Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs
ich Geständnisse eines Küchenchefs geschrieben. Aber seien wir ehrlich, der Junge hat recht.
Er ist betrunken und wütend, und er fühlt sich betrogen wie so viele, die ein zerlesenes, mit Fettspritzern und Wasserflecken verunstaltetes Exemplar dieses Buches besitzen oder es sich von einem Kollegen ausgeliehen haben. Ich bin jetzt ein Ketzer, denn ich habe ihn und alle, die so sind wie er, im Stich gelassen, mich von der »Einen Wahren Kirche des Arbeitenden Kochs« entfernt. Da steht er, der Promi, in seinem scheiß Jackett.
»Leck mich doch«, sagt er. »Du kochst ja nicht mal. Du bist keiner von uns.«
Weit davon entfernt, beleidigt zu sein (obwohl es mich verletzt), würde ich ihn am liebsten in die Arme nehmen. Noch einen Drink oder zwei, und ich tue es vielleicht.
Ich koche nicht. Ich bin kein Küchenchef. Die Küchenchefs und Köche, die besser sind als ich - besser, als ich es jemals war -, wissen das. Sie brauchen es mir nicht zu sagen. Ganz sicher brauchen sie es mir nicht ins Gesicht zu schleudern wie der Junge hier, der mich jetzt mit der ganzen Kraft seines Zorns und seines Schmerzes gegen den Tresen drückt. Er wird diese Gefühle angemessen kanalisieren und mich auffordern, ihm einen Tequila auszugeben. Oder zwei.
Das ist dann die relativ freundliche und diplomatische Auflösung einer unangenehmen Situation.
Diejenigen, die mir am ähnlichsten sind, sind auch am meisten von mir enttäuscht. Das sind die, die jeden verdammten
Morgen aufwachen und sich in eine Klitsche schleppen, die sich in nichts von anderen unterscheidet. Dort kochen sie Sachen, die sie nicht besonders mögen, für Leute, die sie noch weniger mögen. Sie riechen nach Frittieröl und verbranntem Lachsfett.
Wenn ich den dritten Schnaps, den er mir anbietet, ablehne, hat er wenigstens die Befriedigung, mich als Weichei entlarvt zu haben. Auch eine Art Sieg.
Und während er am Ende unter den verständnisvollen Blicken seiner Waffenbrüder bewusstlos unter die Theke rutscht, denke ich noch über seine Worte nach und komme zu dem Schluss, dass er recht hatte.
Sie wollen also Küchenchef werden?
A ngehende Küchenchefs, junge und alte Träumer, die sich von langsam bräunenden Schalotten und karamellisierendem Schweinebauch verführen oder von den Stars des Food Network blenden lassen, fragen mich oft, ob sie eine Kochschule besuchen sollen. Meistens gebe ich ihnen eine ausführliche, wohldurchdachte und qualifizierte Antwort.
Aber die kurze Antwort lautet: »Nein.«
Ich will Ihnen jetzt mal bares Geld sparen. Ich war achtundzwanzig Jahre lang im Restaurantgeschäft, einen Großteil dieser Zeit als Arbeitgeber. Ich habe selbst in einer der besten und teuersten Kochschulen der USA, dem Culinary Institute of America, meinen Abschluss gemacht und bin oft in anderen Kochschulen. In den vergangenen neun Jahren habe ich auf meinen Reisen viele Kochschüler kennengelernt, habe beobachtet, wie sie Triumphe und Enttäuschungen erlebt haben. Ich habe gesehen, wie sich Träume erfüllt haben, häufiger aber, wie sie gestorben sind.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich behaupte nicht, dass eine Kochschule nichts taugt. Ganz sicher nicht. Ich will nur
sagen, dass Sie, wenn Sie dies jetzt lesen, wahrscheinlich schlecht beraten wären, eine zu besuchen, und aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin für das Leben als Koch nicht geeignet sind. Vor allem, wenn Sie einigermaßen normal sind.
Aber nehmen wir einmal an, Sie sind fest entschlossen. Sie wollen das Studiengeld auftreiben und sich dafür in Schulden stürzen. In vielen Fällen erhalten Sie das Geld von Kreditgebern, die mit Ihrer Kochschule in Verbindung stehen oder von ihr empfohlen werden. Fragen Sie sich als Erstes: Ist die Kochschule überhaupt gut ?
Wenn Sie nicht aufs Culinary Institute of America, Johnson and Wales oder das French Culinary Institute gehen, dann kümmert das in den höheren Ligen der Restaurantszene kein Schwein. Nicht einmal der Abschluss an der besten Schule garantiert einen guten Job. Der Abschluss an nicht so renommierten Schulen nützt wahrscheinlich weniger als die Erfahrung, die Sie gesammelt hätten, wenn Sie stattdessen in der Branche gearbeitet hätten.
Sie stürzen sich also in vierzig- bis sechzigtausend Dollar Schulden für die Ausbildung in einer Branche, in der Sie, mit viel Glück, in den ersten Jahren zehn bis zwölf Dollar die Stunde verdienen. Wenn Sie ganz besonders viel Glück haben, das heißt einer der wenigen sind, die dank Talent,
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