Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
das nächste Busticket und einen Neuanfang in einer anderen Stadt bestimmt, nicht für Windeln und einen Minivan. Und jetzt auch noch eine vollständig eingerichtete Wohnung – das klang verdächtig nach einem richtigen Zuhause . Wenn sie an einem Ort bliebe, würden sich daraus auch zwangsläufig engere Bindungen zu Menschen ergeben, die dann wissen wollten, wo sie gerade steckte und was sie machte. Das war erdrückend!
Albuquerque. Die Stadt in New Mexico am anderen Ende des Landes ging ihr nicht aus dem Sinn.
Noch konnte sie einfach dorthin verschwinden. Vor dem Winter in New England fliehen und ein neues Leben anfangen, bevor man ihr die Schwangerschaft ansah. Natürlich war es für eine Schwangere nicht so leicht, einen Job zu finden, aber sie würde das schon hinkriegen.
Und obwohl ein Teil von ihr in Gedanken schon in Albuquerque wohnte, wusste der andere doch genau, dass die Chance verpasst war. Und der Mann, der gerade vor ihr stand, war einer der Hauptgründe dafür. Nur wenn sie ihm nichts von der Schwangerschaft gesagt hätte, wäre eine überstürzte Flucht noch möglich gewesen. Aber so etwas ließ ihr Gewissen nicht zu. Und deshalb saß sie hier fest.
Als Leo die Tür öffnete und mit einem Wattebausch herumwedelte, zuckte Beth zusammen. „Bleifarbe!“
Wie bitte? Beth wurde übel. Gab es denn kein Gesetz, dass die Verwendung von Bleifarbe in Wohnungen verbot?
Doch selbst wenn, die Leute, die hier lebten, konnten sich nichts anderes leisten und waren froh, überhaupt eine Behausung zu haben. Insofern würde das auch keiner von ihnen anzeigen. Aber Bleifarbe … die war wirklich gefährlich für das Baby.
„Herrgott, ist das kalt hier draußen“, sagte Leo. „Und wem gehört bitte die Katze, die hier in den Flur pinkelt? Die ganze Bude sollte abgerissen werden.“ Damit knallte er die Tür wieder zu.
Wenn Beth sich nicht so geschämt hätte, wäre sie nach diesem Auftritt in Lachen ausgebrochen. Die Kowalskis waren wie eine dieser perfekten Familien im Fernsehen und begriffen mit Sicherheit nicht, dass sie sich ihren Lebensstil freiwillig ausgesucht hatte und nicht aus der Not heraus hier wohnte.
Natürlich war die Bude ein Drecksloch, aber es war ihr Drecksloch.
„Tut mir leid, was Dad da eben gesagt hat“, versicherte Kevin schnell. „Er wollte nicht gemein zu dir sein. Er ist nur … ehrlich. Hier kannst du nicht bleiben, Beth. Pass auf, ich leihe den Pick-up von meinem Bruder, und dann kannst du heute noch umziehen.“
Tränen schimmerten in Beths Augen, und sie blinzelte sie schnell fort. Das ging alles viel zu schnell. Sie fühlte sich völlig überrumpelt von Kevin. Aber sollte sie deshalb wissentlich auch nur noch eine Nacht in einer Umgebung verbringen, die gefährlich für ihr Baby war? „Wie hoch ist die Miete?“
„Darüber können wir uns später noch Gedanken machen.“
„Nein, können wir nicht.“
„Schön.“ Kevin nannte einen Betrag, der noch unter dem lag, was sie momentan zahlte, und sie schüttelte den Kopf. „Komm schon, Beth. Das ist der übliche Rabatt für die Mutter meines ersten Kindes. Ich will keinen Cent von dir, aber ich weiß natürlich, dass du dich dann weigerst, in die Wohnung einzuziehen.“
„Ich unterschreibe Mietverträge immer nur für einen Monat und verlängere sie dann.“
„Das ist okay.“
„Gut, aber nur wegen der Bleifarbe.“
Kevin grinste, und Beth wurde trotz der Kälte ganz warm. „Dann solltest du dich besser gleich anziehen. Ich lasse jetzt nämlich meine Mutter von der Kette, und die wird in Windeseile alle deine Sachen gepackt haben, damit wir dich abtransportieren können.“
Kevin hatte nicht zu viel versprochen. Als er mit Mikes Pick-up angefahren kam, war bis auf ein paar Kleinigkeitenalles in großen Müllsäcken verpackt. Für stilvollere Umzugskartons blieb keine Zeit mehr, Beth musste so schnell wie möglich aus dem Haus raus.
Die Kowalskis erledigten das alles so schnell und effizient, dass Mary und Leo am Abend schon wieder weg waren. Den Pick-up wollte Kevin später wieder gegen seinen Wagen tauschen. Beth musste noch ein bisschen Kleinkram einräumen, aber im Großen und Ganzen war sie vollständig eingezogen. Glücklich seufzend ließ sie sich gegen die Kissen auf der Couch sinken, die ihr offenbar gut gefiel.
„Ich muss noch Strom, Wasser und Telefon ummelden. Aber das mach ich erst in den nächsten Tagen.“
„Ach ja, apropos Telefon, hier gibt es eins. Die Nummer ist nicht gelistet. Wenn du
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