Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Straße und Fifth Avenue traf, war ich sofort völlig überfordert. Überall hingen Schilder, die faire Preise, Qualitätssteine und eine großartige Auswahl versprachen – eigentlich alles, außer einem Happy End. Ich wusste nicht einmal, wo anfangen. Denn um ehrlich zu sein: Jetzt, wo ich diesem kleinen Schaufensterbummel zugestimmt hatte, fühlte es sich irgendwie nicht richtig an. Was hatte ich an einem Mittwochnachmittag mit Michelle im
Diamond District
zu suchen? Sollte ich mir den Ring nicht zusammen mit meinem künftigen Mann aussuchen?
„Ich habe das Gefühl, dass ich mich hinter Kirks Rücken verlobe“, sagte ich, als ich neben Michelle die Straße entlangging. Sie zog ihre Zigaretten aus der Tasche und reichte mir eine, ohne mich zu fragen, ob ich rauchen wollte. (Ich wollte.)
Nachdem sie die Zigaretten mit einem neonpinkfarbenen Feuerzeug angezündet hatte, das sie sofort wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ, sagte sie: „Hör auf, dir Gedanken zu machen. Wir holen uns doch nur ein paar Ideen. Rudy wird dir garantiert das Richtige empfehlen.“
„Hat Frankie deinen Ring bei Rudy gekauft?“ Ich zog hektisch an der Zigarette, während wir an einem funkelnden Schaufenster nach dem anderen vorbeiliefen.
„Natürlich“, antwortete sie. „Er hat wirklich eine riesige Auswahl.“
Wir traten die Zigaretten vor einer ramponierten Stahltür aus, die halb von einem Plakat verdeckt war, auf dem stand „
Diamonds R Us“
. Wir traten ein und gingen durch einen gruselig dunklen Flur.
„Wer ist dieser Rudy überhaupt?“ fragte ich.
„Er ist der Cousin meiner Mutter.“
Ich fragte mich, ob das stimmte. Michelles Mutter schien mit jedem Italiener zwischen Brooklyn und Manhattan verwandt zu sein. Mit dem Grundstücksmakler, der Michelle den Job bei
Lee and Laurie
besorgt hatte. Sogar der Priester, der Frankie und Michelle getraut hatte, war angeblich ein Onkel oder Cousin.
Der dunkle Flur endete vor einer weiteren Tür, die in einen hell erleuchteten Raum führte. Ich war erleichtert, als ich Glasvitrinen voller Schmuck sah.
Bis ich Rudy sah. Kaum einen Meter sechzig groß und fast völlig kahl, hatte er ein glänzendes Hemd an, wie John Travolta es in
Saturday Night Fever
hätte tragen können, und eine Bundfaltenhose, die seine recht untersetzte Figur noch betonte. Oh, und dann waren da noch die Halsketten – dick und golden baumelten sie zwischen seinem Brusthaar, das aus dem Hemd hervorquoll.
„Michelle, Baby, wie geht es dir?“ Er erhob sich von seinem Stuhl im hinteren Teil des Ladens, eine Zigarette brannte in dem großen Marmoraschenbecher, der vor ihm auf der Glastheke stand.
„Hallöchen Rudy“, rief Michelle kokett.
Rudy ging um die Theke herum, umarmte sie so fest, dass sie fast von seinem Körper verschluckt wurde, und küsste sie direkt auf die Lippen.
„Mein Gott, du wirst von Mal zu Mal schöner!“ rief er, als er sie losließ und ihr tief in die Augen schaute. „Wie geht es Frankie? Behandelt er dich gut?“
„Sag du’s mir, Rudy. War er in letzter Zeit mal hier? Du weißt doch, ich habe bald Geburtstag …“
„Schick ihn einfach zu mir, Michelle, dann kümmere ich mich schon darum. Schließlich weiß Rudy genau, was du magst, Baby“, sagte er mit einem Zwinkern, das andeutete, dass er nicht von Ohrringen sprach.
Dann wandte er sich mir zu, seine dunklen Augen wanderten über meinen Körper, als könne er genau sehen, was
ich
mochte, und ich spreche wieder nicht von Ohrringen.
„Angie DiFranco, das hier ist Rudy Michelangelo“, sagte Michelle.
„Ach, der Bildhauer“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln.
„Genau der.“
Er zeigte in eine Ecke des Ladens, wo eine Gipsreplik der berühmten Davidskulptur stand, um deren Nacken eine dicke Kette hing.
„Aber um ehrlich zu sein“, Rudy neigte sich etwas näher, sodass ich eine volle Wolke seines Rasierwassers abbekam, in dem er offensichtlich gebadet hatte, „wenn ich diese Skulptur gemacht hätte, hätte sie etwas mehr von unseren Familienschätzen abbekommen, wenn du weißt, was ich meine?“ Er lachte grölend.
„Rudy, du wieder!“ rief Michelle und schlug ihm spielerisch auf den Arm.
Sie meinte das ernst.
„Also, was kann ich für die beiden Damen heute tun, hm? Vielleicht ein hübsches Armband? Ich habe gerade tolle Modelle hereinbekommen …“
„Eigentlich sind wir wegen Angie hier, Rudy.“ Michelle lächelte mir zu. „Sie sucht einen Verlobungsring.“
„Wirklich?“ Nach dieser
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