Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
wieder zurück und saß an seinem üblichen Tisch. Kevin wusste nicht genau, wie er das fand, aber vielleicht würde Paulies miese Laune dadurch ja besser. Wenn sie nur endlich aufhörte, Trübsal zu blasen, ersetzte er gern und leichten Herzens weitere Gläser.
Es war schlecht für die Bar, wenn sie alle beide durchhingen, und er war mit seiner Depri-Runde noch nicht durch. Beth hatte unerbittlich in den Freundschaftsmodus zurückgeschaltet. Freunde ohne Extras. Sie waren wieder Nachbarn, die eben zufällig ein Kind miteinander bekamen.
Er hatte versucht, mit ihr zu reden, aber sie war ihm ausgewichen. Angeblich weil sie schnell zur Arbeit musste. Weil das Gespräch nun aufgeschoben war, hatte er leider viel Zeit, darüber nachzudenken.
Inzwischen zweifelte er daran, ob es wirklich so klug war, Beth mit fadenscheinigem Geheuchel den Job im Jasper’s anzubieten. Er war kein besonders guter Lügner, und falls sie ihn durchschaute, gab es richtig Ärger.
Da war es besser, Beth gar nicht erst für dumm zu verkaufen und ihr geradeheraus von dem Job zu erzählen. Es war ein tolles Angebot, für das handfeste Argumente sprachen, da konnte sie sich doch nicht gleich provoziert fühlen, oder? Zumindest hoffte er das.
Andererseits war das Timing eine Katastrophe. Immerhin fühlte sie sich jetzt schon von ihm eingeengt. Und wenn er ihr nur einen Tag nach dem gemeinsamen Sex anbot, vonnun an nicht nur ihr Vermieter, sondern auch ihr Chef zu werden, würde sie bestimmt durchdrehen.
Aber er wollte sie unbedingt aus diesem anstrengenden Job rausholen. Da blieb ihm nicht viel anderes übrig, als ihr möglichst rational seine Argumente und Beweggründe darzulegen. Falls er ein bisschen Glück hatte, würde sie dann vielleicht nicht völlig irrational darauf reagieren.
Darcy holte das Tablett mit den Drinks ab, die er für sie vorbereitet hatte. „Achtung an Tisch zwölf, Chef.“
Kevin sah zum fraglichen Tisch hinüber und zog eine Augenbraue hoch. Einer der Gäste tatschte gerade Paulie an.
Dann schaute er hinüber zu Sams Tisch. Die Augen von Paulies Bewunderer schienen förmlich an Tisch zwölf zu kleben. Vor Wut hatte er die Hände zu Fäusten geballt und sah beinahe aus wie ein Schläger.
Nicht gut. Gar nicht gut. Schnell winkte Kevin Paulie zurück zur Bar.
„Sam kann es nicht ab, wenn dieser Typ dir die Hand auf den Hintern legt. Findet er gar nicht prickelnd.“
„Da kann ich nur sagen: Willkommen im Club. Der Kerl an Tisch zwölf spült zwar eine Menge Geld in die Kasse, aber wenn er mich noch mal angrapscht, hat er sein Budweiser auf der Hose, das schwör ich dir!“
„Wenn er dich noch einmal anfasst, werden wir Sam wohl morgen aus dem Knast auslösen müssen.“
Angespannt sah Paulie hinüber zu Sam. „Den geht es nichts an, wessen Hand auf meinem Hintern liegt.“
„Da scheint er aber anderer Meinung zu sein.“
Sie verdrehte die Augen und ging wieder. Kevin begann erneut, Bier zu zapfen, behielt die Situation aber im Auge. Noch war die Stimmung feuchtfröhlich, aber er spürte, dass sie schnell umkippen könnte.
Wie erwartet, versuchte der Typ mit den Spendierhosen an Tisch zwölf, eine Viertelstunde später Paulie auf seinen Schoß zu zerren. Die machte ihre Ankündigung daraufhin wahr und goss ihm sein kaltes Bier in den Schoß, was ihn wütend aufspringen ließ.
Kevin schnappte sich den Baseballschläger, war aber erst halb um den Tresen herum, als der Penner Paulie an den Schultern packte und schubste. Fast wäre sie gestürzt.
Im Jasper’s brandete allgemeine Entrüstung auf. Abgesehen davon, dass ein Mann sich sowieso nicht an einer Frau zu vergreifen hatte, war Paulie auch noch der Liebling der Stammgäste.
Nummer zwölf hatte Pech, denn Sam war schneller als Kevin. Der hatte zwar den Schläger dabei, aber mehr als Drohgebärde, um Eindruck zu machen. Sam dagegen wirbelte den Kerl herum und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.
Stöhnend klappte Nummer zwölf vornüber, als hätte man ihm die Luft rausgelassen, aber seine Kumpel sprangen auf und wollten ihren Freund verteidigen. Ein Trio College-Jungs mischte sich ein, und der Tisch brach krachend unter Sam und seinem Widersacher zusammen. Kevin schrie, aber jeder, der ihn über den Kampflärm hören konnte, ignorierte ihn.
Paulie war eine kluge Frau und hatte sich hinter eine Gruppe von Bauarbeitern geflüchtet, die so aussahen, als könnten sie an ihrem Truck einen Reifen ohne Wagenheber wechseln. Drüben in der Ecke brach ein
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