Ein Band aus Wasser
aufmerksam.«
» Leck mich«, erwiderte Luc, während er sein eigenes Sandwich aß.
Richard dachte an Clio, wie sie ihn in dem dunklen Garten an sich gezogen und geküsst hatte, wie heiß ihre Haut unter seinen Händen gewesen war. Sorgsam mied er Lucs Blick.
» Du hast den Kriegsrat bei Axelle verpasst«, meinte er schließlich. » Daedalus, Jules, Axelle, Manon. Sie haben den bescheuerten Plan, die Quelle zu öffnen, um jedermanns Kraft zu stärken. Und, schätze ich mal, um den Ritus noch mal durchzuführen. Und sie wollen sich die Kraft der Zwillinge zunutze machen.«
» Hm.«
Aus dem Augenwinkel warf Richard Luc einen Blick zu und sah, dass sein Gesicht wirklich schon viel besser aussah. Offensichtlich hatte Petra wie gewöhnlich Wunder vollbracht.
» Er sollte die Mädchen einfach in Frieden lassen«, sagte Richard und wartete auf Lucs Reaktion. » Sie sind jung und haben noch von nichts eine Ahnung.«
» Hm.«
War Luc immer noch sauer wegen dem, was Clio gesagt hatte? Dass sie mit Richard geschlafen hatte? Nein … er hatte ihr ja noch nicht mal geglaubt. Wahrscheinlich nicht. Und außer ihm und Clio wusste keiner von heute Nacht.
» So nervig wie die Mädchen auch sein mögen, wir wollen doch nicht, dass Daedalus sie in seine Klauen bekommt«, drängte Richard erneut.
» Nein«, stimmte Luc kauend zu.
Seltsam. Irgendwas war mit Luc los, aber Richard hatte keine Ahnung, was.
Das war nicht gut.
Kapitel 29
Clio
Am Wochenende schien alles wieder seltsam normal. Nan sah besser aus, und als sie angerufen wurde, um eine Geburt zu begleiten, fühlte sie sich dazu in der Lage. Sie küsste uns zum Abschied und ermahnte uns, vorsichtig zu sein und unsere Jacken anzuziehen, als wären wir kleine Kinder.
» Was hast du heute vor?«, fragte mich Thais, während sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Als ich gestern Nacht nach Hause gekommen war, hatte sie schon geschlafen. Ich war froh gewesen, denn ich hatte nicht mit irgendetwas herausplatzen wollen – nicht bevor ich wusste, wie ich mich fühlte. Liebte ich Richard? War das nur eine einmalige Sache? War ich ihm wirklich wichtig? Oder würde er mich jetzt, da er bekommen hatte, was er wollte, wie eine heiße Kartoffel fallen lassen?
Er war nicht der Einzige, der es so gewollt hatte, das gab ich vor mir selbst zu. Ich hatte ihn auch begehrt, und zwar wie verrückt. Als ich ihn dann bekommen, ja tatsächlich Sex mit ihm gehabt hatte, hatte es mich förmlich umgehauen. Ich wandte mich ab, damit Thais mein verstohlenes Lächeln nicht sehen konnte. Meine Gefühle waren ein einziges Chaos. Ich war nicht nur wegen Daedalus so verwirrt und besorgt, sondern auch wegen allem anderen in meinem Leben. Wegen Nan, Thais, Luc und mir selbst. Eigentlich sollte ich an diesem Punkt gar nicht lächeln können. Doch wenn ich an Richard dachte, daran dachte, eins mit ihm zu sein, ihn zu küssen, wie sich unsere Zweisamkeit angefühlt hatte, wie intensiv, unglaublich und – ja – schön es gewesen war, dann konnte ich nicht anders als lächeln.
» Ich weiß es nicht«, antwortete ich ihr. » Ich stehe ein bisschen neben mir.« Das war genug an Ehrlichkeit. Ich setzte mich neben sie an den Küchentisch. » Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Es kommt mir vor, als wäre mir alles zu viel, weißt du?«
Thais nickte ruhig. » Ich weiß.« Sie seufzte schwer und ich sah die dunklen Ringe unter ihren Augen. » Gestern Abend habe ich mit Kevin Schluss gemacht. Am Telefon.«
» Am Telefon ?« Ich meine, okay, ich hatte auch schon mit Jungs übers Telefon Schluss gemacht, aber ich bin schließlich nicht Thais.
Sie nickte und sah elend aus. » Ich bin wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Aber ich konnte es einfach nicht persönlich tun. Ich habe es ein paar Mal probiert. Aber egal. Jetzt habe ich es getan. Gestern Abend. Und es war schrecklich.«
» Das tut mir leid. Vielleicht kannst du es irgendwann mit ihm klären.«
» Vielleicht.«
Das Klingeln des Telefons ließ uns beide zusammenzucken. Es war so normal und prosaisch im Vergleich zu allem anderen, was vor sich ging.
Ich lief in den Flur, um den Anruf entgegenzunehmen.
» Clio?«
Daedalus’ Stimme ließ mich erschaudern. Er hatte mich noch nie zuvor angerufen, und ich war froh, dass Thais nicht drangegangen war.
» Ja?« Ich ging ins Arbeitszimmer.
» Komm heute Abend um neun Uhr auf den Friedhof«, sagte er. » Wir sollten vor morgen noch ein paar Last-Minute-Übungen absolvieren.«
» Morgen?« Er
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