Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
gebeten hatte. Den Kerl würde sie in ihrem ganzen Leben nicht mehr wiedersehen.
Und das war ihr verdammter Ernst!
3. KAPITEL
D rei Wochen später drückte Beth sich in der Apotheke herum. Volle zehn Minuten analysierte sie erst die Inhaltsstoffe der Hustenbonbons und wandte sich dann den neuen Erkältungsmitteln zu. Vielleicht ein paar Salbeidragees für ihre Mutter? Die hatte bald Geburtstag und liebte Salbei.
Und dann entdeckte sie in einer Ecke den Grund für ihr Kommen. Nur nicht hinsehen. Oh Gott! Da standen die Schwangerschaftstests.
Eigentlich war es ja ganz unmöglich, immerhin hatten sie ein Kondom benutzt! Und sie war auch erst eine Woche überfällig. Am besten kaufte sie jetzt die Salbeidragees und ging dann gemeinsam mit ihrer Paranoia wieder nach Hause.
Andererseits setzte ihre Periode sonst immer pünktlich ein. Ihr Zyklus war so genau wie ein Schweizer Uhrwerk. Und Kondome hatten eben eine Versagensquote von zwei Prozent. Beth beschlich das ungute Gefühl, dass sie möglicherweise gerade als Negativbeispiel in diese Statistik einging.
Okay, sie konnte sich die Tests ja mal ansehen. Nach kurzem Suchen entdeckte sie einen, der schon am ersten Tag nach Ausbleiben der Regel ein zuverlässiges Ergebnis versprach. Nur um ganz sicherzugehen, kaufte sie noch fünf andere dazu und schleppte sie dann nach Hause.
Im ersten Stock, in dem sich ihre Wohnung befand, roch es nach Katzenurin und Verwahrlosung. Eigentlich hätte sie sich inzwischen an den Geruch gewöhnt haben müssen, schließlich lebte sie hier schon seit drei Monaten. Aber gegen Katzenurin wurde man nicht so leicht immun. Andererseits war das auch nicht so schlimm, weil sie ohnehinnoch vor dem nächsten Sommer in eine andere Stadt ziehen wollte.
Allerdings konnten sich diese Pläne ganz schnell ändern, wenn sie gleich eine blaue Linie im Kontrollfeld des Schwangerschaftstests entdeckte.
Noch auf der Treppe zückte sie den Schlüssel, damit sie möglichst wenig Zeit im stinkenden Hausflur verbringen musste. In der Wohnung angekommen, knallte sie sofort die Tür zu. Hier war es nicht viel wärmer, weil ihr Vermieter wenig von modernen Heizungsanlagen und vernünftiger Gebäudedämmung hielt. Aber es roch zumindest sehr viel besser. Das hatte sie einer kräftezehrenden Putzaktion zu verdanken – und nicht ihrem Vermieter.
Sie warf die Tüte von der Apotheke auf den Tisch im Wohnzimmer und ging dann zu dem alten Schaukelstuhl, den sie vom Sperrmüll gerettet hatte. Seufzend setzte sie sich darauf und zog sich die Schuhe aus. Abgesehen von dem Klappstuhl am Tisch befand sich sonst nur ein weiteres Möbelstück – ihr Bett – in der gesamten Wohnung. Das hatte sie im Secondhandladen der Heilsarmee erstanden. Und genau dahin würde sie es auch wieder zurückbringen, wenn sie in ein paar Monaten hier wegzog. Wann immer ihr eben danach war.
Nein, sie konnte unmöglich ein Kind bekommen. Dafür brauchte man ein richtiges Zuhause. Keine spartanische Wohnung oder gar nur ein Zimmer im Motel. Und einen Minivan. Alle Mütter fuhren Minivan.
Beth hingegen besaß nicht mal einen Kleinwagen. Sie fuhr lieber mit dem Greyhound-Bus, weil es sie an die Zeit der Tramps und Hobos erinnerte. Auch wenn die illegal mit dem Zug durchs Land vagabundiert waren. Sie liebte es, immer wieder eine neue kleine Stadt für sich zu entdecken. Dort suchte sie sich dann einen Job, bis sie genug Geld verdient hatte, um weiterzuziehen.
Ihr Vagabundenleben machte aus jeder Steuerklärung eine wahre Horrorshow, weil sie ständig den Bundesstaat wechselte, aber sie liebte es nun einmal. Nur mit einem Rucksack und einem Koffer in einer neuen Wohnung zu stehen war wie ein Neuanfang – und das meistens zweimal im Jahr. So war sie niemandem verpflichtet, insbesondere ihren Eltern nicht. Ihre Umzüge sorgten dafür, dass die beiden nicht zu sehr klammerten.
Beth trödelte so lange herum, wie es nur ging, um den Moment der Wahrheit hinauszuzögern. Die Wohnung war blitzsauber, aber immerhin fand sie in der Spüle noch einen Becher und einen Löffel, die sie abwaschen konnte. Sie sortierte die Wäsche und schaute dabei in alle Hosentaschen. Das machte sie neuerdings besonders gründlich, seit sie vor Kurzem ihr Handy mit in die Maschine gestopft hatte. Das war erst kein großes Problem gewesen, weil Saufkopf Derek ihr als Ersatz dafür ein Blackberry gegeben hatte. Aber nach der Kündigung hatte er es zurückhaben wollen. Den Festnetzanschluss hatte Beth vor allem wegen ihres
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