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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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mitkomme …“
    Er seufzte. „Angela, warum machst du so eine große Sache daraus?“
    Eine große Sache? Ich würde schließlich seine Eltern treffen! Und dafür hatte ich einen Haufen Schulden gemacht! Nicht, dass das Kirks Problem war. Natürlich nicht, oder? Ich konnte von ihm nicht erwarten, dass er es löste. Und bei diesem Gedanken fühlte ich mich mit einem Mal unerträglich … einsam.
    „Schon gut, ich ruf dich später an.“ Ich legte auf und stellte mich dem Komitee, das nun nicht mehr versuchte, seine Neugier zu verbergen.
    „Probleme?“ fragte Doreen.
    „Nein, alles in Ordnung.“
    „Du fliegst aber, oder?“ fragte Michelle, als befürchtete sie, dass ich den ganzen Plan mit meinem kleinen Telefon-Wutanfall zunichte gemacht hatte.
    „Natürlich fliege ich!“ entgegnete ich. „Ich muss nur noch den Flug buchen.“ Ich nahm den Block zur Hand, auf den ich die Flugdaten gekritzelt hatte. „Und ich muss dafür sorgen, dass ich an dem Samstag frei habe – am Labor-Day-Wochenende.“ Jeder wollte an diesem Wochenende frei haben, und Vollzeitbeschäftigte hatten den Vortritt.
    „Sprich mit Jerry.“ Michelle fischte einen knallroten Lippenstift aus ihrer Jackentasche und reichte ihn mir: „Und vergiss nicht, nett zu lächeln.“
    Wie sich herausstellte, war es einfacher als erwartet, den Samstag frei zu bekommen. Vielleicht lag es am Lippenstift. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass er ganz offensichtlich von seiner neuen blonden Aushilfe abgelenkt war. So wie sie ihre Beine übereinander schlug und dann wieder gerade stellte. Er gab mir ohne Probleme frei.
    Ein wirkliches Problem hatte ich, als ich bei Metro-Air anrief und feststellen musste, dass das Ticket 179 Dollar kostete. Ich war schon versucht aufzulegen und eine Bahnfahrt zu buchen, aber dann dachte ich an die fünf Stunden, die ich alleine mit meiner Angst vor einer Entgleisung verbringen musste. Wobei ich schätze, dass eine Entgleisung nichts war im Vergleich mit einem Absturz ins Meer aus 10 000 Metern Höhe. Ich verspürte eine irrationale, heftige Wut auf Kirk. Wieso konnte er nicht wie andere Leute auch mit dem Zug nach Massachusetts fahren? Er und seine blöde Begeisterung für Luftreisen, Geschwindigkeit und Effizienz. Ich hingegen musste immerzu an die Kosten denken.
    Und hoffte, dass sich meine Investitionen auch bezahlt machten.

9. KAPITEL
    V orsicht: Dieses Marmeladenglas ist kein Spielzeug!
    Nicht in der Nähe von Kindern aufbewahren.
    Ich entdeckte, dass es mich sogar noch mehr kostete. Und dass ich diese Kosten nicht auf meiner Kreditkartenabrechnung finden würde.
    Nach einer unruhigen Nacht, in der ich geträumt hatte, dass meine Kreditkarte Arme und Beine hatte und mich mit einer Axt jagte, erwachte ich am nächsten Morgen noch schlapper als sonst. Aber ich stand trotzdem auf und schleppte mich ins Studio.
    Natürlich machte ich meine kleine Show für die Kamera, klar.
    Als das Rotlicht ausging und die Eltern nach vorne eilten, um ihre verschwitzten Kinder einzusammeln, schnappte ich mir ein Handtuch und ging in die Umkleidekabine, die Colin und ich uns teilten, weil Rena unbedingt ein eigenes Büro haben wollte, aus Gründen, die nie genauer erläutert wurden. Das war kein großes Problem, weil ich mich immer als Erste umzog, um möglichst schnell verschwinden zu können. Colin hingegen blieb meist noch eine Weile im Studio, plauderte mit den Eltern und lobte jedes einzelne Kind. Ich fand es irgendwie süß, wie verrückt er nach Kindern war. Er wurde sogar ein wenig emotional, als den Kindern nach sechs Wochen ein „Fitness-Diplom“ überreicht wurde, zusammen mit einem
Rise-and-Shine
-T-Shirt, um dann durch zehn andere gleichermaßen eifrige Kinder ersetzt zu werden, deren Eltern hofften, dass aus ihren Kindern Stars werden würden, egal, welchen Schaden sie dabei nahmen.
    Doch heute hatte ich kein Glück.
    „Angela, Colin“, rief Rena, und machte sich von einer besonders hartnäckigen Mutter los, die ihr unbedingt erklären wollte, wie außerordentlich talentiert ihr Kind war. „Wir treffen uns in fünf Minuten in meinem Büro.“
    Verdammt, dachte ich, ging in den Umkleideraum, stieg aus meinem Trikot und den Strumpfhosen und zog Jeans und T-Shirt an. Die Dusche musste warten, bis ich nach Hause kam. Mein Magen knurrte unglücklich, als ich daran dachte, dass ich in der nächsten dreiviertel Stunde oder Stunde hier nicht rauskommen würde. Denn in den seltenen Fällen, in denen Rena uns nach der

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