Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
Vom Netzwerk:
schüttelte verständnislos den Kopf. „Hast du nicht gesehen, wie klein der Topf war? Das arme Ding braucht Platz zum Atmen, zum Wachsen. Ich bin zu
Murray
gegangen, um das Problem zu schildern, und er hat mir diesen tollen Blumenkasten geschenkt. Ist ein ziemlich netter Kerl, dieser
Murray
.“
    Ich explodierte. „Aber ich wollte sie zu … zu …
Murray
zurückbringen!“
    „Zurückbringen?“ fragte er. „Aber warum um Himmels Willen solltest du eine so schöne …“ Er hielt inne. Ihm schienen plötzlich die Umstände einzufallen, unter denen diese schöne Azalee in unser Leben gekommen war. „Ach so, ich verstehe. Nachdem diese unschuldige Azalee den Zweck deines kleinen …
Spiels
erfüllt hat“, und er sprach „Spiels“ mit soviel Ekel aus, dass selbst ich zusammenzuckte, „… willst du sie einfach zurückgeben?“
    „Es war kein Spiel. Es war ein … ein Irrtum.“
    „Wieso? Weil du nicht bekommen hast, was du wolltest? Keinen Schwur unsterblicher Liebe …“ Dann packte er mit einer Wut, die völlig untypisch für Justin war, meine Hand. „Keinen Ring?“
    „Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, Justin.“
    „Da hast du Recht. Ich verstehe dich nicht“, sagte er. „Ich verstehe diesen plötzlichen Wunsch zu heiraten nicht. Ich dachte, du wolltest Schauspielerin sein.“
    „Seit wann ist es einer Schauspielerin verboten zu heiraten?“
    Darüber dachte er einen Moment lang nach. „Ich weiß nicht. Zu heiraten scheint mir ziemlich … zeitaufwändig zu sein.“
    Plötzlich kam mir die Hochzeit meines Bruders Sonny in den Sinn. Ich dachte an Vanessa und wie sie ihre Tage, ihre Gedanken, ihr ganzes Leben nur noch mit der Planung dieser Hochzeit gefüllt hatte. Alles auszusuchen, vom perfekten Kleid bis zu den perfekten Schnittchen für die Cocktailstunde. Hm …
    Ich riss mich zusammen. „Man muss aus einer Hochzeit doch nicht so ein Riesentheater machen“, sagte ich. „Davon abgesehen, ich bin einfach bereit … zu heiraten. Ich habe im Moment einen guten Job und …“
    „Bei
Rise and Shine
?“ fragte Justin mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Das ist immerhin Fernsehen, oder vielleicht nicht? Wer weiß, was daraus noch wird?“
    „Vielleicht eine Anklage wegen Kindesmissbrauchs. Ich habe mir die Aufnahmen angesehen, die du mitgebracht hast. Manche dieser Yogastellungen sehen … gefährlich aus. Bist du sicher, dass Kinder sich auf diese Weise verbiegen sollten?“
    „Okay, du Oberschlauer, ich würde mich auch freuen, wenn du mal was anderes tun würdest, als gelegentlich zu diesen
Open-Mike
-Abenden zu gehen. Hast du bei einem dieser Abende im
Back Fence
denn auch nur einmal die Bühne betreten? Seit du nicht mehr schauspielern willst, hast du nichts getan, um deinen … dein Ding mit der Musik voranzutreiben.“ Ich konnte es nicht Traum nennen. Ich wusste, dass Justins Traum war, Filme zu drehen – ein Traum, den er zugunsten des Gitarrespielens aufgegeben hatte. Und nicht mal das tat er noch oft.
    Als ich sah, wie Justin besorgt die Stirn runzelte, taten mir meine letzten Worte sofort Leid. Ich wusste nicht, was ihn in letzter Zeit zurückhielt, aber ich wollte auf keinen Fall auch noch den letzten kreativen Impuls zerstören, den er in sich trug.
    „Es tut mir Leid, Justin. Du weißt, dass ich dich in allem unterstütze, was du tust. Ich wünschte nur, dass du mich auch bei dieser … Sache mit Kirk unterstützt.“
    „Diese ‚Sache’? Du meinst die Hochzeit?“
    „Ja“, antwortete ich ein wenig unsicher. „Oder … so.“
    Schließlich konnte ich nicht länger sauer auf Justin sein, vor allem nicht, nachdem er ein derart fantastisches Omelette gezaubert hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm die Azalee hatte wegnehmen wollen. Unfassbar, wie verbunden er sich nach so kurzer Zeit bereits mit diesem Busch fühlte. Aber irgendwie schien Justin Beziehungen zu Dingen genauso aufzubauen, wie ich zu Männern. Außerdem war mir klar, dass er nicht Unrecht hatte. Jetzt, wo ich mir Kirks Liebe sicher war, hatte ich nicht mehr das Bedürfnis, meine Heiratspläne weiter voranzutreiben. Ich fühlte, dass alles zur richtigen Zeit geschehen würde, wenn ich es einfach geschehen ließ.
    Michelle dachte natürlich ganz anders darüber.
    „Du wirst wieder an Boden verlieren, wenn du nicht weitermachst“, warnte sie mich.
    Ich wollte ihr widerstehen. Das wollte ich wirklich. Und das hätte ich auch, wenn ich abends nicht dieses Telefongespräch mit Grace geführt

Weitere Kostenlose Bücher