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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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ich Grace vom Handy aus an. Ob aus Sorge um ihr Wohlergehen nach der Trennung oder aus Sorge um mein eigenes, wusste ich nicht genau. Doch ich erreichte nur ihre Sekretärin, und die behauptete, dass Grace den ganzen Tag in Konferenzen wäre.
    „Also, ich bin ihre Freundin Angela“, erklärte ich, um der jungen Frau klarzumachen, dass es sich bei mir um jemanden handelte, der das Recht hatte, Grace aus ihrem angeblichen Meeting zu holen.
    „Okay, ich sage ihr, dass Sie angerufen haben“, entgegnete sie freundlich und legte auf.
    Ich seufzte, war aber nicht überrascht. So ging Grace immer mit Trennungen um – sie machte es mit sich selbst aus. Ich hätte langsam daran gewöhnt sein sollen. Aber ich brauchte sie. Natürlich war das egoistisch, doch nach dem Morgen bei
Rise and Shine
hätte ich gerne bestätigt bekommen, dass es richtig war, meine Beziehung mit Kirk auf solideren Boden zu stellen.
    Bis mir einfiel, dass Grace der letzte Mensch war, der mich zu einer Heirat ermutigen würde und zu – schluck – Kindern. Vor allem jetzt nicht.
    Aber es gab jemanden, der mich auf jeden Fall unterstützen würde, egal, welche Zweifel ich selbst hatte.
    „Das ist toll, Angie. Toll, das sag ich dir“, rief Michelle. „Sein Deckel ist offen. Ich würde mich nicht wundern, wenn er in der Sekunde, in der ihr wieder in New York seid, die Ringe kauft. Wenn er erst einmal gesehen hat, wie sehr dich seine ganze Familie mag, ist das mit der Hochzeit nur noch reine Formsache.“
    „Aber seine Familie hat seine letzte Freundin, Susan, auch gemocht“, konterte ich, verwundert darüber, dass es mir plötzlich wichtig war, Gegenargumente zu finden.
    Michelle schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen, dass ich es einfach nicht kapierte. „Susan hat den Deckel nur gelöst. Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört?“
    „Den Deckel gelöst?“ fragte Roberta, als sie von der Toilette zurückkam. „Worüber sprecht ihr?“
    „Ja, das würde ich auch gerne wissen. Ich habe das nicht mitbekommen, Delgrosso.“ Doreen drehte sich in ihrem Stuhl um, um an dem Gespräch teilnehmen zu können.
    Ich zuckte zusammen. Bis jetzt hatte ich den Verlobungsplan vor dem Komitee verheimlicht. Ich war mir sicher, dass meine Kolleginnen ihn genauso verrückt finden würden, wie ich ursprünglich. Doch nun, da Michelle ihre Theorie als bewiesen ansah, weihte sie Doreen und Roberta ohne viel Federlesen ein.
    „Das ist ein Haufen Mist“, sagte Doreen, als Michelle ihre Erläuterungen beendet hatte.
    „O Angela, ich weiß nicht.“ Roberta sah mich an, als ob sie sich um meine Zukunft genauso sorgte wie ich, jetzt, wo ich mir diese Verlobung in etwa so erkämpft hatte, wie eine Magersüchtige Kleidergröße 34.
    Ich war wie betäubt. Ich konnte nur hoffen, dass bald wieder Kunden anrufen würden, damit dieses Gespräch so schnell wie möglich beendet war. Doch wir befanden uns im täglichen Sechzehn-Uhr-Loch. Zu dieser Zeit schienen die
Lee-and-Laurie
-Kunden Besseres zu tun zu haben, als sich über ein T-Shirt oder den Sitz einer Hose Gedanken zu machen.
    „Tut mir Leid.“ Michelle schüttelte den Kopf. „Aber ein Mann spricht mit einer Frau nicht übers Kinderkriegen, wenn er es nicht ernst mit ihr meint.“
    „Kirk spricht von Kindern? O Angela, dann ist es wirklich ernst“, sagte Roberta mit glänzenden Augen.
    All meine Zweifel kamen wieder hoch.
    „Roberta“, sagte ich, „als du geheiratet hast, wolltest du da bereits Kinder haben?“
    „Oh, ich wollte immer schon Kinder haben. Schon als Kind, glaube ich.“
    „Nun, ich wollte nie welche.“ Doreen schürzte gedankenverloren die Lippen. „Und in der Sekunde, in der mein Ex welche wollte, habe ich ihn verlassen.“
    „Aber Doreen“, entgegnete Roberta, „habt ihr beide denn nicht vor der Hochzeit über Kinder gesprochen?“
    „Natürlich haben wir darüber gesprochen, und wir waren uns einig, dass wir keine wollten. Doch nachdem wir verheiratet waren, änderte er plötzlich seine Meinung. Und genau das ist das Problem mit der Institution Ehe.“ Doreen erwärmte sich immer mehr für das Thema. „Sie ist eine Falle, um Frauen klein zu halten. Was glaubst du, warum alle, egal ob die Regierung oder die Werbung oder die Gesellschaft im Allgemeinen, dieses Märchen von wegen Happy End aufrechterhalten? Weil
irgendjemand
schließlich die Kinder bekommen muss. Frauen werden einer Gehirnwäsche unterzogen, damit sie ihr biologisches Schicksal als ihr
einziges
Schicksal

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