickte. Bis Monvoile – Halloween – waren es noch zweieinhalb Wochen. » Das wäre perfekt.«
    » Heute bist du so weit, an etwas Komplizierterem als einer Pflanze zu üben«, sagte Carmela. Sie stand auf, ging zu dem kleinen schwarzen Tisch neben der Tür und griff nach einem Korb, den ich bislang nicht bemerkt hatte. Sie stellte ihn vor mich hin. Zaghaft lugte ich hinein und erwartete fast, eine Schlange oder irgendetwas sonst daraus hervorschießen zu sehen. Doch der Korb war leer. Ich sah genauer hin. Plötzlich zwinkerte mir ein bernsteinfarbenes Augenpaar zu. Instinktiv zuckte ich zurück, als mein Gehirn langsam die Tatsache verarbeitete, dass es sich da drin um Katzenaugen handelte.
    Lächelnd griff Carmela in den Korb und holte ein verschlafenes schwarzes Katzenjunges hervor. » Katzen und Menschen sind sich ähnlich. Wenn du ihr hier die Kraft wegnehmen kannst, dann hast du schon sieben Achtel des Weges hinter dir, um den Zauber auch bei einem Menschen anzuwenden.«
    Ich starrte sie und das untersetzte, flaumige Kätzchen an, das jetzt in unserem aufgemalten Kreis herumlief, unfähig, die Linie zu übertreten. » Ich soll diesem Kätzchen seine Kräfte wegnehmen?«, fragte ich entgeistert. Die Sache mit der Orchidee hatte mich ja schon abgestoßen. Ich hatte mich durch und durch verdorben gefühlt und war weinend ins Bett gegangen. Vor zwei Tagen hatten wir den Zauber an einem Regenwurm ausprobiert. Danach wäre ich fast durchgedreht. Dabei hätte man meinen können, es würde keine große Erregung in einem auslösen, wenn man einem Regenwurm – schleimig, ohne Gesicht und alles andere als süß – seine Kräfte nahm. Ich meine, es war ja nicht mal so, dass ich ihn getötet hätte.
    Als ich den Zauber beendet hatte, war er immer noch am Leben gewesen.
    Ich hatte mich draußen auf der Allee übergeben. Und nachdem ich an den Straßenrand gefahren war, noch mal in den Rinnstein. Wegen eines dämlichen Regenwurms. Wie würde ich mich erst fühlen, wenn ich einem Kätzchen seine magischen Kräfte stahl?
    » Verwende die gleiche Formel wie vorher«, sagte Carmela mit ihrer vollen Stimme, in der ein leichter Akzent anklang. » Wenn du an die Stelle kommst, an der du dein Versuchstier nennst, sage ich die Worte, die bewirken, dass der Zauber die Katze einhüllt.« Geistesabwesend strich sie dem Tier über das schwarze Fell. Es machte einen leichten Buckel und schnurrte.
    Ich blickte in Carmelas dunkle Augen. Sie musterte mich aufmerksam. Natürlich war das ein Test. Wie weit würde ich gehen? Wie weit in die Dunkelheit hinein? Was ich mit Daedalus anstellen wollte, würde mich sehr tief in die schwarze Magie führen. So tief, dass ich vielleicht nie wieder zurückkehren konnte. Das wusste ich. Aber ich wollte es trotzdem tun. Wenn ich dieser Katze ihre Kräfte nahm, würde ich meinem Ziel näher kommen.
    Die Katze war ein Säuger, ein Wirbeltier. Wenn ich den Zauber an einer Katze anwenden konnte, konnte ich es auch an Daedalus. Die Katze schnüffelte an der angezündeten Kerze, näherte sich ihr immer mehr. Ich fühlte ihr Bewusstsein, ihre primitiven katzenhaften Instinkte. Sie war aufmerksam, doch sie hatte keine Angst.
    Ich lehnte mich zurück. » Nein.«
    Carmela runzelte die Stirn. » Nein? Was nein?«
    » Ich tue das der Katze nicht an. Die Orchidee und der Regenwurm waren schon schlimm genug.«
    Ein Ausdruck von Überraschung legte sich über Carmelas Gesicht. Für einen Moment wirkte es fast … na ja, deutlich. Nicht so verschwommen wie sonst. Wieder runzelte sie die Stirn und ihre Augen wurden schmal. » Thais«, fing sie an. In ihrer Stimme lag ein gefährlicher ungeduldiger Ton.
    Ich hob das Kinn an. » Diese Katze ist eine unschuldige Kreatur. Ich mache das nicht.«
    Carmela öffnete den Mund, doch ich kam ihr zuvor. Ich beugte mich fast über die Kerzenflamme hinüber und sagte: » Schau, du musst dich nicht fragen, ob ich einem Hexer so etwas antun kann. Er hat meinen Vater umgebracht und mein Leben entzweigerissen. Glaub mir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich ihm seine Kräfte stehlen, und zwar ohne auch nur einen Moment zu zögern.« Anspannung lag in meiner Stimme. Ich fühlte mich nicht mehr wie ich selbst, sondern stärker,

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