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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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schockiertes Gelächter, bissige Kommentare darüber, dass ich nun den Rest meines Lebens in einem gelben Trikot verbringen müsse. Doch er überraschte mich.
    „Das ist ja wunderbar. O Noodles, ich freue mich so für dich. Wow, das müssen wir feiern. Soll ich einen Tisch im
Blue Water Grill
reservieren?“
    Vielleicht lag es an der Erwähnung vom
Blue Water Grill
. Jedenfalls wurde mir plötzlich klar, dass es wirklich was zu feiern gab. In dieses Restaurant lud mich Kirk nur zu ganz besonderen Ereignissen ein. Wie damals, als er seinen ersten Kunden gewonnen hatte. Und mit einem Mal war ich genauso begeistert wie er. Trotzdem zügelte ich mich und schlug vor, dass wir lieber bei
Jimmy Chen
feiern sollten – einem chinesischen Restaurant nur ein paar Straßen von Kirks Wohnung entfernt. Dort gingen wir oft hin, wenn uns die Lust auf Ingwer-Hühnchen oder
Pork Lo Mein
überkam. Schließlich, sagte ich zu Kirk, war der Vertrag ja noch nicht unterzeichnet. Nichts war sicher.
    Doch als ich dann vor meinem Teller mit Ingwer-Hühnchen saß und Kirk mir ein Glas Wein nach dem anderen einschenkte – den wir normalerweise bei Jimmy Chen nicht tranken, aber wir hatten ja was zu feiern –, hatte ich das Gefühl, dass mein Leben endlich Formen annahm.
    Welche Formen, das wurde mir klar, als Kirk mich glücklich über sein halb aufgegessenes Essen hinweg anblickte.
    „Alles passt so gut zusammen. Wenn ich
Norwood
mein Angebot gemacht habe, habe ich damit vielleicht den großen Kunden an Land gezogen, den ich brauche, um meine eigene Firma zu starten. Und wenn du diesen Vertrag bekommst, Noodles, dann könntest du richtig viel Geld verdienen.“
    „Stimmt.“ Ich dachte an die Ausgaben, die ich kürzlich getätigt hatte. Viel Geld war genau das, was ich jetzt brauchen konnte.
    Dann sah mich Kirk irgendwie schüchtern an. „Wenn du regelmäßige Arbeitszeiten hast und so, dann ist das bestimmt nicht der schlechteste Job um eine … Familie zu gründen.“ Er wurde rot, und erst da wurde mir klar, dass er nicht von irgendeiner Familie sprach, sonder von
unserer
. Und so, wie er mich ansah, schien er bereit zu sein, mit dem Kinderzeugen sofort anzufangen.
    O Gott. Er meinte es Ernst. Ich starrte ihn an und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. Mir kam der Gedanke, dass Kirks Deckel nicht wirklich … kindersicher war. Er dachte nicht nur ans Heiraten, er war gedanklich schon bei den Babys angekommen.
    Ich hätte verzückt sein sollen.
    Stattdessen war ich … verängstigt.
    Deswegen befand ich mich vermutlich auch am nächsten Abend in Graces Wohnung. Kirk und ich hatten ein sehr gemütliches Wochenende zu zweit miteinander verbracht. Danach wäre jede Frau glücklich gewesen, als biegsame, fröhliche Gastgeberin einer grenzwertigen Gymnastiksendung in die Fernsehgeschichte einzugehen und die Gattin eines führenden Softwareunternehmers zu werden.
    Zumindest fast glücklich.
    Jetzt saß ich da und zerkaute besorgt die Eiswürfel der Margarita, die Grace mir bei meiner Ankunft sofort serviert hatte (den Drink hatte ich heruntergeschüttet, als ich ihr von dem Treffen bei
Rise and Shine
erzählte). Meine kleine glückliche Fassade fiel auseinander. Mit Hilfe von Grace natürlich. Was hätte ich von meiner besten Freundin auch anderes erwarten sollen. Auch Justin hatte, als ich ihm tags davor von meinem Karrieresprung erzählt hatte, mir nicht zugeraten. Andererseits war er noch nie ein Fan von
Rise and Shine
gewesen.
    „Du musst den Vertrag ja nicht unterschreiben, Angie.“ Sie starrte auf mein leeres Glas, während sie sich mir gegenüber aufs Sofa setzte. „Vielleicht ist das nur ein Zeichen dafür, dass du dir etwas anderes suchen solltest. Hast du mir nicht vor ein paar Monaten erzählt, dass du das Vorsprechen vermisst?“
    „Niemand vermisst das Vorsprechen, Grace. Das wäre, wie wenn man Zahnschmerzen vermisst. Kein Schauspieler der Welt verbringt gerne Stunden damit, sich mit einer Figur zu beschäftigen, alles über sie zu lernen, bis hin zu der kleinsten Bewegung, nur um dann vor dem Castingchef zu stehen, der einem sagt, dass deine Augenbrauen einen Millimeter zu dick sind, um den Charakter darstellen zu können.“ (Wirklich, das ist mir mal passiert. Seitdem zupfe ich meine Augenbrauen.)
    „Ich spreche von der Schauspielerei, Angie. Du hast mir doch selbst gesagt, dass du
Rise and Shine
nur so lange machen willst, bis du genug Fernseherfahrung hast. Das ist nun schon über ein halbes Jahr her. Vielleicht musst

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