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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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sein, dann hatte das seine Richtigkeit. Diese Betäubung half mir, denn nie riefen irgendwelche Agenten oder Castingchefs an, um Termine mit mir zu vereinbaren. Nur Viveca Withers meldete sich, die nun meine beste Freundin war, nachdem ich Rena ihre Telefonnummer gegeben hatte, damit sie sie anrufen konnte, sobald der Vertrag da war. Wir verabredeten ein Treffen für den folgenden Montag, um darüber zu sprechen. Selbst diese unbedeutende Neuigkeit machte Kirk an, denn als ich ihm feierlich davon erzählte, als wir in seinem Bett lagen, liebte er mich, als ob ich für einen Pornofilm üben müsste. Und so ähnlich war es auch, denn ich verließ mich ganz auf meine Schauspielausbildung, als ich schließlich den Orgasmus vorspielte. So langsam glaubte ich, dass es bei der Monogamie genau darum ging. Um die Verpflichtung, weiterzumachen, egal, wie man sich innen drin fühlte. Denn: The show must go on. Oder nicht?
    Ich war also für ein monogames und, wie ich fürchtete, monotones Leben bereit, während Justin mit einem Mal für sämtliche Frauenröcke bereit war. Oder eher die Röcke für ihn, so, wie es aussah. Zuerst waren da die mit heiseren Stimmen gesprochenen Nachrichten auf unserem Anrufbeantworter. Dann kam ich eines Abends von
Lee and Laurie
nach Hause und entdeckte eine hübsche Blondine auf meinem Sofa (ja, inzwischen betrachtete ich Sofa Nummer drei als mein eigenes). Ich kann Ihnen gar nicht erklären, warum ich so wütend war, als ich diese dreiste kleine Fremde in meiner Wohnung sah. Eine Wut, die ich schnell unterdrückte, als Justin mit seiner Gitarre aus seinem Zimmer kam (komplett angezogen, Gott sei Dank).
    „Hey, Angie, erinnerst du dich an Jenna vom
Back Fence
?“
    „Hallo Angela.“ Jenna winkte mir fröhlich zu. Ich glaube, ich habe ihr zumindest meine Zähne gezeigt, als ich versuchte, sie anzulächeln. Jenna war die etwas dralle Bedienung im
Back Fence
. Offenbar hatte Justin sie in all den Nächten, in denen er in Erwägung zog, auf die Bühne zu gehen, besser kennen gelernt.
    „Ich wollte ihr gerade ein paar Songs vorspielen, die ich für meinen Auftritt geschrieben habe.“ Er setzte sich neben Jenna und legte sich die Gitarre über die Beine.
    Songs, die er für seinen Auftritt geschrieben hatte? Nicht einmal
ich
hatte sie bisher zu hören bekommen.
    Aber jetzt wollte ich sie auch gar nicht mehr hören, vor allem, nachdem Jenna sich so auf dem Sofa zurückgelehnt hatte, dass ihr Hemd nach oben rutschte und ihre schmale Taille entblößte.
    „Ich muss an einem Monolog arbeiten.“ Ich marschierte direkt in mein Schlafzimmer und schloss die Tür etwas lauter, als nötig gewesen wäre.
    Natürlich schlug ich mein Szenenbuch nicht einmal auf. Stattdessen warf ich mich aufs Bett und legte wie ein bockiges Kind den Kopf auf meine Arme. Er wollte Jenna seine Songs vorspielen. Ja, klar. Ganz bestimmt konnte die Bedienung aus dem
Back Fence
Justin einige Türen auf seinem Weg zum Ruhm öffnen. Na, sie würde schon
irgendetwas
für ihn öffnen, aber davon würde er nichts haben, außer vielleicht eine Geschlechtskrankheit.
    Ich erschauderte bei der Vorstellung. Dann fragte ich mich, warum ich mir eigentlich so viele Gedanken über Justins kleine Eroberung machte. Vielleicht, weil ich noch nie zuvor erlebte hatte, dass er zu haben war. Solange ich ihn kannte, hatte er immer die eine oder andere Freundin gehabt.
    Jetzt war Justin Single.
    Und das beschäftigte mich. Mehr, als ich zugeben wollte.
    Als ich ein paar Tage später die Treppe zu unserer Wohnung hinaufkletterte, fand ich ihn im Treppenhaus in ein Gespräch mit Tanya Burke aus 4 B vertieft. Und zwar vor ihrer Tür, die praktischerweise genau gegenüber von unserer lag. Ich stellte fest, dass ich verärgert darüber war. Vor allem, weil ich, so, wie sie an ihm hing, nicht erkennen konnte, ob er gerade kam oder ging.
    Ich beschloss, ihm diese Entscheidung abzunehmen. „Ähm, Justin, falls du kurz Zeit hast, könntest du mir vielleicht helfen, die Glühbirne im Flur auszuwechseln?“
    „Aber klar, Angie.“ Justin begann sich schon von Tanya zu entfernen, die nun ihrerseits ziemlich sauer wirkte. „Hey, und danke für alles, Tanya. Ganz ehrlich.“
    „Kein Problem, Justin.“ Tanya lächelte strahlend und schaute zu ihm hoch. „Du kannst jederzeit vorbeikommen. Tag und Nacht …“
    Schlampe
, dachte ich, schloss unsere Tür auf, stürmte hinein und warf mit kaum verhohlener Wut meine Tasche aufs Sofa.
    Dann wirbelte ich herum und sah,

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