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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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betrachten. Doch die Wahrheit ist, dass die Ehe in keiner Weise so märchenhaft ist, wie uns vorgemacht wird. Es handelt sich schlicht um eine Institution, durch die der Fortbestand der Menschheit gesichert werden soll.“
    „Sikorsky, du hast einen Knall“, sagte Michelle. „Ich bin verheiratet, und trotzdem produziere ich keine Babys.“
    Sehr gut, Michelle. Doch dann fragte ich mich, warum Michelle eigentlich keine Kinder hatte. Sie war seit sieben Jahren verheiratet; sie hatte ein Haus mit drei Schlafzimmern. Und die Karriere scheint ihr auch nicht sonderlich wichtig zu sein, dachte ich, als ich mich in dem abgeteilten Büro umsah, im dem wir vier Tage der Woche verbrachten, um unser Auskommen zu verdienen. Worauf wartete sie eigentlich?
    Doreen schnaubte. „Nun ja, Delgrosso, bevor man Kinder bekommt, muss man erst mal Sex haben.“
    „Du kannst mich mal, Sikorsky“, sagte Michelle. „Angie, du wirst doch nicht auf diese blöde Kuh hören? Du
musst
nicht gleich Kinder bekommen.“
    Mir war klar, dass sie Recht hatte. Denn schließlich hatte zumindest ich eine Karriere, an der ich noch arbeiten wollte. Kirk wusste das. Und wenn es etwas gab, wofür er Verständnis hatte, dann für beruflichen Ehrgeiz. Wenn ich mich vor dem Kinderkriegen also erst noch um meine Karriere kümmern wollte, dann würde er das verstehen.
    „Warte aber nicht zu lange“, sagte Roberta. „Ich meine, wenn du erst mal fünfunddreißig bist, dann sinkt deine Fruchtbarkeit um fünfzig Prozent.“
    „Fünfzig Prozent
?“ wiederholte ich mit neuer Besorgnis.
    Mein Gott, dann hatte ich nur noch vier Jahre Zeit. Zwar wollte ich jetzt keine Kinder haben, aber irgendwann schon, und offenbar musste ich mich ganz schön beeilen.
    „Angie ist erst einunddreißig, Roberta“, sagte Michelle. „Und das ist auch der Grund, warum sie jetzt heiraten sollte. Denn so haben Kirk und sie noch etwas Zeit miteinander, bevor die Kinder kommen.“
    Himmel, Michelle war viel klüger, als ich gedacht hatte. Vielleicht würde ich eines Tages alles haben, was ich mir wünschte, wenn ich es nur in der richtigen Reihenfolge anging. Und ich war schon auf dem richtigen Weg, oder etwa nicht? Kirks Deckel war offen. Wir wollten heiraten. Er würde ein führender Software-Unternehmer werden, während ich …
    Ich wusste nicht, was aus mir werden sollte.
    „Ich glaube, es ist an der Zeit, dir klarzumachen, was du willst“, sagte Michelle.
    „Was ich will?“ fragte ich zurück, noch immer ganz betäubt wegen all der Entscheidungen, die vor mir lagen.
    „In Bezug auf den Verlobungsring“, sagte sie nur.
    Ach so, richtig. Der Verlobungsring. Ich würde ja heiraten. Ich würde ja
Ehefrau
werden. Und Mutter, dachte ich mit Schaudern. Ich erinnerte mich zu gut an Kirks glückliches Gesicht, als er das F-Wort aussprach (in diesem Fall meine ich das Wort Familie). Eines Tages. Eines Tages werde ich Mutter sein. Aber zuerst kam meine Schauspielkarriere.
    Welche Schauspielkarriere? flüsterte eine leise Stimme in mir.
    „Ich finde, du solltest kleine Andeutungen machen“, schlug Michelle vor.
    „Andeutungen?“ Gott, ich konnte selbst welche brauchen. Denn ich hatte keine Ahnung, was sie nun wieder meinte …
    „Wegen dem
Ring.“
Sie schüttelte genervt den Kopf.
    „Woher zum Teufel soll ich wissen, was für einen Ring ich will?“ Meine Angst und meine Frustration erreichten den Höhepunkt.
    Michelle riss die Augen auf. „Du brauchst mehr Hilfe, als ich gedacht habe. Aber keine Sorge. Ich kümmere mich um dich. Wir werden zu Rudy gehen. Er hat einen Laden im
Diamond District
.“
    „Ich kann den Ring doch nicht ohne Kirk kaufen“, sagte ich, wieder mal erstaunt über ihre verrückten Ideen.
    Sie seufzte. „Wir werden nichts
kaufen
, wir werden nur
schauen
, Angie. Kirk soll doch nicht einen Haufen Geld für einen Diamanten ausgeben, der dir nicht gefällt.“
    Ich musste plötzlich an den herzförmigen Anhänger denken, den Kirk mir zu unserem ersten Jahrestag geschenkt hatte. Mich fröstelte. Ich hasste Herzen. Und es war auch noch aus Gold. Ich trug niemals Gold. Das hätte Kirk eigentlich wissen müssen. Vielleicht hatte Michelle doch Recht – Kirk brauchte auf jeden Fall Hilfe, wenn es um Schmuck ging.
    Denn da selbst ich keine Ahnung hatte, was ich wollte, woher sollte Kirk es dann wissen?
    Was den Ring betrifft, dachte ich und erschauerte erneut. Oder mein Leben …
    Als ich am nächsten Tag Michelle im so genannten
Diamond District
Ecke 47.

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