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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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beachtliche Garderobe bei Kirk angesammelt hatte, mit der unvermeidlichen Einkaufstüte konfrontiert wurde – von
Banana Republic
, dem einzigen Kleidungsgeschäft, dass Kirk jemals betrat – war ich bereit, mein Recht einzufordern.
    „Meinst du nicht, dass wir einige Sachen hier lassen sollten? Du weißt schon, damit ich was habe, wenn ich über Nacht bleibe“, sagte ich, als Kirk versuchte, mir besagte Einkaufstüte in die Hand zu drücken. Es war nachmittags, und ich war vorbeigekommen, in der Hoffnung ein paar Mußestunden zwischen meinen Jobs (sprich: Sex) zu bekommen. (Nun bleiben Sie mal locker, okay? Mich stresste dieses ganze Spiel ganz schön. Ich musste mich doch irgendwie …
entspannen
.)
    Beinahe hätte ich den Mut verloren, als ich die Panik in Kirks Gesicht sah.
    Nach einigen schrecklichen Sekunden nachdenklichen Schweigens sagte er vorsichtig: „Ich schätze, du hast Recht …“
    Ich hüpfte geradezu hinter Kirk her, der wie betäubt zu seinem Schrank ging. Er schob die Tür auf und stand mit verschränkten Armen davor. Er schien zu überlegen, wie viel Platz ich wohl beanspruchen dürfte.
    Ich muss zugeben, allein diesen Schrank von innen zu betrachten, ließ mich gierig werden. Vor allem, nachdem mein eigener, eher beengter Schrank, mit allem Möglichen voll gestopft war (wenn es um Klamotten ging, war ich wie Justin – nicht fähig, irgendwas wegzuschmeißen, nicht einmal das Brautjungfernkleid, das ich bei der Hochzeit meines Bruders Sonny vor sechs Jahren getragen hatte). Als ich so neben Kirk stand, stellte ich mir all die Winterklamotten vor, für die ich im Sommer nie genug Platz hatte. Sie könnten zwischen den Hemden und Hosen hängen, die den Schrank kaum ausfüllten (ich meine,
so viel
Platz zwischen den Bügeln zu lassen war in einer so engen Stadt geradezu ein
Verbrechen
). Ich hatte wohl aus lauter Vorfreude den Atem angehalten, denn den prustete ich lauthals hinaus, als ich Kirks nächste Worte hörte.
    „Vielleicht ein Paar Jeans. Hier ist nicht so viel Platz …“
    „Ein Paar Jeans? Ein
Paar Jeans
?“ fragte ich ungläubig.
    „Mensch, Noodles, du willst ja nicht einziehen …“
    Und da hatte ich genug. Ich konnte einfach nicht anders.
    „Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen“, sagte ich, „aber praktisch
lebe
ich hier unter der Woche. Und jeden Tag packe ich eine Tasche und muss überlegen, ob ich am nächsten Tag einen Pulli brauche, oder ob ein T-Shirt reicht. Sind die Sandalen okay, oder wird es regnen? Gott sei Dank gibt es einen Wetteransager. Wenigstens
Al Roker
ist es wichtig, dass ich nicht frierend und nass meinen Tag verbringe. So gesehen ist es gut, dass wir im Grunde nie ausgehen, denn jeden Tag zu entscheiden, mit was für Klamotten ich von morgens bis nachts rumlaufen kann, würde mich vielleicht … umbringen.“
    Gut, ich muss zugeben, dass ich übertrieb. Aber wahr ist, dass ich nicht sehr gut im Packen bin. Fragen Sie mich nicht, warum mich die Tatsache, mich auf einen kleinen Rucksack beschränken zu müssen, etwa so in Verzweiflung stürzt wie andere Leute die Frage, wie sie ihr erstes Kind nennen sollen oder wie viel Geld sie in die Lebensversicherung zahlen wollen. Vielleicht war das ja mein Problem. Vielleicht musste ich erstmal ein Leben haben. Ein richtiges Leben.
    „Wir gehen doch aus …“, sagte er schließlich, um vom Thema abzulenken.
    „Darum geht es nicht“, sagte ich. „Es geht darum, dass ich wirklich Platz brauche …“ In deinem Leben, wollte ich sagen, vermied es aber wohlweislich. „In deinem Schrank.“
    „Tut mir Leid, Noodles. Es ist wahrscheinlich echt nicht fair, dass du immer das ganze Zeug hin- und her schleppen musst …“
    Und so bekam ich fünfzig Zentimeter Platz für meine Bügel in Kirks riesigem Kleiderschrank. Denn wenn Kirk eines war, dann fair. Und auch wenn ich in ihm eigentlich einen anderen Sinn als den für Gerechtigkeit hatte ansprechen wollen, so muss man seine Gewinne einstreichen, wo man kann, oder nicht?

7. KAPITEL
    A lles, was ein Mädchen braucht, ist Mut – und einen anständigen Dispokredit.
    Und es gab noch andere Gewinne einzustreichen. Keine messbaren Dinge. Zum Beispiel fragte mich Kirk, was für einen neuen Duschvorhang er kaufen sollte, oder er legte beschützend den Arm um mich, als eines Abends auf unserem Heimweg ein Penner zu nah an mich herankam. Er sprach sogar von einem gemeinsamen Winterurlaub.
    „… irgendwohin, wo es romantisch ist. Wie auf den Bahamas“, sagte er

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