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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Spielzeugladen. Ich suche ein weiteres Geschenk aus … für uns beide.“
    „Nun, wenn Kirk der Patenonkel ist, sollte er dann nicht ein Kreuz kaufen? Es geht doch um die Taufe, oder? Geld oder Spielzeug, das hat doch mit Religion nichts zu tun. Ich weiß nicht, was ich von dem Kerl halten soll, Angela …“
    „Er hat Geld für sie angelegt, Ma. Einen Anlagefonds. Für die Zukunft des Babys, verstehst du?“
    „Ich finde trotzdem, dass
irgendjemand
ein Kreuz kaufen sollte. Wer hat denn schon mal von einer Taufe ohne Kreuz gehört? Das ist die Aufgabe der Taufpaten, Angela, ein Kreuz zu kaufen.“
    Ich seufzte. „Ich glaube, Kayla besorgt das Kreuz“, sagte ich schließlich.
    „Wer?“
    „Kayla, Kirks Schwester. Sie ist die Taufpatin.“ Mir war klar, dass eine Frau, die im
Smithsonian
von sich ein halbnacktes Foto ausgestellt hatte, vermutlich niemals ein Kreuz kaufen würde.
    „Nun, dann weiß ich nicht, was ich dir raten soll“, sagte sie.
    „Was hältst du von einer Puppe?“ Mit einem Mal fand ich dieses gummigesichtige Monster gar nicht mehr so schlimm. Davon abgesehen kostete es nur 24,95 Dollar.
    „Eine
was
? Ich kann kein Wort verstehen, Angela. Ich kapiere nicht, warum du dieses Handy benutzt. Du weißt doch, Onkle Gino, Gott sei seiner Seele gnädig …“
    Meine Geduld war am Ende. „Eine Puppe, Ma, eine
Puppe
!“ brüllte ich.
    Ein ohrenbetäubendes Jaulen zerschnitt die Luft, und so frustriert, wie ich war, dachte ich einen Augenblick, dass
ich
es ausgestoßen hätte. Bis ich nach unten sah und ein kleines Mädchen entdeckte, das versehentlich die volle Wucht meiner Wut abbekommen hatte.
    „Ma, ich muss auflegen“, sagte ich, als das Kind noch lauter heulte und eine Frau (vermutlich die Mutter, so böse, wie sie mich ansah) kam und sich niederkniete, um das kleine Mädchen zu beruhigen. „Ich rufe dich später noch mal an …“
    „Wie bitte?“ fragte meine Mutter. „Ich kann dich nicht hören …“
    „Ich rufe dich später an!“ schrie ich, was mir einen weiteren bösen Blick von der Mutter des traumatisierten Kindes einbrachte.
    Ich legte auf, lächelte entschuldigend Kind und Mutter an, ging vorsichtig um sie herum in den nächsten Gang, in dem es etwas ruhiger war.
    Als ich eine Plastikkasse erspähte, nahm ich sie fast trotzig in die Hand. Ich untersuchte die winzigen Knöpfe, drückte sie und beobachtete stoisch, wie die Zahlen in dem kleinen Fenster aufleuchteten und es klingelte und wirbelte. Perfekt. Anlagefonds. Eine Kasse. Das ist doch nun wirklich ein Geschenk, dachte ich, und schaute auf den Preis. 39,99 Dollar.
    Ich hätte beinahe aufgestöhnt, doch dann sah ich die wütende Mutter den Gang entlangkommen, auf dem Arm ein nun brüllendes Kind. Ich musste hier raus. Ich schnappte die Kasse. Es waren ja nur 15 Dollar mehr, als ich ausgeben wollte. Was waren schon 15 Dollar verglichen mit einer glücklichen Zukunft? Ich trug die Kasse an die Kasse, hinter der Pippi nun mit erwartungsvollem Gesicht stand.
    „Ich nehme die.“ Ich fischte meine Geldbörse aus der Tasche und knallte meine Visakarte vor ihre Nase, bevor ich es mir noch anders überlegen konnte. Oder bevor Pippi mich auf irgendwelche Gefahren hinweisen konnte, denen die kleine Kimberly möglicherweise ausgesetzt sein würde. Ich muss hier raus, dachte ich erneut und schaute auf die Uhr. Es war bereits Viertel nach zwei, und ich würde mal wieder deutlich zu spät zur Arbeit kommen.
    „Soll ich das als Geschenk verpacken?“ fragte Pippi süßlich.
    „Ja, bitte“, antwortete ich erleichtert. Das war eine meiner weiteren großen Schwächen. Ich hatte überhaupt kein Talent fürs Geschenkverpacken.
    Ich wartete (ein wenig ungeduldig), während Pippi Ecken faltete, Bänder zuschnitt und das Klebeband mit einer Meisterschaft befestigte, die ich neidvoll anerkennen musste. Und dann verschluckte ich mich beinahe, als sie in die Kasse tippte und schließlich sagte: „56 Dollar und 69 Cents.“
    „Aber auf dem Preisschild stand 39,99!“ wandte ich ein.
    „Sieben Dollar für die Batterien. Die sind nicht inbegriffen. Und 5,50 für die Geschenkverpackung.“
    „5,50 für die Geschenkverpackung?“ brummte ich, schämte mich dann allerdings, als ich auf das wunderschöne Päckchen blickte und mir klar wurde, dass ich vermutlich Pippis Gefühle verletzt hatte. Sie hatte ganz offensichtlich kunsthandwerkliches Talent, so wie sie die Enden der Schleife gezwirbelt hatte. Ich reichte ihr die Karte.
    56 Dollar und 69

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